KUNSTCHRONIK
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,
HERAUSGEBEE:
CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST
WIEN
Heugasse 58.
KÖLN
Kaiser-Willielmsring 24.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägcrstr. 73.
Neue Folge. IL Jahrgang.
1809/91.
Nr. 1. 9. Oktober.
Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.
DIE MALERFAMILIE WOUWERMAN. .
In der 7. und 8. Lieferung (S. 118—126)
des laufenden Bandes von Obrccns „Archief voor
Nederlandsche Kunstgeschiedenis" hat der Reichs-
archivar von Nordholland, Herr C. J. Gönnet, der sieb
auch sonst bereits mehrfach um die Künstlerge-
schichte verdient gemacht bat, einen Aufsatz ver-
öffentlicht, der zu mehreren interessanten Ergeb-
nissen führt. Interessant besonders deshalb, weil sie,
auf urkundliches Material sich stützend, die eben-
falls urkundlichen Mitteilungen van der Willigens
in seinen „Artistcs da Tlarlcm" über den Haufen zu
werfen scheinen.
Denn I. während dieser uns mit drei Frauen
von Paulus Joosten aus Alkmaar bekannt gemacht
hat: Adriaenke Jans, Mayke Lucas und Susanna
van den Bogaert, von denen die dritte die Mutter
war u. a. von Philippus (getauft 24. Mai 1G19),
von Pieter (get. 13. Sept. 1623) und von Johannes
(get. 30. Okt. 1629) teilt uns Gönnet mit, dass Maria
Pransdr. [Saalle] vor 1610 neben — vermutlich drei
— anderen Kindern ihrem Gatten, «lern Maler Pou-
wels Joostens Wouwermann, einen Sohn Pieter ge-
schenkt hatte.
IL Während v. d. W. zu erzählen weiss, dass
Pieter Wouwerman 1646 in die Harlemer Lnkas-
gihle eintrat, 2. Aug. 1654 daselbst als .Junggeselle
sich mit Hendrikje Havermans verheiratete, am 2(1.
Juni l(i,r)5 eine Tochter dieser Frau, Susanna') und
am 6. März 1657 einen Sohn derselben. Paulos tau-
fen Hess, am 18. Juli 1656 endlich Zeuge war bei
1) Hierbei war Jan Wouwerman Taufeeuge.
der Taufe von Jan Wouwermans Tochter Agatha,
erhärtet Gönnet, die Dokumente in der Hand, die
Thatsachen, dass der obengenannte Sohn von Pou-
wels Joostens Wouwerman und Maria [Fransdr.]
Saalle, der Maler genannt wird, am 23. Februar 1612
zu Paris die Ehe einging mit Guillemctte Coutelier,
29. März 1643, ebendort einen Sohn Steven taufen
Hessj und wahrscheinlich sehr bald darauf starb,
denn 1659 nennt sich die Coutelier seine Witwe
seit lb' Jahren.
III. Ausserdem lesen wir bei Gönne!., dass Phi-
lips Wouwerman am 10. Nov. 1661 in Verbindung
mit seinem nccfx), dem ebengenannten Steven Pieters
Wouwerrnan, vorkommt.
Die aus dem Mitgeteilten zu ziehende Konsecpienz
ist deutlich: wenn wir die Authentizität der beider-
seitig benützten Quellen anerkennen, — und dies
nicht zu tliun, haben wir durchaus keinen Grund —
so müssen wir zur Annahme von zwei verschiedenen
Malern Namens Pieter Wouwerman gelangen, beide
aus Haarlem gebürtig, beide Söhne eines Malers
Paulus Joosten Wouwerman, beide Brüder (resp.
Verwandte) eines Philipp Wouwerman, der eine aber
bereits vor 1610 geboren, 1642 zu Paris verheiratet
und 1643 gestorben, der andre dagegen 1623 getauft,
165 1 in Haarlem verheiratet und (wie Bredins im
Katalog des Rijksmuseums mitteilt) am 9. Mai 1682
in Amsterdam begrüben. Wer von diesen beiden
der uns bekannte Nachfolger Philipp Wouwermans
gewesen sein muss, werden wir jetzt seilen.
1) Da tuef sowohl Vetter :ils Neil« bedeutet and auch
für weitläufigere VerwandtschaftsverhaltaiBse gebraucht
wird, ziehe ich »or, es hier anübersetzt zu la
WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,
HERAUSGEBEE:
CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST
WIEN
Heugasse 58.
