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"Unter der GrasNarbe" <Veranstaltung, 2014, Hannover>; Schomann, Rainer [Editor]; Schormann, Michael Heinrich [Editor]; Wolschke-Bulmahn, Joachim [Editor]; Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; VGH-Stiftung [Editor]; Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur [Editor]; Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Unter der GrasNarbe: Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema : Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Heft 45.2015

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Meiners, Uwe: „Die Gunst des Augenblicks": zur Gründungsgeschichte des Museumsdorfs Cloppenburg in den 1930er Jahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.51271#0111
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Uwe Meiners
„Die Gunst des Augenblicks" - Zur Gründungsgeschichte des Museumsdorfs Cloppenburg in den 1930er Jahren


8 Zweiter, deutlich größerer Planungsentwurf für das Museumsdorf Cloppenburg vom März 1935, angefertigt von Oberbau-
rat Wohlschläger im Auftrag der Hochbauverwaltung im Staatsministerium Oldenburg. Der Entwurf berücksichtigt die vom
Gauheimstättenwerk ab Dezember 1934 eingebrachten Anregungen, insbesondere die angestrebte Integration von Mus-
tersiedlungen für handwerklich tätige Arbeiter als „Ausdruck nationalsozialistischer Heimstätte des erbgesunden, bodenver-
wurzelten Arbeiters" (vgl. gleichlautendes Zitat S. 106). Diese Siedlungshäuser sind im nicht verwirklichten Teilabschnitt 3
vorgesehen gewesen. Bis 1939/40 werden vor allem die Vorhaben des Teilabschnitts 1 realisiert. Hierzu gehören neben der
Geländegestaltung der Quatmannshof (5), das Doppelheuerhaus (6) und das Herrenhaus Arkenstede (8). Vom Teilabschnitt
2 werden die Windmühle (9), die Hofanlage Hoffmann (als Nordoldenburger Gehöft, 15) sowie das Wirtshaus (ab 1955 als
Dorfkrug, 17) an den vorgesehenen Positionen umgesetzt. Alle anderen Vorhaben gelangen nicht zur Ausführung, auch
erreicht das Museumsdorf nicht die vorgesehene Ausdehnung in der östlichen Hälfte des Geländes. Ansonsten entspricht
das farblich ausgewiesene Areal der heutigen Museumsfläche südlich der Höltinghauser Straße. STA OL: Best. 134, Nr. 6371.

de, Hinrichs und Ottenjann, nicht recht sahen oder
sehen wollten, welchen Zielen die Inanspruchnahme
ihrer Kulturleistungen letztlich diente. Eben diese
unpolitische bis zustimmende Haltung ließ sie selbst
wie auch die von ihnen vertretenen Einrichtungen zu
willfährigen Instrumenten nationalsozialistischer Kul-
turpropaganda werden. Und je unkritischer Sie diese
Entwicklung begleiteten (oder begleiten mussten),
desto stärker wurde ihre Arbeit in die auf Systemkon-
formität und Gleichschaltung drängende öffentliche
Richtung integriert.45
Festzustellen bleibt indes, dass sich die Besucher im
Cloppenburger Museumsdorf weitaus weniger mit
den Zielen nationalsozialistischer Weltanschauung, mit
Blut-und-Boden-Mystizismus, germanischem Ahnen-

erbe und Ergebnissen der Rassenforschung konfron-
tiert sahen als dies in manch anderen Heimatmuseen
Deutschlands der Fall war. Andererseits gelang Mitte
der 1930er Jahre die kulturpolitische Vereinnahmung
einer Museumsinitiative, die ursächlich mit den Inten-
tionen der Heimatbewegung verknüpft war, selten
so perfekt und öffentlichkeitswirksam, wie dies beim
Museumsdorf Cloppenburg und seinem Quatmanns-
hof geschah. Innerhalb von nur einem Vierteljahr
wurde der stattliche Bauernhof aus Elsten abgebaut
und wieder errichtet, unterstützt von diversen Kräften
des Reichsarbeitsdienstes, aber auch von zahlreichen
freiwilligen Helfern (Bauern und Unternehmern) aus
der Region.46 Das Richtfest am 23. Juni 1935, verzahnt
mit der 500-Jahrfeier der Stadt Cloppenburg, geriet
zu einer machtvollen Schau staatlich geförderten Kul-

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