vollständige Erfassung der Naturdenkmale, und hier bestehen
auch keinerlei Dissenspunkte zwischen Denkmal- und Natur-
schutz (Abb. 10).
Etwas komplizierter wird es bei den geschützten Landschafts-
bestandteilen, die auch Teil eines historischen Gartens oder einer
Kulturlandschaft sein können. Der bestehende Landschaftsplan
für Kiel weist für das Gebiet keinen schützenswerten Land-
schaftsbestandteil aus, obwohl es solche gibt, so zum Beispiel
Reste eines alten Knicks am Ahlmannschen Garten, die Düvelsbek
als das letzte nicht verrohrte Gewässer am Moränenrücken oder
die Reste der alten Schloßallee (Abb. 11). Während der Land-
schaftsplan im Bearbeitungsgebiet Naturdenkmale (lila Quadrate),
Parkanlagen (hellgrün), Biotope (orange Punkte), archäologische
Denkmale (lila Sechsecke) und eine Grünverbindung (allerdings
12 Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742-92), Professor der Schönen Wissen-
schaft an der Christian-Albrechts-Universität und Begründer der Düsternbroo-
ker Fruchtbaumschule bei Kiel. Kupferstich von J. D. Heydenreich 1792.
nicht entlang der historischen Achse des Düsternbrooker Weges,
sondern entlang der Förde) verzeichnet, gibt es dort offiziell keine
Kulturdenkmale. Hier hat wohl eine Zusammenarbeit in der Ver-
gangenheit nicht stattgefunden. Im Rahmen der zur Zeit laufen-
den Überarbeitung des Landschaftsplans und der Inventarisation
des Kieler Stadtgebietes werden demnächst zumindest die flä-
chenhaften Kulturdenkmale in den Plan übernommen werden.
Als neuntes Element möchte ich den Diedrichsenpark nennen.
Über die 1867 hier erbaute Villa Forsteck, die im Zweiten Welt-
krieg vollständig zerstört wurde, fehlen ebenfalls die historischen
Unterlagen. 1958 wurde der gesamte Bereich vom Stadtbauamt
im Rahmen der ersten Kieler Woche nach dem Krieg neu gestal-
tet. Dieser Park ist ein Beispiel für Anlagen, die noch zu jung
sind, um bereits eine Bedeutung als Kulturdenkmal zu erlangen,
außerdem fehlen Vergleichsbeispiele zur Bewertung der Anlage.
Der Park ist recht schlicht und pragmatisch gebaut und ausge-
führt worden. Sowohl der Plan als auch der Bestand zeigen zwar
eine landschaftlich reizvolle Situation, aber eine besondere histo-
rische, wissenschaftliche und ästhetische Bedeutung hat dieser
Park heute zumindest noch nicht - vielleicht in dreißig Jahren,
wenn er der letzte Park der fünfziger Jahre in Schleswig-Holstein
sein wird.
In meinen Ausführungen habe ich viele Bereiche nur angeris-
sen und wollte in erster Linie erreichen, daß wir in Zukunft mehr
über planungsrechtliche Inhalte, Verfahren und Methoden disku-
tieren und uns austauschen können, damit unsere Chancen und
Möglichkeiten zum Erhalt und zur Pflege historischer Gärten und
Parks vielleicht doch besser werden.
