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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Poppelreuter, Josef: Die Zukunft der Vorbildung unserer Künstler, Kunsthistoriker und Allgemeingebildeten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0406

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könnte eher allgemeiner Unterrichtsgegenstand derum ein Wirkungskreis in geachteter sozialer

sein wie die Musik. Stellung, vielen die sonst darauf verfallen,

Wird die Ausbildung der Fähigkeit hierzu Privatinstitute zu gründen.

in unseren allgemeinen Schulbetrieb in höhe- _

rem Maße eingegliedert, so werden viele junge

Leute davor bewahrt, zu vermeinen, sie seien GEDANKEN UBER KUNST
zur großen Kunst berufen, weil sie zufällig Die echte Historie muß in erster Linie das
an der Schule vorbei etwas mehr Zeit auf Ethische, menschlich Große festhalten, gleichviel in
solche Uebungen verwendet haben wie an- welchem Kostüm sie sich bewegt. Ein geistvolles
dere. Die Schule aber würde damit keines- Porträt der Neuzeit in moderner Kleidung kann
wegs Allotria treiben. Sie würde geradezu somit im besten Sinne des Wortes ein Historienbild
bei manchen Berufen wie bei zukünftigen genannt werden. Anselm Feuerbach
Aerzten und Naturforschern, abgesehen von Alle Geschichte der Malerei ist immer Ge-
Architekten, die Berufsausbildung vorbereiten. schichte des Sehens. Die Technik verändert sich
Der fakultative Aktsaal wäre namentlich in erst, wenn sich das Sehen verändert hat. Sie ver-
Städten, welche eine größere Anzahl von ändert sich nur, um den Veränderungen des Sehens
höheren Schulen, besonders Realschulen be- nachzukommen. Das Sehen aber verändert sich
sitzen, nichts über die Maßen Verschwenden- mit der Beziehung des Menschen zur Welt. Wie
sches. Würde ein Künstler meinen, es sei der der Mensch zur Welt steht, so sieht er sie. Alle
Weg zur Pfuscherei? Es käme auf die Lehr- Geschichte der Malerei ist deshalb auch Geschichte
personen an, wie auf allen anderen Gebieten. der Philosophie, besonders der ungeschriebenen.
Und gerade hier böte sich den Künstlern wie- Hermann Bahr

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