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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 79.1929

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Moser, Ludwig: Monumentale Malerei von Karlsruher Künstlern
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https://doi.org/10.11588/diglit.7096#0271
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MONUMENTALE MALEREI VON
KARLSRUHER KÜNSTLERN

VON
LUDWIG MOSER

Die Erichütterungen, welche als Folge des Weltkriegs unsere Geselhchaft veränderten, haben
auch ihr Verhältnis zur Kunst in Mitleidenschaft gezogen. Allzuleicht jedoch sucht die Einsicht
in diese nicht zu verlehleiernde Tatsache ihren Weg nach der Seite zu nehmen, daß man alles
der »mangelnden Kaufkraft« zulchreibt und die Wiederkehr eines dem alten ähnlichen Zustandes
mehr oder weniger zuversichtlich erhofft.
Wir sind anderer Ansicht. Wenn die Katastrophe die uns alle traf, den einen leichter, den andern
schwerer, einen letzten Sinn für unsere Erkenntnis hatte, so war es der, deutlich zumachen, wie
sehr der rein auf sich selbst gestellte Menlch, auch der schöpferilch tätige, und gerade er, eine Fik-
tion sei, und wie wir bis ins Innerste auf Gedeih und Verderb mit all den andern verbunden sind.
Diese soziale Gebundenheit erschien so auch als ein Lebensgesetz der Kunst, und damit stand
vor allem die bildende Kunst der Zumutung gegenüber — sie, die sich in verflossenen Jahrzehnten
in vornehmer Abgeschiedenheit verfeinert und selbst gepflegt hatte —»Aufgaben« zu lösen, welche
ihr von außen gestellt wurden.
Die Aufmerksamkeit wandte sich vor allem der Architektur zu, jener unter den bildenden
Künsten, die am unmittelbarsten mit unserer Existenz verbunden scheint. Die Leistungen auf
diesem Gebiete sind ausreichend bekannt, weniger die, welche die nicht so sehr in der Sphäre
der elementaren Notwendigkeiten schaffende Architekturmalerei hervorgebracht hat.
Ihr Wirkungsfeld ist das ösfentliche Gebäude. Wohl ist auch dieses in großem Umfang zunächst
Nutzbau mit vorwiegend technilchem Gepräge geworden; indessen liegen im Wesen alles Regierens
doch so viele Forderungen an sein repräsentatives Erscheinen belchlossen, daß der reine Nutzzweck
z. B. bei einem Rathaus nicht in dem Maße Motiv der Gestaltung werden kann, wie bei irgend-
einem Fabrik- oder Bürobau. Noch weniger ist es möglich, ihn zum Hauptmotiv des Kirchenbaues
zu machen, wo ganz bestimmte geistig-seelhche Wirklichkeiten ihren Ausdruck fordern und, da
man ihnen darin nicht entgegenkommt, nur zu oft in künstlerilch fataler Weise befriedigt werden.
Es sind also vornehmlich diese Gebiete, welche der Hilfe der Malerei bedürfen, und es fragt
Fich, wie weit diese das Bedürfnis erkannt hat und ihm nachgekommen ist.
Die Verhältnisse brachten es mit sich, daß Deutschland nur verhältnismäßig wenig Gelegen-
heit zur Entwicklung der Architekturmalerei schasfen konnte. Sehr Bemerkenswertes ist dagegen
während der letzten Jahre in Schweden geleistet worden, wo die Mosaiken des Stockholmer Stadt-
hauses und die Ausmalung der Kirche zu Ed durch Hjortzberg*) als bedeutende Beispiele monu-
mentalen Raumschmuckes genannt sein mögen, um nur weiteren Kreisen Bekanntes zu nennen.
Nun hat es sich gefügt, daß gerade von Karlsruher Malern mehrere Arbeiten ähnlicher Art
in Angrisf genommen wurden und zum Teil auch Erfolge zeitigten, Erfolge, die das Problem
einer zeitgemäßen Architekturmalerei einer Lösung wesentlich näher bringen konnten.
In diesem Zusammenhang muß zunächst die Ausschmückung des Bürgersaals im Karlsruher Rat-
hause durch H. A. Bühler erwähnt werden. Sie verdient schon deshalb unsere Aufmerksamkeit,
*) Vgl. Festsdirift für Paul Clemen / Düsseldorf 1926

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