Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung (14.1889)

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ZUR SOGENANNTEN VENUS GENETRIX

Auf einen weiteren Anhaltspunkt der Art kann hier nur
vorläufig hingewiesen werden, ln Pergamon wurde in den
Räumen, welche zur Bibliothek gehört haben dürften (Sitz-
ungsberichte der Berliner Akademie 1884., S. 1261. Altertü-
mer von Pergamon 11, S. 68), eine sichtlich nach älterem,ver-
mutlich attischem Vorhilde kopirte weibliche Statue gefunden
(Beschreibung der Pergamenischen Bildwerke, 8. Auflage,
1889, S. 25, Z 22 ff.). Der Kopf und die Unterarme fehlen.
Durch ihre volle Bekleidung mit dem attischen Chiton weicht
diese Figur in ihrer Erscheinung von der Aphrodite vollstän-
dig ab, aber die Pose: Beinstellung, eng an die Seite gedräng-
ter und im Unterarme vorgestreckter linker Arm, Hebung des
Gewandes hinter der Schulter mit der rechten Hand ist über-
einstimmend. Es wird eine jener Lösungen des Motivs einer
in den beiden Körperhälften contrastirend entwickelten Stel-
lung sein, wie solche in den vielbesprochenen Amazonensta-
tuen derselben Periode vorliegen. Mir scln-int, dass hiermit
die Entstehung jener Aphrodite um die angenommene Zeit
noch weiter wahrscheinlich gemacht werden kann.

Berlin.

CONZE.