Abschließend möchte ich mit der Vorstellung des zehnten Ele-
ments zugleich einen Ausblick geben. Hirschfelds Todesjahr jährte
sich letztes Jahr zum 200. Mal. Bis heute ist ihm in seiner Wohn-
stadt und Heimat - er war Holsteiner - kein Denkmal gesetzt
worden (Abb. 12). Da das Gebiet der Fruchtbaumschule heute
vollständig bebaut ist, erinnert nichts mehr an ihn. Selbst sein
Grab auf dem St.-Jürgens-Friedhof existiert nicht mehr, da sich in
diesem Bereich heute ein Gewerbegebiet befindet. Der Beirat für
historische Gärten in Schleswig-Holstein hat deshalb angeregt,
ein Denkmal für Hirschfeld zu errichten, und zwar an der Grenze
der ehemaligen Fruchtbaumschule, wo die Bismarckallee in einem
Rondell abknickt. Von dort ist noch heute ein wunderschöner,
öffentlich zugänglicher Blick auf die Kieler Fördelandschaft zu
genießen. Landschaftsblicke waren Hirschfelds zentrales Thema
bei der Beschreibung der Gärten. Professor von Buttlar und ich
haben einen Entwurf für eine kleine Grünanlage zur Förde hinun-
ter erstellt; der Name „Hirschfeld-Blick" wurde von den zuständi-
gen Behörden bereits genehmigt. Die Bronzeplatte von 1,50 m
Durchmesser, auf der an Hirschfeld erinnert wird, ist begehbar
und markiert den idealen Aussichtspunkt auf die Förde. Sie
wurde bereits von einem Bildhauer konkretisiert und kalkuliert.
Bisher fehlt noch das Geld zur Ausführung, aber wir hoffen, dem
berühmten Gartentheoretiker nun endlich ein Denkmal setzen zu
können - ein neues Denkmal für Kiel.
Literatur
BÖLCKOW, Erik: Die städtebauliche und grünordnerische Entwicklung der Stadt Kiel
In: Das Gartenamt 1990, Heft 5, S. 270-274.
BÜLCK, Rudolf: Zur Geschichte des Botanischen Gartens. In: Mitteilungen der
Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 1950, Heft 4; S. 25-29.
ECKARDT, Heinrich: Alt-Kiel in Wort und Bild. Mit Titelblättern, Initialen, Randleisten
von G. Burmester sowie über 400 Abbildungen und Plänen. Kiel 1899.
ECKARDT, Heinrich: Vom Düsternbrooker Holz und vom Marienhain. In: Mitteilun-
gen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 38 (1935), S. 35-48.
GROSCH, Heinrich August: Beschreibung der Holsteinischen Gegenden in Briefen.
Erster Jahrgang. Briefe ueber Hollstein. Kopenhagen 1790.
HASE, Walter: Die Forstlehranstalt zu Kiel - die Forstbaumschule - das Düstern-
brooker Gehölz. Vor 200 Jahren wurde die Forstlehranstalt gegründet. In: Forst-
archiv 56 (1985), S. 259-265.
HIRSCHFELD, Christian Cay Lorenz: Handbuch der Fruchtbaumzucht. Bd. 1 und 2.
Braunschweig 1788.
HOFFMANN, Friedrich: Alt-Kiel als Pflegestätte der Garten- und Forstkultur. In: Mit-
teilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 48 (1954), Heft 2/3;
S. 59-73.
KEHN, Wolfgang: Der alte botanische Garten zu Kiel als Denkmal historischer Gar-
tenkunst. In: Die Heimat 91 (1984), Heft 1/2, S.27-37.
KLOSE, Olaf/ MARTIUS, Lilli: Ortsansichten und Stadtpläne der Herzogtümer Schles-
wig, Holstein und Lauenburg. Bd. 1 und 2. Neumünster 1962 (= Studien zur
schleswig-holsteinischen Kunstgeschichte, Bd. 7).
NIEMANN, August: Verzeichnis der Holzgewächse in der königlichen Forstbaum-
schule bei Kiel. Kiel 1822.
SEEBACH, Carl-Heinrich: Das Kieler Schloß. Neumünster 1965.
Abbildungsnachweis
1 Verfasserin; 2, 5, 6, 9-12 Landesbibliothek Kiel; 3, 4 Landes-
archiv Schleswig Abt. 402 A 24 Nr. 1659 sowie Abt. 66 Nr. 46;
7 Landesgeschichtliche Sammlung Kiel; 8 Landesamt für Denk-
malpflege Schleswig-Holstein.
