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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Witte, Fritz: Alexander Schnütgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0132

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116

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr

12

ALEXANDER SCHNÜTGEN.

Dr. Witte, Direktor des Schnütgen-Museums.

Die katholische Geistlichkeit kann mit berechtigtem Stolze auf vier Männer
zurückschauen, die, nunmehr alle unter den Toten, vor Jahrzehnten die
Ehre und den Ruf des Standes auf einem eng umnssenen Wissens-
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ gebiete, dem kunstgeschichthchen näm-
lich, hochgehalten haben. Das waren Frz.
Xaver Kraus in Freiburg, Friedr. Schnei-
der in Mainz, Scheuffgen in Trier und
Alexander Schnütgen in Köln. Jeder von
ihnen war Spezialist. Während als ihr
Größter Frz. Xaver Kraus weiteste Ge-
biete der Kunstgeschichte speziell auf
Grund seiner ganz exorbitanten Kenntnis
der geistlichen und profanen Kultur ein-
zelner Geschichtsperioden in genialer Zu-
sammenfassung auch literarisch zu verar-
beiten verstand, neigten die drei anderen
geistlichen Kunstfreunde der mehr prak-
tischen Seite zu. Schneider griff mehr-
fach in seinen feinsinnigen, bisweilen zu
Kabinettstücken sich auswachsenden Auf-
sätzen tief in das Gebiet der reinen
Kunstgeschichte hinein; Scheuffgen war
mehr Gelegenheitsarbeiter, dem in Trier
auch wohl die großzügige Anregung
fehlte, die zur Fruchtbarmachung starker
persönlicher Neigungen notwendig ist.
Schnütgen dagegen wuchs in den denk-
bar persönlichsten Beziehungen speziell
zur christlichen und kirchlichen Kunst
auf und blieb ihr treu bis zu seiner letzten
Lebensstunde in mannigfachster Betäti-
gung.

Will man des Toten vielseitige Tätig-
keit auf dem Gebiete der Kunst vollauf
verstehen, so muß man heute auf eine der
Erziehung der genannten vier geistlichen
Kunstfreunde und -förderer entspringende Eigenart hinweisen. Wo findet sich
in der christlichen Kunstgeschichte ein Interpret wie Kraus, der mit einem solchen
Apparat profunder Kenntnis der Theologie mit all' ihren Hilfswissenschaften, der
Geschichte und Kirchengeschichte, der Archäologie und der Literatur, an die Aus-
deutung und Würdigung beispielsweise der Renaissancekunst herangetreten ist?
Kraus ist und bleibt auf diesem Gebiete ein Klassiker seines Faches. Und doch,
ich nehme nicht Anstand, zu behaupten, daß Probleme der Kunst für ihn recht

Abb. 8.
Madonna des XIII. Jahrh. im Sdinütsen-Museum.
 
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