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Allgemeine Kunstchronik: ill. Zeitschr. für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater u. Litteratur — 15.1891

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Allgemeine Kunst-Chronik. XV. Band Nr. 18
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https://doi.org/10.11588/diglit.73795#0529
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Kunsthistorisches aus Bruneck.
Eine Reiseerinnerung von P. v. Radics.


. dem von Jahr
zu Jahr immer
mehr besuchten
und durchsuch-
ten Pusterthale
in Tirol haftet
eine Fülle von
Romantik nicht
allein der Natur,
sondern auch,
infolge einer
sehr reichen ge-
schichtlichen
Vergangenheit,
der Kultur, wie

sie hier üppig „aus Wand und Decke quillt".
Durch Jahrhunderte die Handelsstraße zwischen
Deutschland und Italien, sah das Pusterthal die Zeiten
über auch unausgesetzt romanische und germanische
Kunst hin- und widerwallen, Zeugen ihrer frischen
und fröhlichen Wanderung in diesem reizenden
Erdenwinkel zurücklassend, ja selbst autochthone
Künstlerschaft hervorrufend, denn die vielen Bis-
thumseigen im Pusterthale, sowie die reichen Stifte
und Klöster, die zahlreichen alten Edelsitze ringsum
auf den thälerbeherrschenden Höhen und die nicht
wenigen Patrizierheime in den wolummauerten,
durch regsten Handelsverkehr blühenden Städten,
sie förderten in gleicher Weise die Aufnahme von
Kunst und Kunstindustrie.
Bieten schon dem von Süden Daherkommenden
das mitten innen in grüner Flur und reich be-
bautem Thalbecken gelegene Lienz mit dem am
Eingänge des Iselthales auf stolzer Höhe gelegenen
alten Schlosse Bruck der Grafen von Görz mit der

aus dem XV. Jahrhundert stammenden gothischen
Pfarrkirche und der im romanischen Stile auf-
geführten Kirche der Franziskaner einiges kunst-
historisches Interesse, wie nicht minder dem weiter
strebenden Wanderer im Pusterthale Innichen,
der alte „Hofmarkt" mit seiner nun zum Karton
gewordenen trefflichen Nachbildung der heiligen
Grabkirche, die von der Kaiserin-Witwe Viktoria
von Deutschland für ein ihrem Gemal gewidmetes
Mausoleum als Vorbild gewählt wurde, da dem
„edlen Dulder", dem kunstsinnigen Kaiser Friedrich
bei seinem Besuche aus Toblach her dieselbe so
ausnehmend gefallen, bieten dem von Norden her
vom Brenner herab ins Pusterthal Eilenden schon
die vielen rechts und links am Wege liegenden
mittelalterlichen Burgen und Burgruinen, darunter
auch die historisch vielfach denkwürdige Kloster-
ruine der Benediktinerinnen von Sonnenburg, deren
Äbtissin Sitz und Stimme im Tiroler Landtage be-
sessen, der Anregung und Belehrung gar viel, so
gewährt das gleichsam mitten im Pusterthale ge-
legene Bruneck, die altehrwürdige Stadt Brun-
ecken, eine Fülle von kunsthistorischem Materiale,
das durch berufene Forscher, wie Baron Czörnig,
Dahlke u. a., bereits gehoben und in fachwissen-
schaftlichen Organen, wie in erster Linie in den
„Mittheilungen" der unter dem ausgezeichneten
Präsidium Seiner Exzellenz des Herrn Baron
Helfert um die Erforschung und Erhaltung von
Österreichs historischen und baulichen Denkmälern
der Vorzeit vielverdienten k. k. Zentralkommission
zur Bearbeitung gebracht wurde.
Schon die auf mäßiger Höhe gelegene und die
schönste Aussicht über das reizende Thalbecken
von Bruneck gestattende alte Burg Bruneck, um
 
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