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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Die Stuttgarter internationale Kunstausstellung, [4]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0233

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453

Todesfälle. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

454

— mag jeder nach seiner Weise versuchen, unsere
Zeit aus den alten Geleisen heraus und nach neuen
Zielen vorwärts zu führen. Wir wissen auch, dass
man mit Halbheiten nicht vorwärts kommt, sondern
dabei immer wieder zurückzusinken pflegt. Und doch
finden wir es schlimm, dass unser Realismus so wenig
Dürers Lehre folgt, der seinen deutschen Realismus
gegen den damals neuen, welschen Renaissanceidealis-
mus verteidigend, doch die „gerade, starke, helle, not-
turftige ding, die alle menschen gewonlichenn lieben"
den Malern anempfiehlt. „So besser wird dasselbe
Werk." Wir sind derselben Ansicht.

Ein Meister der jungen Zeit in der Form, aber
in einem Geist, der so gut wie abhanden gekommen
war, ist Robert Hang von Stuttgart. Es ist lyrische
Dichtung in seinen Bildern, von denen das in Mün-
schen im vorigen Jahre ausgestellte sich die goldene
Medaille errang und das hiesige ein Hauptwerk der
Ausstellung bildet. Wie jenes in dem „Abschied",
greift auch dieses in die Zeit der Befreiungskriege.
Es sind drei Reiter auf Feldwacht „im Morgenrot".
Der Morgen graut; das erste Licht leuchtet durch
Wolken auf die müden, verschlafenen oder schla-
fenden Reiter und Rosse. Fern hebt sich eine Ve-
dette gegen den Himmel ab. „Morgenrot, Morgen-
rot, leuchtest mir zum frühen Tod". ... Zu viel
Blau steigert den Effekt bis zum Auffälligen — die
Farbe des Rahmens trägt auch noch dazu bei, aber
Empfindung und Technik und dazu die Eigenart
stellen den Künstler fortan zu unseren besten Meistern.

Nennen wir von den anderen hier vertretenen
württembergischen Künstlern die jetzt Stuttgart an-
gehörenden H. v. Rüstige, Fr. Keller, Igler, Treidler,
Schaumann, Specht, Käppis und Peters. Sie haben
sich längst, die meisten in München, ihre künstle-
rische Geltung errungen, Keller durch seine hohe,
koloristische Begabung, wie er etwa mit breiten
Pinselstrichen seine Gestalten hinwirft, als ob er
sich Franz Hals zum Vorbild genommen, Igler als
Maler von Kindheit und Jugend in Freud und Leid,
und Treidler als meisterlicher Humorist in Darstel-
lung des italienischen Volkslebens. Schaumanns
„Futterneid" zeigt ihn in erfreuender Weise auf dem
ihm sonst ungewöhnlichen Gebiete der Feinmalerei.
Friedrich Specht, der mit Kröner, G. v. Maffei und
F. v. Pausinger das Jagdwildbild vertritt, ist be-
kanntlich einer der ersten Tierzeichner der Jetzt-
zeit; man braucht dafür nur seine Darstellungen in
Brehms Tierleben anzusehen; der Malerei wird er
allerdings durch seine zeichnerischen Aufgaben zu
viel entzogen. Peters ist frisch, wie immer. Dass

Heinrich von Rüstige mit 81 Jahren noch wohlgemut
mit einer „Heimkehr des Spielers" bei schwieriger
Kerzenbeleuchtung auf den Plan tritt, wundert nie-
manden, der den schneidigen und heißblütigen
Dichter-Maler kennt.

Doch wie weiter nun allen Meistern und Mei-
sterinnen gerecht werden? Wir müssen auf unsere
Vorbemerkungen zurückweisen. Wie gerne würden
wir, wenn es uns hier nicht versagt wäre, alle Bilder
im einzelnen durchgehen, die bekannten und be-
rühmten Meister nennen und der neuen uns als
solcher freuen! Wie gerne würden wir namentlich
die Landschaft durchwandern von den Altmeistern
Andreas und Osivald Achenhach zu Russ und Schön-
leber bis zu Zubers Aquarellen!

Die Stuttgarter Ausstellung hat durch Inhalt und
Inscenirung hinsichtlich ihres Erfolges beim Publikum
die kühnsten Erwartungen übertroffen; ihre Anerken-
nung hat sich bei demselben von Tag zu Tag ge-
steigert. Sie wirkt glänzend im Sinne der sonstigen
hiesigen Kunstbestrebungen, wie erwartet wurde,
und erfüllt die Absicht ihres hohen königlichen Pro-
tektors, Kunstverständnis, Kunstfreude und Kunst-
leben in der schönen schwäbischen Hauptstadt zu
fördern. C. L.

TODESFÄLLE.

*** Der Direktor der Poracllanmanufaldur in Sivres,
Theodor Deck, ist am 15. Mai im Alter von 68 Jahren ge-
storben.

x. Ernst Höhnet ist in der Nacht vom 21. zum 22. Mai
in Dresden, wo er seit dreiundvierzig Jahren eine ungemein
fruchtbare Thätigkeit als Bildhauer und akademischer Lehrer
entfaltete, im Alter von einundachtzig Jahren gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

„,*„, Der Bildhauer Professor Rucmann in München
hat aus Anlass der Vollendung seiner Statue des Prinzregenten
Luitpold für Landshut den Orden der bayerischen Krone er-
halten, mit dem der Adel verbunden ist.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

y. Die Kunstausstellung des Kunstvereins für Rhein-
land und Westfalen ist am 18. Mai in Düsseldorf eröffnet
worden und umfasst 210 Nummern.

A. R. Das Kostümfest im Pur/.r dm Landesriitsslrllitiltjx-
gcbändes in Berlin, das der Verein Berliner Künstler am
21. Mai aus Anlass der fünfzigsten Wiederkehr seines Stif-
tungstages (19. Mai 1841) gegeben hat, ist von der Gunst des
Wetters reichlicher beglückt worden, als es vielen Zu-
schauern (es sind etwa 5000 gewesen) erwünscht war. I"
brennender Sonnenglut mussten diejenigen, die die Abwick-
lung des sehr weitläufig entworfenen Programms von An-
fang bis zu Ende erleben wollten, von 3 bis ü Uhr nach-
mittags auf den Tribünen ausharren, die den Festplatz in
Gestalt einer halben Ellipse, deren Scheitelpunkt auf den
Zeustempel stieß, umgaben. Sie hatten aber wenigstens alle
 
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