KÖLN
Kaiser-Willielmsring 24.
Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägcrstr. 73.
Neue Folge. IL Jahrgang.
1809/91.
Nr. 1. 9. Oktober.
Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.
DIE MALERFAMILIE WOUWERMAN. .
In der 7. und 8. Lieferung (S. 118—126)
des laufenden Bandes von Obrccns „Archief voor
Nederlandsche Kunstgeschiedenis" hat der Reichs-
archivar von Nordholland, Herr C. J. Gönnet, der sieb
auch sonst bereits mehrfach um die Künstlerge-
schichte verdient gemacht bat, einen Aufsatz ver-
öffentlicht, der zu mehreren interessanten Ergeb-
nissen führt. Interessant besonders deshalb, weil sie,
auf urkundliches Material sich stützend, die eben-
falls urkundlichen Mitteilungen van der Willigens
in seinen „Artistcs da Tlarlcm" über den Haufen zu
werfen scheinen.
Denn I. während dieser uns mit drei Frauen
von Paulus Joosten aus Alkmaar bekannt gemacht
hat: Adriaenke Jans, Mayke Lucas und Susanna
van den Bogaert, von denen die dritte die Mutter
war u. a. von Philippus (getauft 24. Mai 1G19),
von Pieter (get. 13. Sept. 1623) und von Johannes
(get. 30. Okt. 1629) teilt uns Gönnet mit, dass Maria
Pransdr. [Saalle] vor 1610 neben — vermutlich drei
— anderen Kindern ihrem Gatten, «lern Maler Pou-
wels Joostens Wouwermann, einen Sohn Pieter ge-
schenkt hatte.
IL Während v. d. W. zu erzählen weiss, dass
Pieter Wouwerman 1646 in die Harlemer Lnkas-
gihle eintrat, 2. Aug. 1654 daselbst als .Junggeselle
sich mit Hendrikje Havermans verheiratete, am 2(1.
Juni l(i,r)5 eine Tochter dieser Frau, Susanna') und
am 6. März 1657 einen Sohn derselben. Paulos tau-
fen Hess, am 18. Juli 1656 endlich Zeuge war bei
1) Hierbei war Jan Wouwerman Taufeeuge.
der Taufe von Jan Wouwermans Tochter Agatha,
erhärtet Gönnet, die Dokumente in der Hand, die
Thatsachen, dass der obengenannte Sohn von Pou-
wels Joostens Wouwerman und Maria [Fransdr.]
Saalle, der Maler genannt wird, am 23. Februar 1612
zu Paris die Ehe einging mit Guillemctte Coutelier,
29. März 1643, ebendort einen Sohn Steven taufen
Hessj und wahrscheinlich sehr bald darauf starb,
denn 1659 nennt sich die Coutelier seine Witwe
seit lb' Jahren.
III. Ausserdem lesen wir bei Gönne!., dass Phi-
lips Wouwerman am 10. Nov. 1661 in Verbindung
mit seinem nccfx), dem ebengenannten Steven Pieters
Wouwerrnan, vorkommt.
Die aus dem Mitgeteilten zu ziehende Konsecpienz
ist deutlich: wenn wir die Authentizität der beider-
seitig benützten Quellen anerkennen, — und dies
nicht zu tliun, haben wir durchaus keinen Grund —
so müssen wir zur Annahme von zwei verschiedenen
Malern Namens Pieter Wouwerman gelangen, beide
aus Haarlem gebürtig, beide Söhne eines Malers
Paulus Joosten Wouwerman, beide Brüder (resp.
Verwandte) eines Philipp Wouwerman, der eine aber
bereits vor 1610 geboren, 1642 zu Paris verheiratet
und 1643 gestorben, der andre dagegen 1623 getauft,
165 1 in Haarlem verheiratet und (wie Bredins im
Katalog des Rijksmuseums mitteilt) am 9. Mai 1682
in Amsterdam begrüben. Wer von diesen beiden
der uns bekannte Nachfolger Philipp Wouwermans
gewesen sein muss, werden wir jetzt seilen.
1) Da tuef sowohl Vetter :ils Neil« bedeutet and auch
für weitläufigere VerwandtschaftsverhaltaiBse gebraucht
wird, ziehe ich »or, es hier anübersetzt zu la