Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Die Burg Altena und die Altertümersammlung des Landrats Thomée
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0090

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 8_________ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.__________75

DIE BURG ALTENA

UND DIE ALTERTÜMERSAMMLUNG
DES LANDRATS THOMEE.

Mit 3 Abbildungen.

Von den vornehmlich dem späteren Mittelalter entstammenden deutschen
Burgfesten, als den Wohnsitzen der herrschenden Geschlechter, waren nur
wenige unverletzt auf unsere Tage gekommen, die meisten arg zerstört
und nicht mehr bewohnbar.—Manche haben als Opfer der Kriege und der Ele-
mente ihre Herstellung erfahren, im letzten Jahrhundert, zumeist Eigentum von
Adeligen, Städten oder Bezirken.—Diese Herstellung war fast immer eine so schwie-
rige wie kostspielige Aufgabe. — Die durchweg verschiedenen Zeiten, daher auch
Stilarten entstammenden Bauwerke in den ursprünglichen Zustand zu versetzen,
war in der Regel weder möglich, noch zweckdienlich, denn nicht auf eine mög-
lichst getreue Rekonstruktion bzw. Ergänzung kam es an bei den gänzlich ver-
änderten Verhältnissen und Zwecken, sondern auf eine zugleich den Bedürfnissen
der Gegenwart entsprechende Anlage, deren aktueller Nutzen allein die gewal-
tigen Mittel zu rechtfertigen, daher auch flüssig zu machen vermochte.

Um so bedeutender waren diese Opfer, als sie nicht nur die massenhaften
Mauerarbeiten, nicht nur die äußeren Ergänzungen zu bestreiten hatten, sondern
auch den Innenräumen, ihrer Neuerscheinung, ihrer Wiederverwendbarkeit
dienen mußten, wie in der Belebung der Wände, so namentlich auch zur Füllung
der einzelnen Gelasse, der kleinen und großen. — Vertrautheit mit den Aufgaben
der Architektur und ihrer schmückenden Künste, besonders der ausstattenden,
war erforderlich, und wenn als letztere vornehmlich alte Originalwerke mitwirken
sollten, genaue Kenntnis des altertümlichen Möblements.

Die zum großen Teil in Trümmern liegende Burg Altena sollte als viel-
gestaltiges sagenumwobenes Architekturdenkmal die auf beiden Seiten der Lenne
malerisch sich aufbauende alte Stadt bekrönen; wieder errichtet und ergänzt im
Sinne der heimischen Bauweise, also mit den bodenständigen Materialien: Grau-
wacke, Eichenholz, Schiefer; sollte aber auch, wie in ihrer wiedergewonnenen
äußeren Erscheinung, so in ihrer inneren Ausstattung, die Geschichte, die Ge-
pflogenheiten des Gaues, des Kreises widerspiegeln. — Insoweit irgend erreich-
bar, sollten hierbei alte Gegenstände die Räume füllen und deren Schmuck be-
sorgen : der Decken und Wände, Fenster und Böden. — Balkenzüge und Füllungen,
Schränke und Bänke, Truhen und Tische, Herde, Kamine, Öfen sollten den
Räumen das alte Gepräge soviel als möglich wiedergeben und Gegenstände des
Haus- und Wirtschaftsrates aus Küche und Keller und Scheune im herrschaft-
lichen, mehr noch im bürgerlichen und bäuerlichen Betriebe, sollten den Ein-
druck vervollständigen. Gemälde, Stiche, Pläne, Warfen, Werkzeuge und was
sonst in den geschichtlichen Apparat passen mochte, sollte dem Ganzen zuge-
sellt und einverleibt werden als neue Errungenschaft aus alter Zeit. — Eine
Riesenaufgabe, die so warmen historischen Sinn wie künstlerischen Blick und
stilistischen Geschmack, dazu unermüdlichen selbstlosen Eifer verlangte.

Als die den märkischen Burgverein bildenden Städte und Landkreise zur Er-
innerung an die 1909 begangene Jubelfeier der dreihundertjährigen Verbindung
 
Annotationen