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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Unwin, Raymond: Die neue Stadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0014

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DIE NEUE STADT Von Raymond Unwin | I NICHT DIE BEVÖLKERUNGSZAHL EINER

S. R. I. B.A. Leitender Architekt im englifchen Minifterium für Volkswirtfchaft ^

DERN DAS LEBENSNIVEAU / DAS SIE
ALLEN IHREN BÜRGERN BIETEN KANN.

Wenige Dinge find heute wichtiger, als das Studium der Grofjftadtentwicklung |
und die Verbreitung und Verftändlichmachung der Ergebniffe diefes Studiums.
„Das neue Frankfurt" wird, wie ich hoffe, einen wichtigen Anteil an diefer Arbeit
übernehmen. Die Lage iff heute befonders fchwierig, und es befteht die Gefahr,
darj manche Städte falfche Wege befchreifen werden. Mit dem fortfchreitenden
Wachstum der Stadt ergreift eine immer gröfjere Zahl von Menfchen das
Verlangen, die günftigen Gelegenheiten für ein fchnelles Fortkommen, die
fich dort bieten, auszunütjen. Zweifellos befteht noch immer, vom Grundbefitj
gefördert, das Beftreben, die Anhäufung der Gebäude mehr und mehr zu
fteigern, bis die ganze Stadt zu einer dichten Maffe von Strafen und Gebäu-
den mit nur wenigen eingeftreufen Freiflächen geworden ift. Wenn keine I
ftärkere Anhäufung in der Horizontalen mehr möglich ift, fo beginnt die ver-
tikale Türmung von Stockwerk auf Stockwerk bis zu einem Stadium, dafj die
Strafen nicht länger fähig find, die Menge des Verkehrs zu bewältigen, die
diefe grofje Häufermaffe verurfacht. In New York gibt es ausgedehnte Bezirke,
für die man errechnet hat, dafj die Strafjen nur noch Aufenthaltsraum für etwa
ein Drittel der Bevölkerungszahl gewähren, die in den Baulichkeiten lebt und
arbeitet. Sollten diefe Menfchen aus irgend einem Grunde alle gleichzeitig
die Sfrafjen bevölkern müffen, fo würde fich herausftellen, dafj zwei Drittel von
ihnen keinen Platj zum Stehen fänden. Die Probleme des Verkehrs und über-
haupt die der Sicherung eines menfchenwürdigen Dafeins werden unlösbar,
wenn eine folche Verftopfung einmal zugelaffen wurde.
Unfere jüngften internationalen Sfädtebaukonferenzen haben eine bemer-
kenswerte übereinftimmung zwifchen allen denen enthüllt, die fich mit dem
Studium diefer ftädtebaulichen Probleme befafjten. Einmütig erklärten fie, dafj
es notwendig fei, für die Erweiterung der Grofjftädte neue Methoden zu
wählen. Es ift nun allgemein anerkannt, dafj durch Anhäufung, fei es in hori-
zontaler oder vertikaler Richtung, keine befriedigende Löfung erreicht wer-
den kann, dafj die erfte Notwendigkeit guter städtebaulicher Entwicklung
die iff, jedem Bürger den nötigen Raum zu fichern, auf dem er ein gefundes
Leben führen kann, genügend Luft und Sonnenlicht, Raum zum Arbeiten und
zum Spielen und zur Entfaltung feiner Fähigkeiten hat. Es ift weiter anerkannt,
dafj ein genügendes Mafj von Freiflächen einen ebenfo wichtigen Teil guter
Stadfentwicklung darftellt, wie die Gebäude und Strafjen. In immer weiteren
Kreifen fetjt fich die Erkenntnis durch, dafj eine beffere Verteilung der für die
verfchiedenen Funktionen beftimmfen Teile der Stadt und der Bevölkerung
die einzige Löfung für die grofjen Verkehrsprobleme darftellt, mit denen die |
grofjen Gemeinden unter den modernen Verhältniffen zu kämpfen haben.
Es ift Aufgabe desStädtebaues, diefe beffere Verteilung zu planen, ein gefundes |

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