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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Die Denkmale des Bergbaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0025
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dach auf quadratischem, in rauhem Naturstein
gehaltenen Sockelgeschoß. Ein Rundbogen-
portal bildet den Zugang.
Das in neoromanischen Formen errichtete Ge-
bäude besitzt durch seine für einen Industrie-
bau aufwendige Gestaltung einen repräsen-
tativen Charakter, der der Bedeutung des Ge-
bäudes als neue Kraftquelle des gesamten
Bergwerkes Ausdruck verleihen sollte (Abb. 87).
Das Hauptgeschoß, die eigentliche Kraftzen-
trale, besteht aus einem einzigen, von den Au-
ßenwänden des Gebäudes begrenzten Groß-
raum, der mit einer filigranen Stahldachkon-
struktion nach oben, bis zur Dachhaut optisch
transparent, abgeschlossen wird. Der maschi-
nelle Bestand ist weitestgehend erneuert und
besteht heute aus unterschiedlichen Kompres-
soren. Auf einer Schienenbahn in den Längs-
wänden über den großen Bogenfenstern ist
der originale Laufkran erhalten. Er wurde im
Jahr 1910 von der Firma G. A. Kroll & Co. aus
Hannover gebaut und ist auf eine Tragkraft von
11 t ausgelegt (Abb. 88).

Kesselhaus
Im Jahr 1909 wurde neben der neuen Kraftzen-
trale ein Gebäude zur Aufnahme einer Kessel-
anlage errichtet. Das eingeschossige Ge-
bäude besaß ein Satteldach mit zwei Dachrei-
tern, die der Entlüftung dienten. Gestalterisch
griff es die neoromanischen Formen der be-
nachbarten Kraftzentrale auf. Die am Zechen-
platz liegende Außenwand, die in gelbem Zie-
gel aufgeführt war, besaß hohe, rundbogige
Fensteröffnungen. Zwischen den Fenstern wa-
ren, wie beim Nachbargebäude, Strebepfeiler
angeordnet, die im Gegensatz zur Wandfläche
rot gehalten waren. Auch die Fensterrahmun-
gen wurden in roten Ziegeln ausgeführt.
In die großen Umgestaltungen der Tagesanla-
gen in den 30er Jahren wurde auch das Kessel-
haus mit einbezogen. Es wurde aufgestockt,
das Erdgeschoß blieb erhalten (Abb. 98). Hin-
ter dem Kesselhaus befindet sich der zur glei-
chen Zeit neu aus rotem und gelbem Backstein
errichtete 50 m hohe Schornstein.

Richtschacht
Eine wichtige Maßnahme zur Effektivierung
des Bergbaubetriebes war die Schaffung eines
neuen Schachtes, auf den die gesamte Förde-
rung verlegt werden sollte. Im Jahr 1905 be-
gannen weit im Berginneren, 550 m vom
Mundloch der Tagesförderstrecke entfernt, die
Abteufarbeiten für den neuen „Richtschacht“,
der als Blindschacht und zugleich erster seige-
rer (senkrechter) Schacht des Rammeisberges
zunächst auf 300 m Tiefe bis zur 9. Sohle nie-
dergebracht wurde. Er sollte zur Förderung,
Seilfahrt und Wasserhaltung dienen. Nach
dem Muster des Saar-Reviers erhielt der
Schacht eine runde Schachtscheibe mit einem
Durchmesser von 4,5 m. Der Richtschacht ist
auch heute noch erhalten und diente bis zu-
letzt der Seilfahrt und dem Materialtransport
(Abb. 89).
Auch die zur gleichen Zeit aufgefahrene neue
Tagesförderstrecke ist mit ihren unterschiedli-
chen Ausbauen, der gesamten technischen
Ausstattung wie auch sämtlichen Nebenräu-
men vollständig als Dokument des industriali-
sierten Bergbaues erhalten.

Alter Fördermaschinenraum
des Richtschachtes
Nach Fertigstellung des Richtschachtes 1910
wurde in der Nähe der Tagesförderstrecke ein
mit Ziegelsteinen ausgemauerter Raum herge-
stellt, in dem 1911 die erste elektrische Förder-
maschine des Rammeisberges installiert
wurde. Es handelte sich um eine Gleichstrom-
Fördermaschine mit konischen Seiltrommeln.
Wie bei dem Mitte der 30er Jahre auf höherem
Niveau neu geschaffenen Maschinenraum ver-
liefen die Seile über die sogenannte Seiltrift (an-
steigende, tunnelartige Strecke) zu den im
Richtschacht befindlichen Seilscheiben, die
die Förderseile in den Schacht umlenkten. Der
Fördermaschinenraum ist ebenfalls erhalten.

Schieferbruch
Um die mühsame Gewinnung und Heran-
schaffung von Versatzbergen zu vereinfachen,
wurde 1909 unterhalb des Maltermeistertur-

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