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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Stiassny, Robert: Ein monumentaler Holzschnitt
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0025

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Kunstlitteratur. — Todesfälle. — Ausgrabungen und Funde.

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stellte Typen als Staffage herausgegriffen: Augsburger
Patrizier mit ihren Damen auf teppichbehängten Tri-
bünen im Hintergrunde plaudernd, ehrsame Bürger-
paare vor den Marketenderzelten im Mittelgrunde
auf- und niederschreitend und reitend, endlich mehrere
in ihrer dörflichen Einfalt und Neugier ungemein
launig charakterisirte Bauerngruppen im Vorderplan.
Ein typisirender, sittenbildlicher Zug geht überhaupt
durch die ganze Darstellung, hält uns für ihre um-
ständliche Erzählungsweise schadlos und unterscheidet
diese Aufnahme eines Zeitereignisses sehr zu ihrem
Vorteile von den xylographirten Lokalberichten, den
so häufig nach einer fertigen Anschauungsschablone
entworfenen Illustrationen moderner „Spezialartisten".
Hoffentlich sind die Akten über Hans Tirol, in dem
die deutsche Kunstgeschichte einen Künstler von
Rang zurückgewonnen hat, noch nicht geschlossen;
namentlich.stehen über seine Beziehungen zum öster-
reichischen Kaiserhause weitere Aufschlüsse noch
zu gewärtigen. Aus diesem Grunde, vor allem aber,
um der fortschreitenden Zersplitterung der Fachlite-
ratur, wo th unlieb, Einhalt zu gebieten, wäre es wün-
schenswert gewesen, dass die Wiedererweckung des
Vergessenen nicht in einer, wenn auch noch so ver-
dienstlichen Sonderpublikation, sondern in dem hiezu
berufenen Organe, dem Jahrbuch der Kunstsamm-
lungen des Kaiserhauses stattgefunden hätte.

R. SHASSNY.

KUNSTLITTERATUR.

x.— Von G. Hirths „Kulturhistorischem Bilderbuch aus
drei Jahrlamderten" ist nunmehr die 70. Lieferung erschienen,
die 31 Blätter nach Werken verschiedenster Meister enthält.
Besonders stark ist Ghodowiecki vertreten und zum Teil mit
Zeichnungen, die nicht nur künstlerisch, sondern auch kultur-
geschichtlich hochinteressant sind. Überhaupt enthält das
neue Heft des trefflichen Werkes allerlei Kuriosa und Selten-
heiten, so satirische und andere Darstellungen von Domi-
nique -Vivant Denan, verschiedene Blätter, welche sich
auf die ersten Fahrten Montgolfiers beziehen, zahlreiche
Charakterdarstellungen von J. Fr. r. Qoetx u. a, w. Immer
reicher und vollständiger wird diese Publikation, die uns
nicht allein die Entwicklung der Kunst in den drei Jahr-
hunderten in umfassender Weise zur Anschauung bringt,
sondern auch mit allem bekannt macht, was mit der Kultur-
geschichte dieser Zeit in engerem und weiterem Zusammen-
hang steht.

Katalog des Museums in Schwerin. Das Grossherzog-
liche Museum, welches, dank der rührigen Leitung, einen
besonderen Ehrenplatz unter den deutschen Museen erwor-
ben hat, giebt soeben die 3. Auflage des kleineren Katalogs
heraus. Drei Auflagen eines solchen Katalogs im Verlaufe
v°u acht Jahren sind ein Erfolg, den kein andere« Museum zu
verzeichnen haben dürfte; dnbei gehört die mecklenburgische
Residenz ihrer Bevölkerungszahl nach zu den kleinsten
Museumstildten und ist dem grossen Fremdenverkehr nahe-

zu völlig entrückt. Die Schönheit der auf dem Gebiete der
holländischen Malerei besonders wichtigen Sammlung, die
musterhafte Aufstellung und nicht zum wenigsten der grosse
Katalog, welcher in Fachkreisen als ein Musterkatalog an-
erkannt wird, haben dem Museum seit einem Jahrzehnt
Kunstfreunde und Fachgelehrte aus der ganzen Welt zuge-
führt, von denen keiner auch den kleineren Katalog missen
mochte. Die Durchsicht der neuen Auflage stellt der Lei-
tung des Museums wieder das ehrendste Zeugnis aus. Die
für die bescheideneren örtlichen Verhältnisse bedeutende
Vermehrung der Bilder durch Zuweisungen des Landesherrn,
Schenkungen oder Ankäufe, bleibt trotz des nicht genug zu
ehrenden Kunstsinnes des Fürstengeschlechts und mancher
Bevölkerungskreise immer ein grosses Verdienst des Direktors,
dessen frische Arbeit auch an der auf Grund des Zuwachses
und zwecks besserer Plazirung der holländischen Kabinet-
bildchen vorgenommenen neuen Umordnung erkennbar ist.
Endlich sind hier auch eine Reihe von Restaurirungen vor-
genommen, welche in dem Vorworte zu der neuen Auflage
mit Recht als die erfreulichsten Veränderungen im Zustande
der Sammlung bezeichnet werden. Eine ganze Anzahl wert-
voller Bilder haben nach Entfernung der Übermal ungen
durch den Professor Malchin ein neues Aussehen erhalten.
So ist, um einzelnes zu nennen, aus einem Bilde des C. van
Poelenborgh (Nr. 823), früher als Wald mit Felslandschaft
beschrieben, eine Landschaft mit schlafender Nymphe und
einem Satyr geworden; das Bild des Vertangen (Nr. 1072),
bisher als Fluss und Gebirgslandschaft mit Hirten und Vieh
bezeichnet, stellt jetzt badende Mädchen dar und ähnlich
geht es drei Bildern des van der Lisse; zwei Werke des E.
Dietrich (Nr. 24G, 247), bisher Tierstücke, sind jetzt Venus
und Amor genannt. Zu solchen Erfolgen kann dem Museum
aufrichtig Glück gewünscht werden. Die sonstige Einrichtung
des Katalogs ist die alte; übersichtlich und handlich wie er
geblieben ist, wird derselbe dem Besucher keine Last, die
er nur um ihrer Unentbehrlichkeit willen nicht von sich
weist. Ein guter praktischer Katalog ist für ein Museum
von grösstem Werte; er wirbt demselben immer neue Freunde
in jenen Kreisen, welche der Kunst sonst ferne stehen und
beim Besuche einer Sammlung von ihm abhängig sind.

v. U.

TODESFALLE.

„% Der dänische SchlacMcn- und Gcnrcmalcr Jörgen
1 alentin Sinne ist anfangs Oktober in Kopenhagen im 90.
Lebensjahre gestorben.

»% Der Maler August Borchnann, ein Schüler der
Düsseldorfer Akademie und des Parisers Couture, der sich
durch geschichtliche Genrebilder aus dem 18. Jahrhundert
bekannt gemacht hat, ist am 9. Oktober zu Berlin im 03.
Lebensjahre gestorben.

»** 1'"' schwedische Geschichts- und Bildnismaler
Edward Persern ist am 8. Oktober zu Stockholm im 49.
Lebensjahre gestorben. Er hatte seine künstlerische Bildung
in Düsseldorf und München, hier vorzugsweise bei Piloty
genossen.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

* Dr. Heinrich Schliemann hat nach der „N. Fr. Presse"
bei Abgrabung eines Grundstückes in der Universitats-
Btrasse in Athen behufs eines Hausbaues elf Gräber ent-
deckt, wovon — nach den Beigaben zu arteilen — sehn
 
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