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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Deubner, Ludwig: Phobos
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0265

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PHOBOS

255

Die Stelle hat auf den Verfasser περί υψους einen solchen Ein-
druck gemacht, dass er sie als Beispiel für die "heroische
Phantasie3 des Aischylos zitiert (S. 29, 17 ff. Vahlen 2). Uns ist
wichtig, dass Phobos bei dem feierlichen Schwur der Feldherrn,
die Stadt zu erobern oder ihr Leben zu lassen, samt Ares
und Enyo in einer Dreiheit1 angerufen wird, und dass dieser
Schwur von einem sollennen Ritual begleitet wird, dem Schlach-
ten des Stieres über einem schwarzen Schild und dem Hinein-
tauchen der Hände in das aufgefangene Blut2. Das ist ehr-
würdiger Gottesdienst.
Eine Darstellung des Phobos hat bekanntlich Milchhöfer
erschlossen (Archäologische Zeitung 1881, 286). Da ein löwen-
köpfiger Phobos als Schildzeichen Agamemnons von Pausanias
bei der Beschreibung der Kypseloslade (V 19, 4) erwähnt wird,
so nahm der genannte Gelehrte die Bezeichnung Phobos für
das löwenköpfige, löwenfüssige und pferdeschwänzige, im übri-
gen menschlich gebildete Untier in Anspruch, das auf einer im
Louvre befindlichen Amphora nach rechts hin laufend erscheint
(Musee Napol. Taf. 59) 3. Die Darstellung weist nach dem
griechischen Osten4, womit die unsichere Provenienzangabe
(Caere) nicht im Widerspruche steht. Mykenische Funde5 haben
gelehrt, dass verwandte Mischbildungen auch in griechischen
Vorstellungskreisen ihren Platz haben, doch sind gewiss auch
orientalische Vorbilder von Einfluss gewesen. Man vergleiche
beispielsweise die Beschreibung der Krankheitsgöttin Labartu
in den letzthin herausgegebenen babylonischen Beschwörungs-
formeln: "ihr Haupt und ihr Gesicht ist das eines furchtbaren
Löwen, blass wie Thon ist ihr Aussehen, eine Eselsgestalt hat

1 Vgl. darüber demnächst Usener Rhein. Mus. 1903 S. 1 ff., insonderheit S. 17 ff.
2 Das geistvolle Buch von Hirzel Der Eid hat das Schwurritual nicht näher
beleuchtet. Ich hoffe diese Dinge einmal zusammenhängend zu behandeln.
3 Cook Journal of helle nie studies 1894, 117 sieht in dem Vasenbild die Dar-
stellung eines sakralen Tanzes zu Ehren des Löwen-Dionysos, Διόνυσος κεχηνώς,
' in which the celebranl was dressed up to imitate a lion in form a?id features ’.
4 Gerade auf der Kypseloslade ist Einfluss jonischer Typen nachgewiesen,
s. Loeschcke, Boreas und Oreithyia am Kypseloskasten, Dorpater Programm 1886.
5 Vgl. das reiche Material bei Evans Mycenaean tree and pillar ciilt London
1901, sowie bei Cook a. a. 0. und Milani Studi e materiali II 1 ff.
 
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