7 Rørby, Dorfkirche. Westliches Gewölbe des Schiffes, vermutlich
aus dem Jahre 1425. Das Foto entstand während der Restaurierung
und zeigt den Teufel mit der Schubkarre, einen Mann, der vom Teufel
geritten wird und die Mors aeterna zu Pferd.
den gotischen im Schiff lediglich die Putz- und Kalkschichten
nach der Aufdeckung gefestigt worden. Über dem Gewölbe
befinden sich Kalkmalereifragmente beider Perioden, die nur
übertüncht gewesen sind.
Die Malereien in der Kirche zu Rörby in der Nähe von Kallund-
borg, Själland, gehören zu den Arbeiten der „Undlösewerk-
statt”, und deshalb sind sie wichtig beim Vergleich mit den
stark und z. T. mehrmals restaurierten Ausschmückungen in
anderen Kirchen.
Die Kalkmalereien in der Kirche zu Sigerslevvester gehören
zu den ungefähr 25 Kirchenausmalungen der sogenannten
Isefjordswerkstatt, die etwa 1460-1480 auf Själland arbeitete.
Die Freilegungen und Analysen in dieser Kirche wurden mit
außergewöhnlicher Sorgfalt und unter Verwendung sämtlicher
in Dänemark angewandter Methoden unternommen. Die Un-
tersuchung der Malereien im Chor und ihrer Maltechnik ist
wesentlicher Bestandteil der Dissertation über die Technik
gotischer dänischer Kalkmalereien der Konservatorin Kirsten
Trampedach von 1988.1 Damit wurden auf nordischem Gebiet
eine Methodik und Resultate vorgelegt, die normativ für die
zukünftige Forschung gotischer Malereien sein dürften.
Das Interesse sogar an kleineren Fragmenten originaler und
unberührter Wandmalereien erklärt sich aus den Möglichkei-
ten, das Material und dessen Ausführung zu analysieren.
In keinem Fall kann man aber sagen, daß die Kalkmalereien
ihr ursprüngliches Aussehen bewahrt haben, trotz eines opti-
malen Erhaltungszustandes; denn besonders die Intensität
und Balance der Farben sind verlorengegangen. Mennige und
blaue Pigmente wie Azurit und ebenso Zinnober scheinen
beinahe immer verändert (oxidiert) zu sein. Allein der Ausfall
dieser Farbpigmente und beispielsweise das Bleichen grüner
Kupferfarben bewirken besonders bei gotischen Kalkmale-
reien, daß das Gleichgewicht der Bilder und die Komposition
umschlagen. Schließlich werden schwarze Konturen meist in
einen schwachen hellgrauen oder rosafarbigen Umrißstrich
verändert, wahrscheinlich, weil die schwarze Kohlenfarbe mit
caput mortuum vermischt gewesen ist. Die schwarze Farbe
wurde immer mit einem starken Bindemittel gemalt und zer-
setzte sich, wenn sie nicht auf Kupfergrün aufgetragen wurde.
Vergleicht man den guten Erhaltungszustand der schwarzen
abschließenden Konturen auf grünem Fond mit angrenzenden
Teilen der Malerei, sieht man den Unterschied ganz deutlich.
Die abschließende Konturierung - oft in kalligraphischer Pin-
selführung - war bei den gotischen Kalkmalereien von großer
Bedeutung für Gesamteindruck und künstlerische Qualität. In
weit höherem Maße, als es bisher der Fall war, sollte versucht
werden, Kopien nach originalen Wandmalereien in voller Farb-
8 Gundsømagle, Dorfkirche. Westwand des Schiffes aus dem Ende
des 13. Jahrhunderts. Stellenweise ist der Zinnober in seiner ur-
sprünglichen Stärke erhalten. Der blaugraue Grund an den Füßen
des Engels war ursprünglich mit Azurit bemalt. Das Foto entstand
während der Konservierung. Einige Risse sind mit Grobputz ergänzt
worden.
stärke und mit den durch Analysen nachgewiesenen Pigmen-
ten herzustellen.
In Dänemark ist nur ein Bruchteil der vielen Wandmalereien
auf Mörtel, Putz, Pigmente und Bindemittel analysiert worden.
Bei den bisherigen Analysen fand man nur in einem Fall
schwache Spuren eines proteinhaltigen Bindemittels: in der
Kirche zu Sigerslevvester. Es wäre wünschenswert, sämtliche
Analysen dänischer wie anderer europäischer Wandmalereien
zusammenzutragen und zu bearbeiten, so daß man anhand
bereits bekannter Untersuchungen von existierendem Origi-
nalmaterial und der vorliegenden Analyseergebnisse bei
neuen Befunderhebungen paralleles Material finden könnte.
Unser Wissen über Technik und ursprüngliches Aussehen
nordeuropäischer Wandmalereien ist unendlich begrenzt, und
neue Forschungen auf diesem Gebiet - hinsichtlich Konser-
vierung, Restaurierung und kunstgeschichtlicher Bearbeitung
der Wandmalereien - könnten zukünftig von großem Nutzen
sein.
Anmerkung
1 K. Trampedach: Sengotisk maleteknik. Undersøgelser af Vindeby,
Kvislemark og Sigerslevvester. Konservatorafgang fra Kunstaka-
demiets Konservatorskole, København 1988.
Abbildungsnachweis
1, 2 Institut für Denkmalpflege (Rolf-Jürgen Grote); 3-8 Verfasser.
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