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Allgemeine Kunstchronik: ill. Zeitschr. für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater u. Litteratur — 15.1891

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Allgemeine Kunst-Chronik. XV. Band Nr. 25
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https://doi.org/10.11588/diglit.73795#0723
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Hans v. Bartels. Woldemar Friedrich. — John R. Reid.


on den drei Gästen, welche die
gegenwärtige Ausstellung im
Künstlerhause mit den Samm-
lungen ihrer Werke beherr-
schen, ist uns der jetzt in
München lebende Hamburger
Hans v. Bartels, wie wir
schon in unserer letzten Num-

mer erinnerten, von der Frühjahrsausstellung her
bekannt. Wir hatten daselbst unter anderm sein Bild
„Gegen Nebel und Wind" gesehen, das sich, so
viel wir wissen, schon damals im Besitze des Grafen
Chotek befand.
Wir setzen wol nicht mit Unrecht voraus,
dass es unseren Lesern erwünscht sei, Näheres
über den Lebens- und Entwicklungsgang dieses
Künstlers zu erfahren, der mit einer staunenswerten
Menge zumeist den Kenner und den gewöhnlichen
Betrachter gleichermaßen fesselnder Arbeiten, die
er bescheiden „Aquarellstudien" nennt, bei uns
erschienen ist. Unser Staunen mehrt sich, wenn
wir erfahren, wie jung der fruchtbare und gewaltig
strebende Künstler ist.
Hans v. Bartels wurde am 25. Dezember 1856
in Hamburg geboren. Er kam 1873 zu dem Marine-
maler Rudolf Hardorff daselbst in die Lehre.
Hier blieb er zwei Jahre, ging dann auf weitere
zwei Jahre nach Düsseldorf zum Maler Ad.
Schweitzer und machte im Sommer Studienreisen
nach Holstein und Rügen; 1878 malte er in Ham-
burg unter Karl Österley — aus dieser Zeit
stammen seine Waldbilder aus dem Harz — und ging
im Winter 1879/80 nach Italien. 1881 arbeitete
der Künstler selbständig in Berlin; von 1882 bis
1885 war er wieder in Hamburg und ging jährlich
nach Italien. Im Jahre 1886 erhielt Bartels den

zweiten Preis in dem Illustrationswettbewerbe
von Franz Lipperheide; 1885 siedelte er nach
München über, und er widmete sich jetzt mit der Zeit
ganz der Aquarellmalerei. Seine Studienreisen waren
jetzt ausschließlich dem Norden zugewandt; Rügen
und Holland ziehen ihn am meisten an. Als seine
seitherigen Hauptbilder sind zu nennen: „Härings-
fischer am Mönchsgutstrande“, „Nebel auf See,
Rügen", „Kartoffelernte auf Rügen", „Fischver-
kauf am holländischen Strande", „Das Haus auf
der Düne", „Sturm an der Küste von Bornholm"
im Besitze Kaiser Wilhelm II., „Hamburger Hafen"
im Besitze der Hamburger Kunsthalle, „Nebel-
morgen an der holländischen Küste" in der National-
galerie zu Berlin, „Voll Dampf voran" in der Pina-
kothek, „Mondaufgang auf Rügen" in der Prager
Galerie.
Wir hoffen, dass das von auswärtigen Galerien
gegebene Beispiel in Wien nicht verloren sein
werde. Große Bilder wie „Mönchsgut" und „Mondes-
aufgang" sollten wir uns nicht entgehen lassen,
umsoweniger, als Bartels kaum halb so viel für
seine Bilder verlangt, als man hier zu zahlen ge-
wohnt ist.
Bartels hat in Berlin 1886 die zweite Me-
daille, in Dresden 1887 das Ehrendiplom, im
Pariser „Salon" 1889 die dritte Medaille, in München
1890 die zweite Medaille und in Wien 1891 die
zweite Medaille erhalten, und er ist seit vorigem
Jahre Ehrenmitglied der Münchner Akademie.
Hans v. Bartels ist in mancher Beziehung der
ausgesprochene Gegensatz zu seinem berühmten
in Paris verstorbenen Landsmanne Heilbuth.
Während dieser lange Jahre nicht von Rom ab-
kommen kann, wo ihm spazierengehende, sich
grüßende und plaudernde Kardinäle und ihre seit-
 
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