1907
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 2
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Entwurf »Romkerhall«. Architekten: Zöllner & Hallenstein
in Frankfurt a. M.
vom Getriebe der Großstadt verweilen darf. Schon längst
haben ideal gesinnte Männer diese Erkenntnis zu verbreiten
und damit Liebe und Verständnis für bodenwüchsige Volks-
kunst beim Bau der Land- und Logierhäuser zu erwecken
und zu fördern gesucht.
Den zahlreichen dankenswerten Bestrebungen dieser Art,
der großstädischen Bevölkerung gesündere Wohnungsverhält-
nisse zu schaffen, reiht sich als erfreuliche Tat auch das Aus-
schreiben eines Wettbewerbs an zur Beschaffung von Ent-
würfen für kleine Sommerhäuser im Harze, dessen Haupt-
zweck es war, nachzuweisen, daß es wohl möglich ist, für
mäßigen Preis ein schlichtes, bescheidenes Heim zu schaffen,
das Raum genug bietet zum Wohnen und Schlafen für eine
Familie mit drei bis vier Kindern, und das trotz einfacher For-
mengebung sich malerisch in die Landschaft einfügt.
Die Bestimmungen dieses zum 30. April d. J. erlassenen
Ausschreibens waren im wesentlichen folgende:
Zur Erlangung von Entwurfskizzen für den Bau kleiner Landhäuschen
in Bad Harzburg, die bei billigem Preise Kurgästen die Annehmlichkeit
des Wohnens im eigenen Hause in landschaftlich schöner Gegend bieten
sollen, wird unter den in Deutschland ansässigen Architekten ein öffent-
licher Wettbewerb ausgeschrieben. Für die Erbauung derartiger Sommer-
häuser sind auf der Nordseite des Burgberges in der Nähe des Krodo-
Entwurf »Sommerhäuschen«.
und Stüb-
chentales
mehrere vor-
züglich ge-
legene
Grundstücke
in Aussicht
genommen,
welche in
kleine Bau-
stellen von
etwa 500 qm
Größe geteilt
und billig ab-
gegeben wer-
den sollen.
Zunächst be-
absichtigen
die Veran-
stalter des
Wettbewerbs,
ein Muster¬
häuschen
auf ihre Kos-
ten zu errich-
ten, auch mit
einfacher
Entwurf »Romkerhall«.
Architekten: Zöllner & Hallenstein
in Frankfurt a. M.
aber geschmackvoller Wohnungseinrichtung zu versehen. Der Wettbewerb
bezweckt daher in erster Linie, für die Errichtung dieses Musterhauses
geeignete Unterlagen zu erlangen.
Der Baugrund ist gut; der Bau ist an Wasserleitung und Kanalisation
anzuschließen.
Das Sommerhäuschen soll eine vollständige Wohnung für eine Familie
mit 3 bis 4 Kindern nebst Wirtschaftsräumen enthalten. An Wohnräumen
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Vorder- und Rückseite.
Entwurf
»Sommerhäuschen«.
Architekten:
Zöllner & Hallenstein
in Frankfurt a. M.
werden verlangt: ein Wohnzimmer von 25 qm Grundfläche; ein Schlaf-
zimmer der Eltern, 20 bis 25 qm; zwei bis drei Schlafräume für Kinder
und Dienstmädchen; eine bedeckte, nach außen offene, zugfreie Halle,
welche geräumig genug sein muß, damit die Familie darin essen und sich
aufhalten kann. An Nebenräumen sind vorzusehen: eine kleine Küche,
eine Speisekammer, ein kleiner Keller, ein Abort mit Wasserspülung.
Erwünscht sind ein kleiner Balkon und eine kleine Waschküche im Keller.
Die Wohn- und Wirtschaftsräume sind im Erdgeschoß anzulegen, die Schlaf-
räume im Obergeschoß.
Das zu erbauende Musterhaus soll nicht den Charakter der üblichen,
mit Formenwust überladenen Unternehmerbauten erhalten, sondern in ein-
fachster Formengebung sich schlicht und malerisch der schönen Landschaft
anpassen. Ein besonderer Stil wird nicht vorgeschrieben, doch sollen die
am Harze üblichen heimischen Bauweisen vor fremdländischen Formen
bevorzugt werden.
Als Baumaterialien können Kalkbruchsteine und Ziegelsteine, welche
aber zum Rohbau nicht geeignet sind, Fachwerk mit Verputz oder Ver-
schalung, Schiefer und Dachziegel verwendet werden.
Die Baukosten des Hauses dürfen unter keinen Umständen mehr als
7500 Mk. betragen. Die Berechnung derselben ist überschläglich zum
Einheitspreise von 16 Mk. für 1 cbm umbauten Raumes zu bewirken.
Der umbaute Raum wird aus der bebauten Grundfläche jedes Ge-
schosses mit der zugehörigen von Oberkante Fußboden bis Oberkante
Fußboden gerechneten Geschoßhöhe ermittelt. Das Sockelgeschoß ist,
soweit es als Keller ausgenützt wird, von Oberkante des Kellerfußbodens,
sonst nur von der Geländehöhe an zu berechnen. Vom Dachraum kommen
nur die zu Wohnzwecken ausgebauten Räume nach ihrem wirklichen In-
halt in Anrechnung.
Entwürfe, deren Kosten über 7500 Mk. hinausgehen, oder deren
Architekten: Zöllner & Hallenstein
in Frankfurt a. M.
