Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

DOI Artikel:
Bethge, Hans; Scheurich, Paul [Ill.]: Paul Scheurich
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0407

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
paul scheurich

putto mit traube

PAUL SCHEURICH

Von Hans Bethge

Dem Bücherfreund ist der Name Paul
Scheurich vor einigen Jahren zuerst
durch eine Reihe stilistisch eigenwilliger Buch-
illustrationen bekannt geworden. Ich glaube,
die kolorierten Zeichnungen zu „Yoricks emp-
findsamer Reise" von Sterne waren das erste,
was ich von Scheurich zu Gesicht bekam.
Diese kleinen Zeichnungen waren derart, daß
man sich den Namen ihres Erfinders merken
mußte. Etwas Krauses und Schnurriges war
in ihrer Art, sie hatten schon eine zarte, per-
sönliche Handschrift, man spürte die Freude
am Grotesken, aber auch eine feine Anmut,
eine lyrische Grazie war über die meisten
dieser Blätter ausgegossen, eine Grazie, die
den jungen Zeichner als einen Stilisten aus
der Gegend Karl Walsers erkennen ließ.
Scheurich ist sich in seinem Wesen, in dieser
eigentümlichen Mischung von Grazie und fei-

ner Groteske, immer gleich geblieben; seine
Linien, von ornamentalem Reiz, wurden mit
der Zeit kühner und sicherer und bekamen,
wenn sie auch nicht bedeutend waren, doch
etwas so Persönliches, daß eine Zeichnung
von ihm auf den ersten Blick als „Scheurich"
zu erkennen war. Es zog ihn zu den Stilen
verklungener Zeiten, besonders zum Bieder-
meier und zu den Fräcken, Perücken und
blumigen Reifröcken des 18. Jahrhunderts.
Er hatte die Manier kleiner, kurz abgebro-
chener, krauser Linien und andeutender Punkte,
und in der Komposition seiner Blätter war
von Anfang an eine merkwürdige klare Ueber-
leglheit und zuweilen eine überraschende
Kühnheit des Ausschnittes.

Aber das beste, was ihm gelungen ist, sind
seine Porzellane. Ja, seine Porzellanfiguren
gehören zu den schönsten modernen Arbeiten

384
 
Annotationen