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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Calvert, Frank; Thiersch, Hermann [Übers.]: Beiträge zur Topographie der Troas
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0261

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BEITRÄGE ZUR TOPOGRAPHIE DER TROAS

251

einmal dort oben entlang wandernd der weiten Rundsicht sich
erfreut hat, wird zugeben, dass zu ihm die Bezeichnung εν περί
ορανεΐ τόπορ 1 2 trefflich stimmt.
Ein indirektes Zeugnis für meine Ansetzung der λίμνη Πτε-
λεώς so nahe bei Troja scheint mir auch in der Vergilstelle
zu liegen, auf die bereits Schliemann- aufmerksam geworden
war (.Aeneis III, 301 — 305):
Sollemnis cum forte dapes et tristia dona
Ante urbem in luco falsi Simoentis ad undam
Libabat cineri Andromache, manesque vocabat
Hectoreurn ad tumulum, vivide qitem caespite inanem
Et geminas, causam lacrimis, sacraverat aras.
Die Scene spielt in Epirus, aber sie hat keinen Sinn, wenn sie
nicht auf Dinge Bezug nimmt, die bei Troja wirklich existierten
und als solche bekannt waren. Darnach ging man an den Si-
moeis, wenn man zum Hain und Grab des Hektor wollte. Es
sind aber eben die Simoeissümpfe, die ich für die λίμνη Πτε-
λεώς vorschlagen möchte.
Endlich scheint meiner Annahme der Name «Ulmenteich»
selber zu Hilfe zu kommen. Von den drei Erwähnungen des
Baumes (πτελέη) bei Homer beziehen sich zwei (Ilias XXI 242
und 350) gerade auf die unmittelbare Nachbarschaft unserer
Stelle, nämlich auf die Einmündung des Simoeis in den Ska-
mander, wo das Wüten des Achilleus gegen die in den Fluss
gedrängten Troer gedacht ist.
Es ist nicht unmöglich, dass die Lage des alten Ophrynion
sich gar nicht deckte mit der der jüngeren gleichnamigen, sicher
griechischen Gründung. Jenes scheint nach dem Fall Ilions
ganz verlassen worden zu sein. Die Bewohner sollen sämmt-
lich ausgewandert sein, zum Teil nach dem Ida landeinwärts,
zum Teil über die See nach Sicilien 3. So scheint es mir denk-
bar, dass das alte Ophrynion näher bei Troja gelegen habe
als das jüngere an der Küste. Wie dem aber auch sein mag,

1 Strabo XIII I, 29.
2 Ithaka, Pelopomies und Troja 187.
3 Dionysius Hai. Antiquitates I. 46 — Lycophron 967.
 
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