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Entwurf »Romkerhall«. Architekten: Zöllner & Hallenstein
in Frankfurt a. M.
vom Getriebe der Großstadt verweilen darf. Schon längst
haben ideal gesinnte Männer diese Erkenntnis zu verbreiten
und damit Liebe und Verständnis für bodenwüchsige Volks-
kunst beim Bau der Land- und Logierhäuser zu erwecken
und zu fördern gesucht.
Den zahlreichen dankenswerten Bestrebungen dieser Art,
der großstädischen Bevölkerung gesündere Wohnungsverhält-
nisse zu schaffen, reiht sich als erfreuliche Tat auch das Aus-
schreiben eines Wettbewerbs an zur Beschaffung von Ent-
würfen für kleine Sommerhäuser im Harze, dessen Haupt-
zweck es war, nachzuweisen, daß es wohl möglich ist, für
mäßigen Preis ein schlichtes, bescheidenes Heim zu schaffen,
das Raum genug bietet zum Wohnen und Schlafen für eine
Familie mit drei bis vier Kindern, und das trotz einfacher For-
mengebung sich malerisch in die Landschaft einfügt.
Die Bestimmungen dieses zum 30. April d. J. erlassenen
Ausschreibens waren im wesentlichen folgende:
Zur Erlangung von Entwurfskizzen für den Bau kleiner Landhäuschen
in Bad Harzburg, die bei billigem Preise Kurgästen die Annehmlichkeit
des Wohnens im eigenen Hause in landschaftlich schöner Gegend bieten
sollen, wird unter den in Deutschland ansässigen Architekten ein öffent-
licher Wettbewerb ausgeschrieben. Für die Erbauung derartiger Sommer-
häuser sind auf der Nordseite des Burgberges in der Nähe des Krodo-
Entwurf »Sommerhäuschen«.
und Stüb-
chentales
mehrere vor-
züglich ge-
legene
Grundstücke
in Aussicht
genommen,
welche in
kleine Bau-
stellen von
etwa 500 qm
Größe geteilt
und billig ab-
gegeben wer-
den sollen.
Zunächst be-
absichtigen
die Veran-
stalter des
Wettbewerbs,
ein Muster¬
häuschen
auf ihre Kos-
ten zu errich-
ten, auch mit
einfacher
Entwurf »Romkerhall«.
Architekten: Zöllner & Hallenstein
in Frankfurt a. M.
aber geschmackvoller Wohnungseinrichtung zu versehen. Der Wettbewerb
bezweckt daher in erster Linie, für die Errichtung dieses Musterhauses
geeignete Unterlagen zu erlangen.
Der Baugrund ist gut; der Bau ist an Wasserleitung und Kanalisation
anzuschließen.
Das Sommerhäuschen soll eine vollständige Wohnung für eine Familie
mit 3 bis 4 Kindern nebst Wirtschaftsräumen enthalten. An Wohnräumen
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Entwurf
»Sommerhäuschen«.
Architekten:
Zöllner & Hallenstein
in Frankfurt a. M.
werden verlangt: ein Wohnzimmer von 25 qm Grundfläche; ein Schlaf-
zimmer der Eltern, 20 bis 25 qm; zwei bis drei Schlafräume für Kinder
und Dienstmädchen; eine bedeckte, nach außen offene, zugfreie Halle,
welche geräumig genug sein muß, damit die Familie darin essen und sich
aufhalten kann. An Nebenräumen sind vorzusehen: eine kleine Küche,
eine Speisekammer, ein kleiner Keller, ein Abort mit Wasserspülung.
Erwünscht sind ein kleiner Balkon und eine kleine Waschküche im Keller.
Die Wohn- und Wirtschaftsräume sind im Erdgeschoß anzulegen, die Schlaf-
räume im Obergeschoß.
Das zu erbauende Musterhaus soll nicht den Charakter der üblichen,
mit Formenwust überladenen Unternehmerbauten erhalten, sondern in ein-
fachster Formengebung sich schlicht und malerisch der schönen Landschaft
anpassen. Ein besonderer Stil wird nicht vorgeschrieben, doch sollen die
am Harze üblichen heimischen Bauweisen vor fremdländischen Formen
bevorzugt werden.
Als Baumaterialien können Kalkbruchsteine und Ziegelsteine, welche
aber zum Rohbau nicht geeignet sind, Fachwerk mit Verputz oder Ver-
schalung, Schiefer und Dachziegel verwendet werden.
Die Baukosten des Hauses dürfen unter keinen Umständen mehr als
7500 Mk. betragen. Die Berechnung derselben ist überschläglich zum
Einheitspreise von 16 Mk. für 1 cbm umbauten Raumes zu bewirken.
Der umbaute Raum wird aus der bebauten Grundfläche jedes Ge-
schosses mit der zugehörigen von Oberkante Fußboden bis Oberkante
Fußboden gerechneten Geschoßhöhe ermittelt. Das Sockelgeschoß ist,
soweit es als Keller ausgenützt wird, von Oberkante des Kellerfußbodens,
sonst nur von der Geländehöhe an zu berechnen. Vom Dachraum kommen
nur die zu Wohnzwecken ausgebauten Räume nach ihrem wirklichen In-
halt in Anrechnung.
Entwürfe, deren Kosten über 7500 Mk. hinausgehen, oder deren
Architekten: Zöllner & Hallenstein
in Frankfurt a. M.
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