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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Hasak, Max: Die Bildwerke im Chor des Domes zu Chartres
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0084

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Nr. 7 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 59

DIE BILDWERKE IM CHOR
DES DOMES ZU CHARTRES.

Über die Herstellung der Bildwerke an den Chorschranken des Domes
zu Chartres hat sich der hochinteressante Vertrag erhalten, welchen
der Bildhauer Johann Soulas abschloß1:
„Am 2. Januar 1518 (1519 neuen Stils) kam und war gegenwärtig in Person
Jehan Soulas, Bildhauer, wohnhaft zu Paris auf dem Johanniskirchhof, Pfarrei
Saint-Jehan en Greve, der wußte und bekannte einen Vertrag abgeschlossen zu
haben mit uns in Person, den ehrwürdigen Herren Magister Johann Dudrac,
Kantor; Agnan Viole, Kämmerer, und Loys Joudart, Domherren in der Kirche
von Chartres, Meister und Verwalter des Baues der besagten Kirche, zu diesem
von uns gewählt und abgesandt; und, nachdem im folgenden unser Beschluß
geschehen ist am letzten Freitag, für uns vereinbarend in dieser Sache wie folgt:
Man wisse, daß der besagte Johann Soulas versprochen hat gut und gehörig
zu machen, wie es sich bei gutem Stein aus dem Bruche von Tonnerre gehört,
die Bildwerke, die erforderlich sind für 4 Darstellungen, welche hiernach be-
schrieben sind. In der ersten Geschichte soll dargestellt sein Joachim im Alter
von 40 Jahren, oder so ungefähr, die Tiere hütend mit 2 Ziegen, 3 Hammeln
und 2 Schafen, 2 Schäfern und 1 Hund; und der Engel vom Himmel herabsteigend
und zu ihm sprechend. In der zweiten wird man Anna abbilden, auch im Alter
von 40 Jahren oder ungefähr, traurig und klagend ihr Haus behütend mit ihrem
Hausmädchen, und der Engel vom Himmel herabsteigend zu ihr sprechend, und
vor ihr ein Betpult und neben ihr ein Kissen und ein Pudel, unter dem Betpult
hervorkommend. In der dritten wird abgebildet sein die Stadt Jerusalem und
an einem der Tore, welches das goldene genannt wird, sollen Anna und Joachim
ankommen, der eine von der einen Seite, der andere von der anderen, und hinter
Joachim ein Windhund, und an der Seite der hl. Anna ihr Mädchen. Und in
der vierten Geschichte soll die hl. Anna abgebildet sein, im Bett liegend und eine
Frau, welche die Jungfrau Maria halten soll, und zwei andere Frauen, eine einen Topf
haltend in Silberform, aufgeklappt, und die andere Gekochtes machend; und ... an
der Seite des Bettes am Wandbrett auf einem Untersatz, unter dem ein Linnen, ein
Becken und ein Becher in Silberform; das Bett mit Pfeilern und Linnen um die
Pfeiler in der Art von Bettvorhängen und darüber ein Himmel und Quasten am Ende
des Bettes hängend. Und das Ganze ebenso gut oder besser als es dargestellt ist und
wie die besagten Geschichten gezeichnet und schwarz und weiß dargestellt auf zwei
Leinwandstücken, die dafür gemacht und gegenwärtig gezeigt sind und überlassen
dem besagten Johann Soulas um die besagten Bildwerke nach dem Vorbild der
Zeichnung zu machen. Diese beiden Leinwandstücke so gezeichnet und gemalt
soll dieser Soulas gehalten sein meinen besagten Herrn vom Kapitel zurückzu-
geben mit den besagten Bildwerken ebenso gut und besser gemacht als diejenigen
sind um den Chor von Unserer heben Frau zu Paris . . . ."

Auch von Donatello hat sich gemäß Semper- die Nachricht erhalten, daß er
nach Zeichnungen von Malern modellierte.

1 Memoires de la Societe archeologique d'Eure et Loir. Chartres. 1876. Bd. 6. S. 473 ff.
- Mitteilungen der K. K. Zentral-Komrr.ission 1864.
 
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