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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Rubensohn, Otto: Ein parisch-thasischer Vertrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0297

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EIN PARISCH - THASISCHER VERTRAG

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zunehmen. Um 340 ist nun Thasos in die Gewalt Philipps von
Makedonien gekommen (vgl. Jakobs Thasiaca S. 38). Es ist
nicht unmöglich, dass Kephisophon bei diesem Ereignis für
Thasos und Paros irgendwie thätig gewesen ist. Nach der
Unterwerfung von Thasos gab es keinen Demos von Thasos
mehr, der Beschlüsse fassen konnte. Vielleicht haben sich aber
Bestandteile der thasischen Bevölkerung vor der makedoni-
schen Eroberung nach Paros geflüchtet und sind vom Demos
der Mutterstadt als gleichberechtigte Bürger aufgenommen
worden. Die Worte in unserem Dekret würden sich jedenfalls
ohne weiteres erklären, wenn wir anzunehmen hätten, dass die
frei gebliebene Gemeinde sich zugleich im Namen der unter-
worfenen der Pflicht der Dankbarkeit entledigte.
Die nahen Beziehungen von Paros zu Athen spiegelt auch
die andere Inschrift aus dem Asklepieion wieder, die wir oben
(S. 199) veröffentlicht haben. Die Urkunde ist dadurch bemer-
kenswert, dass in ihr nicht nur der Sekretär des Amphiktyonen-
kollegiums, den wir aus BCH 1884, 294 Nr. 7 (und 8) kennen,
sondern auch einer der Amphiktyonen Άρχένεως Διφίλου Προσ-
πάλτιος fehlt; beide haben wohl an der Aktion in Paros, für
welche die anderen Amphiktyonen belobt wurden, nicht teilge-
nommen. Ferner ist hervorzuheben, dass der an letzter Stelle
in unserer Inschrift genannte Chairemon aus Anaphlystos in
der Liste der Amphiktyonen als Χαιρίας Εΰορτίου Άναφλΰστιος
erscheint (.BCA a. a. 0. Nr. 7, in Nr. 8 ist der Name zerstört).
An der Identität beider Männer ist kein Zweifel, also liegt
wohl eine Verschreibung vor.
Für die Veranlassung dieser Ehrung giebt uns die Inschrift
BCH 1884, 295 Nr. 8 einen Anhalt. Aus ihrem Inhalt ersehen
wir (Z. 11), dass während der Amtsthätigkeit jener Amphi-
ktyonen die Parier irgend eine finanzielle Transaktion beim
delischen Heiligtum vorgenommen haben. Paros hat in der er-
sten Hälfte des IV. Jahrhunderts fortwährend mit Geldschwie-
rigkeiten zu kämpfen gehabt. Schon in der Rechenschafts-
ablage der delischen Amphiktyonen vom Jahre 390/89 (CIA
IV 2 813 b, Z. 6 ff.) stehen sie mit einer Zinszahlung von mehr
als 3000 Drachmen an den Apollo von Delos verzeichnet, und
 
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