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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Dörpfeld, Wilhelm: Die Zeit des älteren Parthenon
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0412

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402

W. DORPFELD

III.
Von den vier Abschnitten des Tempelbaues, die wir an den
Terrassen und zum Teil auch am Tempel selbst feststellen
konnten, sind die beiden jüngsten fest datiert, der vierte durch
die Bauzeit des jüngeren Parthenon (447 — 434), der dritte
durch die Nachrichten über die Erbauung der südlichen Burg-
mauer durch Kimon (nach 469; vgl. B. Keil, Anonymus argentin.
S. 84). Lassen sich nicht auch die beiden ersteren chronolo-
gisch fixieren?
Zuerst ist im allgemeinen hervorzuheben, dass zwischen dem
dritten und zweiten Abschnitte sicher, zwischen dem zweiten
und ersten aber wahrscheinlich eine Unterbrechung der Bautä-
tigkeit und eine Änderung des Projektes stattgefunden hat.
Ich mache zunächst auf den Umstand aufmerksam, dass sowol
die polygonale Stützmauer des ersten als auch die aus Poros-
quadern errichtete Futtermauer des zweiten Abschnittes wegen
ihrer soliden Bauart und ihrer geglätteten Fassaden keine pro-
visorischen Anlagen waren, sondern beide als später sichtbare
Stützmauern der Tempelterrasse geplant sind. Die dem drit-
ten Abschnitte angehörige kanonische Burgmauer kann daher
weder in der ersten, noch in der zweiten Epoche auch nur
geplant gewesen sein. Die hierdurch erwiesene mehrmalige
Änderung des Bauplanes in Verbindung mit dem Wechsel des
Materials und der Technik und zwar nicht nur bei den Stütz-
mauern, sondern auch beim Tempel selbst, legen uns den
Gedanken an kürzere oder längere Pausen zwischen den ein-
zelnen Abschnitten sehr nahe.
Mit grosser Bestimmtheit dürfen wir ferner eine längere
Unterbrechung der Arbeiten zwischen dem zweiten und dritten
Abschnitte aus dem Umstande erschliessen, dass die dem er-
steren angehörigen halbfertigen Säulentrommeln aus Marmor
und die zugehörigen Stylobatplatten in der Zeit vor Kimon, also
noch vor der 3. Bauperiode, in die nördliche Burgmauer ein-
gebaut worden sind. Denn die letztere ist, wie sich aus ihrem
unregelmässigen Zuge, ihrer Höhenlage und ihrer Hinterfüllung
ergiebt, älter als die südliche Burgmauer. Sie ist das Werk des
Themistokles. Wenn ich sie früher zum Teil für jünger hielt,
 
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