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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Friedrich von Schmidt gest.
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Lützow, Carl von: Das große deutsche Werk über Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0127

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243

Das große deutsche Werk über Olympia.

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uns eine Publikation des in neuer Pracht erstehen-
den Bauwerkes in dieser Zeitschrift, und alle Ein-
leitungen dazu sind getroffen, so dass wir diese Ar-
beit, zu welcher ein Schmidt nahegestandener Kollege
den Text übernommen hat, als Grabesspende dem
verehrten Meister widmen können.

Schmidts Leichenbegängnis fand an Sonntag
den 25. Januar nachmittags unter Teilnahme aller
Bevölkerungsklassen Wiens in der großartigsten
Weise statt. Die Gemeinde selbst hatte die Veran-
staltung der Trauerfeier übernommen. Für seinen
Leichenstein, den er ohne Denkmal in der schlich-
testen Form sich wünschte, hat der Verewigte
einen aus dem vorigen Jahre stammenden Entwurf
hinterlassen.

DAS GROSSE DEUTSCHE WERK ÜBER
OLYMPIA.

Nach jahrelanger Vorbereitung ist endlich vor
kurzem im Verlage von A. Asher & Co. in Berlin
der erste Teil des offiziellen großen Kupferwerkes
über Olympia erschienen, mit dessen Herausgabe die
Professoren Ernst Ourtius und Friedrich Adler vom
preußischen Unterrichtsministerium beauftragt sind.

Bevor wir einen Blick auf den vorliegenden Teil
werfen, sind wir den Lesern eine kurze Orientirung
über den Gesamtplan des umfassenden Unternehmens
schuldig. Dasselbe ist im ganzen auf vier Tafel-
bände in Groß-Folio und auf fünf Textbände in
Quart berechnet, zu denen noch eine Mappe mit
Karten und Plänen hinzukommen wird. Abgesehen
von den Karten und Plänen in Groß-Folio wird das
Werk etwa dreihundert Tafeln, zum Teil in Kupfer-
und Stahlstich, zum Teil in Heliogravüre und Chromo-
lithographie, bringen und außerdem der Text mit
zahlreichen Zinkätzungen illustrirt werden. Der Preis
des fertigen Werkes beläuft sich in der Subskription
auf 1200 Mark.

Der erste Textband wird die allgemeine histo-
rische Einleitung in das Ganze darstellen. Ernst
Curtius schreibt dafür die Geschichte der Ausgrabung
und die Geschichte von Olympia, Friedrich Adler
die Geschichte des Unterganges der Monumente.
Ferner werden diesem Bande die zu den Karten und
Übersichtsplänen der Mappe gehörigen Texte von
Jos. Partsch, P. Graef, W. Dörpfeld und Fr. Adler
beigefügt werden. — Der zweite Textband nebst den
Tafelbänden I und II wird der Architektur gewidmet
sein, in deren Bearbeitung sich Fr. Adler, W. Dörp-
feld, Fr. Graeber, P. Graef und Rieh. Borrmann

teilen. — Daran schließen sich die Skulpturen in
Stein (Textband III und Tafelband HI), bearbeitet
von Georg Treu, dann die Bronzen nebst den übrigen
kleineren Funden (Textband IV und Tafelband IV),
bearbeitet von Adolf Furtwängler, ferner der Text-
band V mit den Inschriften, darunter zahlreichen
Faksimiles, bearbeitet von Wilhelm Dittenberger und
Karl Purgold, endlich die Mappe mit den von J.
Partsch, P. Graef und W. Dörpfeld herrührenden
Karten und Übersichtsplänen. Der Mappe wird auch
eine Gesamtübersicht des Ausgrabungsfeldes in Helio-
gravüre beigegeben werden.

Wenn man den reichen Inhalt des wohlgegliederten
Ganzen überschaut und die Namen der Autoren liest,
welche sich in die Arbeit teilen, so kann man nicht
einen Augenblick daran zweifeln, dass das Werk in
Bezug auf erschöpfende Gediegenheit des Materials
und der Behandlung den höchstgespannten Erwar-
tungen entsprechen wird. Nur zwei Bedenken sind
uns aufgestiegen, während wir den jüngst erschie-
nenen Teil der Publikation durchsahen; und wir
wollen ihnen im Hinblick auf die Bedeutung des
Werkes offenen Ausdruck leihen.

Das erste Bedenken betrifft die Aufeinanderfolge
im Erscheinen der Bände. Die Publikation beginnt
mit dem Teil über die Bronzen und die sonstigen
kleineren Funde (Textband IV und Tafelband IV).
Wir wissen wohl, dass unter den Bronzefunden von
Olympia einige Stücke von höchstem Werte sind und
dass die Masse der kleinen Bronzen dem Archäo-
logen und dem Kulturhistoriker reiche Ausbeute ge-
währt. Nichtsdestoweniger halten wir die Eröffnung
der Publikation mit diesem Bande für keinen glück-
lichen Griff. Es wäre für den Erfolg des Unter-
nehmens geratener gewesen, den Einleitungsband
vorauszuschicken oder ihn gleichzeitig mit einem der
Spezialbände erscheinen zu lassen. Falls irgend-
welche sachliche Bedenken gegen das sofortige Er-
scheinen des ersten Bandes vorlagen (obschon wir
uns davon keine rechte Vorstellung machen können),
so wäre der Architekturband derjenige gewesen, mit
dem man das Werk hätte eröffnen sollen. Denn für
die Bauten von Olympia und ihre Geschichte be-
steht in weiten Kreisen ein lebhaftes Interesse, jeden-
falls auch ein tiefer gehendes als für die kleinen
Bronzen. — Unser zweites Bedenken bezieht sich auf
die Beschaffenheit der Publikation selbst. Bei dieser
ist der antiquarische Charakter zu sehr betont auf
Kosten des künstlerischen. Wenigstens tritt dies bei
dem vorliegenden Teile stark hervor und beein-
trächtigt entschieden die schöne, gediegene Gesamt-
 
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