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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Calvert, Frank; Thiersch, Hermann; Thiersch, Hermann [Bearb.]; Thiersch, Hermann [Übers.]: Beiträge zur Topographie der Troas
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0250

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240

FR. CALVERT UND H. THIERSCH

Östlich vom Kap Sigeionjund der Mündung des Skamander
streicht die Küste vor Stomalimne hin, einer von einem frühe-
ren Laufe dieses Flusses gebildeten Lagune oder offenen Bucht,
die für einen wirklichen Hafen infolge der vielen Untiefen und
des stetigen Triebsandes ganz ungeeignet ist1. Östlich von
ihr mündet der Intepe-asmak, desen Ausfluss nur gelegentlich
offen ist, wenn von oben her der Simoeis (Dumbrek- tschai)
grosse Wassermassen herabbringt und so freie Bahn macht.
Weiter folgt Karanlik-liman, d. i. «der versteckte Hafen». Er
liegt nur wenig östlich vom Kap Rhoiteion, an dem die Tra-
dition das Grab des Aias im Intepe ansetzt2.
Von den meisten wird diese Stelle als der Hafen von
Ilion angesehen, wie er ja auch sicher in römischer Zeit für
den «portus ΑοΙιαβοΊ'Μη» galt. Eine Stelle, die aber so leicht
versandet, kann nicht mit Ernst dafür vorgeschlagen werden.
Ausserdem liegt sie nur 20 Stadien von Ilion entfernt, während
Skylax (περίπλους 95) 25 Stadien als Distanz zwischen Hafen
und Stadt angiebt. Dieses Maass passt aber auf die Entfernung
der unten zu erwähnenden Tavolia-Bucht von Ilion. Plinius
n. h. V 124 rechnet in starkem Widerspruch zu Skylax 1 */2
römische Meilen =12 Stadien auf dieselbe Entfernung, ein
offenbarer Irrtum. Denn dass sich die Küstenlinie innerhalb
der zwischen beiden Autoren liegenden vierhundertjährigen
Zeit dermaassen verändert habe, ist gänzlich ausgeschlossen.

1 Die Stelle wird heute Alphadoma genannt, von αλφάδι, einer Muschelart
(cardium edule), die in Massen dort im Brackwasser vorkommt. Von hier schei-
nen die Unmengen der kleinen, in den unteren Schichten von Troja gefundenen
Muscheln zu stammen. Sie dienen auch heute noch der umwohnenden Landbe-
völkerung als Nahrung.
2 Auf der englischen Seekarte ist der Karanlik-liman viel zu weit westlich ange-
setzt nämlich bei der heutigen Skamandermiindung.— Auch Forchhammer scheint
im Irrtum zu sein, wenn er ihn auf seiner Karte mit der Mündung des Intepe-
asmak identifiziert. Entweder erstreckt sich die türkische Bezeichnung thatsäch-
lich auf eine grössere Küstenstrecke, oder Forchhammer wurde durch eine
ungenaue Übersetzung des Namens irregeleitet, die sich auch bei Maclaren
findet: der «verschlossene» Hafen (.Plain of Troy, S. 65). Schliemann, welcher
den Karanlik-liman auf seinen Karten immer wie Calvert weiter östlich an-
setzt, bleibt in seiner Übersetzung: «Dunkelheit» (Ilios S. 121) ganz dunkel.
(Anmerkung des Übersetzers).
 
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