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auch keinerlei Dissenspunkte zwischen Denkmal- und Natur-
schutz (Abb. 10).
Etwas komplizierter wird es bei den geschützten Landschafts-
bestandteilen, die auch Teil eines historischen Gartens oder einer
Kulturlandschaft sein können. Der bestehende Landschaftsplan
für Kiel weist für das Gebiet keinen schützenswerten Land-
schaftsbestandteil aus, obwohl es solche gibt, so zum Beispiel
Reste eines alten Knicks am Ahlmannschen Garten, die Düvelsbek
als das letzte nicht verrohrte Gewässer am Moränenrücken oder
die Reste der alten Schloßallee (Abb. 11). Während der Land-
schaftsplan im Bearbeitungsgebiet Naturdenkmale (lila Quadrate),
Parkanlagen (hellgrün), Biotope (orange Punkte), archäologische
Denkmale (lila Sechsecke) und eine Grünverbindung (allerdings
12 Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742-92), Professor der Schönen Wissen-
schaft an der Christian-Albrechts-Universität und Begründer der Düsternbroo-
ker Fruchtbaumschule bei Kiel. Kupferstich von J. D. Heydenreich 1792.
nicht entlang der historischen Achse des Düsternbrooker Weges,
sondern entlang der Förde) verzeichnet, gibt es dort offiziell keine
Kulturdenkmale. Hier hat wohl eine Zusammenarbeit in der Ver-
gangenheit nicht stattgefunden. Im Rahmen der zur Zeit laufen-
den Überarbeitung des Landschaftsplans und der Inventarisation
des Kieler Stadtgebietes werden demnächst zumindest die flä-
chenhaften Kulturdenkmale in den Plan übernommen werden.
Als neuntes Element möchte ich den Diedrichsenpark nennen.
Über die 1867 hier erbaute Villa Forsteck, die im Zweiten Welt-
krieg vollständig zerstört wurde, fehlen ebenfalls die historischen
Unterlagen. 1958 wurde der gesamte Bereich vom Stadtbauamt
im Rahmen der ersten Kieler Woche nach dem Krieg neu gestal-
tet. Dieser Park ist ein Beispiel für Anlagen, die noch zu jung
sind, um bereits eine Bedeutung als Kulturdenkmal zu erlangen,
außerdem fehlen Vergleichsbeispiele zur Bewertung der Anlage.
Der Park ist recht schlicht und pragmatisch gebaut und ausge-
führt worden. Sowohl der Plan als auch der Bestand zeigen zwar
eine landschaftlich reizvolle Situation, aber eine besondere histo-
rische, wissenschaftliche und ästhetische Bedeutung hat dieser
Park heute zumindest noch nicht - vielleicht in dreißig Jahren,
wenn er der letzte Park der fünfziger Jahre in Schleswig-Holstein
sein wird.
In meinen Ausführungen habe ich viele Bereiche nur angeris-
sen und wollte in erster Linie erreichen, daß wir in Zukunft mehr
über planungsrechtliche Inhalte, Verfahren und Methoden disku-
tieren und uns austauschen können, damit unsere Chancen und
Möglichkeiten zum Erhalt und zur Pflege historischer Gärten und
Parks vielleicht doch besser werden.
