Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

DOI Artikel:
Die Stuttgarter internationale Kunstausstellung, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0190

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HEEAUSGEBEE:
UND

CARL VON LUTZOW

WIEN
Heugasse 58.

ARTHUR PABST

KÖLN
Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. IL Jahrgang.

1890/91.

Nr. 22. 9. April.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

av.

DIE STUTTGARTER INTERNATIONALE
KUNSTAUS STELLUNG.

Ende März 1891.

Wer sich an Natur und Kunst in diesen Früh-
lingstagen so recht von Herzen erfreuen will, der
komme jetzt nach Stuttgart. Laudahunt alii claram
Rhodon aut Mitylenen — wir loben die wohllebige,
schöne schwäbische Hauptstadt. Zu allein, was sie
wie männiglich bekannt, sonst bietet, hat sie jetzt
ihre internationale Gemäldeausstellung. Dazu kommt
nun der Frühling gegangen. Und um mit Mirza
Schaffy zu reden, in welcher deutschen Stadt kann
man schöner sehen, wie nach Regenzeit und Winter-
qual der Frühling auf die Berge steigt, als hier?

So hatten wir geschrieben, da schüttet der Lenz,
an Dummheiten so reich, wie das jugendliche Men-
schenalter, Schneegestöber aus und verdirbt uns den
Humor für das Lob der Natur. Doch dafür bleibt
die Kunst, die Welt, die der Mensch sich selbst
schafft, um in sie sich zu flüchten, in ihr auszuruhen,
in ihr sich zu freuen, in ihr freilich auch seinen
eigenen Thorheiten freien Lauf zu lassen.

Ein Springflutjahr der Ausstellungen. Zu den
grossen Kunstweltmessen von München und Berlin
tritt nun auch Stuttgart. — Es war ein berechtigter
Wunsch an allerhöchster Stelle, dass Stuttgart nicht
ganz aus dem Reigen der Kunstschaustädte heraus-
treten und sich als Hauptstadt auch in Bezug auf
Anschauung und Förderung der Kunst durch eine
Ausstellung für alle hiesigen und nachbarlichen
Kreise, denen München und Berlin nicht so leicht
erreichbar sind, herausstellen solle. Wie lange dazu
auf vielleicht günstigere Gelegenheit warten? So

galt es nun, das Richtige zu thun, aber es lag ferne,
es München und Berlin gleichthun zu wollen.

Schon der Raum legte Beschränkung auf. Es
boten sich für die Ausstellung im Kgl. Museum die
trefflichen, eben fertiggestellten Galeriesäle des
neuen Flügelanbaues (erbaut von Herrn Oberbaurat
von Bok), die damit zugleich ihre schönste Einwei-
hung fanden, mit Raum für etwa 400 Bilder.

Das unter dem Protektorat Sr. Majestät des
Königs und dem Ehrenpräsidium Sr. kgl. Hoheit
des Prinzen Wilhelm von Württemberg zusammen-
getretene Komitee nahm die Vorschläge des in Aus-
stellungsangelegenheiten längst bewährten Herrn
Direktors der hiesigen Kunstschule von Schraudolph
einmütig an. Wie ihm die Last zufiel, so gebührt
ihm auch die Ehre für das gelungene Werk.

Da eine allgemeine Ausstellung nicht möglich
war, so musste man eine Auswahl treffen. Aber
wie? Es wurden zunächst die schon durch Prämien
ausgezeichneten Meister aufgefordert, die Ausstellung
zu beschicken, und zur Ergänzung Vertrauensmänner
gebeten, bewährte Kräfte vorzuschlagen. Aus-
geschlossen wurde keine Richtung. Die Aufforde-
rung erging auch an Meister des Auslandes.

Hinsichtlich der Schwierigkeiten gab man sich
keiner Täuschung hin. Die neuesten Schöpfungen
waren durchgehends für die grossen Ausstellungen
bestimmt und noch nicht ganz fertig, um zuvor
hier jetzt ausgestellt zu werden. In einigen Künstler-
kreisen konnte die Beschickung überhaupt nicht
mehr in Fluss gebracht werden. (Von Paris war
gerade eine Sendung angelangt, als dort der Gassen-
bubenspektakel wegen der Berliner Ausstellung aus-
brach.)
 
Annotationen