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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

DOI Artikel:
Dörpfeld, Wilhelm: [Die Arbeiten zu Pergamon 1900-1901], [2], Die Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0039

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DIE ARBEITEN ZU PERGAMON 1900 — 1901

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bleiben, weil der Nebenstollen kurz vor der Agoramauer ohne
Verbindungsloch endet und auch kein Wasserrohr mehr enthält.
Eine sehr stattliche Anlage ist die Cisterne selbst. Wir waren
sehr überrascht, nach dem Abbruch der Mauer am Ende des
Stollens plötzlich einen gewaltigen bienenkorbartigen Raum
von 13 m Höhe und 5,50 m Durchmesser vor uns zu sehen.
Mit unseren Kerzen konnten wir die Decke zuerst gar nicht er-
kennen. Erst als ein grösseres Feuer im Inneren angezündet
wurde, zeigte sich oben an der Spitze eine mit grossen Platten
verdeckte Öffnung. Diese war durch Messung bald oben am
Bergabhange gefunden. Jetzt fällt das Tageslicht wieder in den
Raum hinein. Die Wände der Cisterne sind noch überall mit
einem dicken Kalkmörtel überzogen, der ihre Wiederbenutzung
ohne Weiteres gestatten würde. Woher die Cisterne im Altertum
das Wasser bekam, ist noch nicht bekannt.
Trotz ihrer soliden Bauart bedurfte die Agora nach wenigen
Jahrhunderten ihres Bestehens schon einer gründlichen Repa-
ratur. Elementare Ereignisse hatten Setzungen des Bodens und
Verschiebungen von Mauern verursacht, die wir oben (S. 19)
schon erwähnten. Insbesondere scheint der westliche Teil der
Nordhalle und die anstossenden Gemächer des Obergeschosses
dem Einsturz nahe gewesen zu sein. Ein Architekt des II. Jahr-
hunderts nach Chr., so schliessen wir aus dem Material und
den Formen des Umbaues, hat dadurch mit Erfolg Abhilfe
geschaffen, dass er zunächst in der Nordwestecke der Halle vier
starke Pfeiler erbaute, sie durch Bogen mit einander verband
und durch Kuppelgewölbe noch versteifte. Sodann errichtete
er neben jeder zweiten Säule der Nordhalle bis zum Zimmer 4
und ihr gegenüber an der Rückwand je zwei Pfeiler, die durch
gewölbte Bogen mit einander verbunden waren. Reste der
Pfeiler sind auf Tafel V vor der Quaderwand E-F und auch
neben den Säulen zu erkennen. Diese mit Kalkmörtel gebauten
festen Bogen und Gewölbe bildeten unverrückbare Widerlager
für die hohen Mauern und Säulen. Sie haben thatsächlich ihren
Zweck, den Einsturz der Stoa zu verhindern, noch Jahrhunderte
lang erfüllt. In dem überwölbten Eckbau wurde ein Mosaik-
fussboden hergestellt und ein niedriges Bema erbaut, auf dem
vermutlich die Agoranomen ihren amtlichen Sitz hatten. Der
 
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