Abschließend möchte ich mit der Vorstellung des zehnten Ele-
ments zugleich einen Ausblick geben. Hirschfelds Todesjahr jährte
sich letztes Jahr zum 200. Mal. Bis heute ist ihm in seiner Wohn-
stadt und Heimat - er war Holsteiner - kein Denkmal gesetzt
worden (Abb. 12). Da das Gebiet der Fruchtbaumschule heute
vollständig bebaut ist, erinnert nichts mehr an ihn. Selbst sein
Grab auf dem St.-Jürgens-Friedhof existiert nicht mehr, da sich in
diesem Bereich heute ein Gewerbegebiet befindet. Der Beirat für
historische Gärten in Schleswig-Holstein hat deshalb angeregt,
ein Denkmal für Hirschfeld zu errichten, und zwar an der Grenze
der ehemaligen Fruchtbaumschule, wo die Bismarckallee in einem
Rondell abknickt. Von dort ist noch heute ein wunderschöner,
öffentlich zugänglicher Blick auf die Kieler Fördelandschaft zu
genießen. Landschaftsblicke waren Hirschfelds zentrales Thema
bei der Beschreibung der Gärten. Professor von Buttlar und ich
haben einen Entwurf für eine kleine Grünanlage zur Förde hinun-
ter erstellt; der Name „Hirschfeld-Blick" wurde von den zuständi-
gen Behörden bereits genehmigt. Die Bronzeplatte von 1,50 m
Durchmesser, auf der an Hirschfeld erinnert wird, ist begehbar
und markiert den idealen Aussichtspunkt auf die Förde. Sie
wurde bereits von einem Bildhauer konkretisiert und kalkuliert.
Bisher fehlt noch das Geld zur Ausführung, aber wir hoffen, dem
berühmten Gartentheoretiker nun endlich ein Denkmal setzen zu
können - ein neues Denkmal für Kiel.
Literatur
BÖLCKOW, Erik: Die städtebauliche und grünordnerische Entwicklung der Stadt Kiel
In: Das Gartenamt 1990, Heft 5, S. 270-274.
BÜLCK, Rudolf: Zur Geschichte des Botanischen Gartens. In: Mitteilungen der
Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 1950, Heft 4; S. 25-29.
ECKARDT, Heinrich: Alt-Kiel in Wort und Bild. Mit Titelblättern, Initialen, Randleisten
von G. Burmester sowie über 400 Abbildungen und Plänen. Kiel 1899.
ECKARDT, Heinrich: Vom Düsternbrooker Holz und vom Marienhain. In: Mitteilun-
gen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 38 (1935), S. 35-48.
GROSCH, Heinrich August: Beschreibung der Holsteinischen Gegenden in Briefen.
Erster Jahrgang. Briefe ueber Hollstein. Kopenhagen 1790.
HASE, Walter: Die Forstlehranstalt zu Kiel - die Forstbaumschule - das Düstern-
brooker Gehölz. Vor 200 Jahren wurde die Forstlehranstalt gegründet. In: Forst-
archiv 56 (1985), S. 259-265.
HIRSCHFELD, Christian Cay Lorenz: Handbuch der Fruchtbaumzucht. Bd. 1 und 2.
Braunschweig 1788.
HOFFMANN, Friedrich: Alt-Kiel als Pflegestätte der Garten- und Forstkultur. In: Mit-
teilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 48 (1954), Heft 2/3;
S. 59-73.
KEHN, Wolfgang: Der alte botanische Garten zu Kiel als Denkmal historischer Gar-
tenkunst. In: Die Heimat 91 (1984), Heft 1/2, S.27-37.
KLOSE, Olaf/ MARTIUS, Lilli: Ortsansichten und Stadtpläne der Herzogtümer Schles-
wig, Holstein und Lauenburg. Bd. 1 und 2. Neumünster 1962 (= Studien zur
schleswig-holsteinischen Kunstgeschichte, Bd. 7).
NIEMANN, August: Verzeichnis der Holzgewächse in der königlichen Forstbaum-
schule bei Kiel. Kiel 1822.
SEEBACH, Carl-Heinrich: Das Kieler Schloß. Neumünster 1965.
Abbildungsnachweis
1 Verfasserin; 2, 5, 6, 9-12 Landesbibliothek Kiel; 3, 4 Landes-
archiv Schleswig Abt. 402 A 24 Nr. 1659 sowie Abt. 66 Nr. 46;
7 Landesgeschichtliche Sammlung Kiel; 8 Landesamt für Denk-
malpflege Schleswig-Holstein.
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