Internationale Kunstausstellung zu Berlin.
Die Düsseldorfer.
□ feierlicher Weise
und mit militä-
rischem Pomp,
wie er in diesem
Jahrhundert in
Berlin in Sachen
der Kunst noch
nicht aufgewen-
det ward, hat am
I. Mai durch den
Kaiser die Er-
öffnung der Inter-
nationalen Kunst-
ausstellung zu
Berlin stattge-
funden, welche das 50jährige Jubiläum des Vereins
Berliner Künstler feiern soll.
In hervorragender Weise hat sich das Ausland
eingefunden und alle deutschen Kunststädte sind
zum Wettkampf angetreten. Kann man bei den
Deutschen freilich auch nirgends von großen
Thaten berichten, muss man im Gegentheil insge-
sammt einen Zug zum schwächeren Kunstausdruck
feststellen, so sind doch eine achtbare Anzahl nicht
gewöhnlicher Leistungen vorhanden, die haupt-
sächlich auf München entfallen, während Berlin
sich erst an zweiter Stelle begnügen muss. — Durch
grosse Milde der Jury ist wieder eine Anzahl minder-
wertiger Sachen hineingekommen, die als Ballast
das Niveau sehr drücken. Eine Anzahl älterer, be-
reits ausgestellt gewesener Werke älterer Häupter
und fast ebensoviel junganstrebender Leute voll
Thatkraft stehen sich hier messend gegenüber.
Eine erfreuliche Thatsache für die jüngere
Generation ist die, dass sie Sieger auf dem ganzen
Schlachtfelde bleibt. Bei München ist es ein Zufall,
— der aber zu denken gibt, bei den übrigen
Kunststädten eben eine dürre Thatsache, dass die
Alten die Oberherrschaft den jüngeren Kräften,
den sogenannten „Grünen", welche meist schon
dicht am Schwabenalter stehen, theilweise haben
überlassen müssen, — eine Generation, die einen
Thoma, Klinger, Stuck, einen Uhde, Liebermann,
Skarbina — ich nenne nur die Häupter — unter
die Ihrigen zählt, kann schließlich auch nicht vom
hohen Gesichtspunkt aus mehr als nicht vorhanden
übersehen werden. Zu verstehen ist freilich die
langjährige Unterdrückung der Jungen durch die
Alten, — spricht doch aus der Ausstellung einer
schwerwiegenden Anzahl von Bildern der Letzteren
von großem Ruf ein so auffälliger Mangel an
Selbstkritik, dass man sich über das Nichtverstehen-
können der Forderungen einer reicher und inten-
siver belebten neuen Zeit nicht wundern kann.
Eine Übersicht über Werke und Leistungen
der einzelnen Schulen und Kunstorte sowie Länder
soll uns im Einzelnen über den Inhalt der Ausstellung
belehren. Kann ich dabei nicht jedem Vater eines
guten Bildes durch Besprechung gerecht werden,
so möge der 4500 Nummern zählende Katalog
mein Fürsprecher sein, denn er gestattet nur das
zu berühren, was sich über den Durchschnitt durch
individuellen Charakter und breitere Bewegung er-
hebt.
In Düsseldorf ist gar ein behaglich idyllisches
Künstlerleben nach der erprobten Weise unserer
Väter. Man freut sich seines Daseins in stillen, weit-