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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Die Denkmale des Bergbaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0026
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mes ein Schieferbruch angelegt, aus dem seit-
her der Versatz gewonnen wurde. 1920 wurde
von der Sohle des Schieferbruches aus eine
800 m lange Strecke aufgefahren, die mit
einem im gleichen Jahr geschaffenen neuen
Bergeschacht verbunden wurde. Der Schiefer-
bruch bzw. die „Schiefermühle“, wie sie heute
genannt wird, stellt sich als mächtige, ca.
50 m tiefe Grube von ca. 300 m Länge und ca.
150 m Breite dar, deren seitliche Böschungen
treppenartig in einzelne Strossen unterteilt sind
(Abb. 90, 91).

Gelenbeeker Stollen
Seit Fertigstellung der Tagesförderstrecke kurz
nach 1800 durch Roeder erfolgte der Erztrans-
port zu den Hütten mit Pferdefuhrwerken über
die in der Talsohle angelegte Straße. Da dieses
sehr mühsam und kostspielig war, wurde im
Winter 1916/17 eine schmalspurige Gruben-
bahn übertägig zur 6 km entfernt liegenden
Metallhütte in der Stadt Oker gebaut.
Zur weiteren Abkürzung dieses Weges und zur
Vermeidung einer größeren Steigung wurde in
den Jahren 1919-1927 zwischen dem Zechen-
platz und der „Bleiche“ in gerader Richtung ein
2,3 km langer Tunnel, der sogenannte Gelen-
beeker Stollen getrieben.
Das Mundloch des Gelenbeeker Stollens, der
bis zur Betriebseinstellung zum Transport der
Armerze zur Aufbereitung am Bollrich genutzt
wurde, liegt unterhalb der Subkonstruktionen
des heutigen oberen Zechenplatzes und zeigt
ein schlichtes Portal mit hohem Aufsatz, in wel-
chen einige Rahmungen, das Bergbausymbol
Schlägel und Eisen sowie die Jahreszahl 1927
eingearbeitet wurden.

Schachtanlage nach 1935
Im Gegensatz zu den Oberharzer Erzen war
eine Aufbereitung der Rammeisberger Erze
aufgrund ihrer äußerst feinen Verwachsung,
also der innigen Verbindung ihrer Metallge-
menge, bis 1935 nicht möglich. In der 1912 am
Rammeisberg errichteten Sieberei wurde das
geförderte Erz lediglich nach Körnungen sor-
tiert, ansonsten jedoch unaufbereitet zu den

Hütten transportiert. Als um 1910 in Australien
und in den Vereinigten Staaten von Amerika
das Verfahren der Flotation, also der chemisch-
physikalischen Trennung unterschiedlicher
Erzqualitäten, eingeführt worden war,13 began-
nen auch für das Rammeisberger Erz umfang-
reiche Versuche, die jedoch alle scheiterten.
Erst die großangelegten Versuche, die in den
Jahren 1934 und 1935 auf der stillgelegten Auf-
bereitungsanlage des Erzbergwerkes Lauten-
thal durchgeführt wurden, waren erfolgreich.
Um jedoch das neue Verfahren der Flotation
auch am Rammeisberg einsetzen zu können,
war der Bau einer neuen Aufbereitungsanlage
erforderlich. Einhergehend mit der Errichtung
dieser Aufbereitungsanlage mußten völlig neue
Tagesanlagen geschaffen werden.
Übertageanlagen
Die Tagesanlagen des Rammeisberges wur-
den vom bedeutenden deutschen Zechen-
baumeister Prof. Dr.-Ing. E. h. Fritz Schupp ge-
meinsam mit seinem Partner Martin Kremmer
entworfen und seit 1935 baulich realisiert. Die
Architekten standen vor der schwierigen Auf-
gabe, ihre Architektur sowohl den technischen
Vorgängen des Betriebsablaufes als auch den
reizvollen landschaftlichen Gegebenheiten
entsprechend zu gestalten. Als besonderes
Problem erwies sich dabei die Hanglage des
gesamten Neubaukomplexes. Die architekto-
nische Lösung ist ohne Einschränkung als her-
ausragend zu beurteilen (Abb. 95-129).
In der baulich völlig ungeordneten Situation,
die die Architekten am Rammeisberg vorfan-
den, begannen Schupp und Kremmer im Früh-
jahr 1936 vom alten Zechenhof den Berg hin-
auf mit der Errichtung der Hangaufbereitungs-
anlage. Im Frühjahr 1938 war die Aufberei-
tungsanlage mit dem neu abgeteuften Ram-
meisbergschacht und dem darüber befind-
lichen Fördergerüst fertiggestellt. Die neben
der Aufbereitung liegende Kraftzentrale wurde
von den Architekten aufgrund ihrer architekto-
nischen Qualitäten als einziges Gebäude der
alten Übertageanlagen völlig unverändert in die
neuen Übertageanlagen integriert. Im Jahre
1940 waren schließlich auch die unterhalb der
Aufbereitung befindlichen Bauten um den neu
entstandenen unteren Zechenhof fertig. Von

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