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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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Heft 2
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Lübke, Georg: Kleine Sommerhäuser im Harze
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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0023

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1907

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2



Formgebung so kostspielig ist, daß das Preisgericht den Eindruck gewinnt,
sie würden sich für 7500 Mk. nicht herstellen lassen, sollen von der Preis-
verteilung ausgeschlossen werden.
An Zeichnungen werden verlangt: die Grundrisse des Keller-, Erd-und
Obergeschosses; die Ansichten der Nordwest- und Nordostseite; ein Quer-
schnitt des Gebäudes, alles im Maßstab 1:100, und ein Schaubild der Südwest-
ansicht des Gebäudes, in welchem die Höhen der vordersten Kante des Baues
im Maßstabe 1:100 aufzutragen sind. Die Art der Darstellung der Zeich-
nungen ist freigestellt; ein ganz knapper Erläuterungsbericht ist beizufügen.
Als Preise sind 250, 150 und zweimal 50 Mk. ausgesetzt
Falls eine größere Zahl besonders guter Arbeiten eingehen sollte,
behält sich das Preisgericht vor, weitere Arbeiten zum Preise von je 50 Mk.
zum Ankauf zu empfehlen.
Das Preisrichteramt haben übernommen: Baurat Käppler (Leipzig),
Professor Lübke (Braunschweig), Kommerzienrat Dr. jur. Schmidt (Braun-
schweig), Professor Solf (Berlin), Bürgermeister von Stutterheim (Harz-
burg).
Die preisgekrönten Arbeiten gehen in den Besitz der ausschreibenden
Gesellschaft über. Sämtliche eingehenden Entwürfe werden mit der schrift-
lichen Beurteilung des Preisgerichtes während der Monate Juni, Juli und
August im Kurhause zu Bad Harzburg, soweit der Raum reicht, ausgestellt
werden.
Eine bestimmte Zusicherung, daß dem Verfasser des an erster Stelle
preisgekrönten Entwurfes die Ausführung des Musterhäuschens übertragen
wird, kann nicht gegeben werden.
Von manchen Seiten ist bemängelt worden, daß die zur
Verfügung gestellte Bausumme gar zu klein sei, daß für die-
selbe nichts Rechtes geschaffen werden könne, besonders aber,
daß ein Wohnraum im Erdgeschoß nicht genüge. Dem-
gegenüber haben die Veranstalter des Wettbewerbs unent-
wegt an ihrem Programm festgehalten in der richtigen An-
nahme, daß an guten Vorbildern für größere Landhäuser zur


Zeit in Deutsch¬
land keinMangel
mehr herrscht,
daß aber der
springende
Punkt für die
Beschaffung
nur zeitweise
benutzter Som¬
merwohnungen
die Kostenfrage
ist. Mehr als
einen Wohn¬
raumzufordern,
hätte wenigSinn
gehabt, da eine
in der Sommer¬
frische weilen¬
de Familie mög¬
lichst viel in
freier Luft sein
will und mei¬
stens die be¬
deckte Halle als
weniger schöne Tage, in denen die ganze Familie ans Haus
gefesselt ist, stehen ja auch die Schlafräume zum zeitweiligen
Aufenthalt bei Tage zur Verfügung. Ist ja doch der Hotel-
bewohner in Sommerfrischen meistens darauf beschränkt, nur
einen Raum zum Wohnen und Schlafen zu haben.
Es kam also darauf an, den Mindestpreis festzustellen,
für den der mäßig begüterte Mittelstand sich den Vorteil
eines eigenen Sommerhauses, eines Heims für die Zeit des
Naturgenusses schaffen könnte. Trotz der sehr bescheidenen
Preise hatte das Preisausschreiben einen bisher ungeahnten,
beispiellosen Erfolg. Nicht weniger als 665 Entwürfe gingen
ein, ein Beweis, daß in der deutschen Architektenschaft noch
ein starker Idealismus nach Betätigung ringt, ein Beweis aber
auch, daß gerade die in der gestellten Aufgabe liegende
Schwierigkeit, mit wenigem etwas Brauchbares zu schaffen,
zur Bearbeitung der Aufgabe anreizte.
Das Preisgericht hatte angestrengte Arbeit zu leisten, um
den gewaltigen Stoff zu sichten, und wenn es ihm auch nicht
gelungen ist, ungeteilten Beifall mit seiner Schlußentscheidung
zu ernten, so sind doch unter den auf die engere und engste
Wahl gestellten Entwürfen unzweifelhaft die wirklich guten
Lösungen der gestellten Aufgabe vereinigt, von denen in unsern
Abbildungen eine Blütenlese des Besten geboten wird.
Bei einigen wird der Fernerstehende verwundert fragen,
warum nicht diese den Preis erhielten. Demgegenüber muß
betont werden, daß bei so vielen nahezu gleichwertigen Ent-
würfen die Geschmacksrichtung eines einzelnen Mitgliedes
des Preisgerichtes leicht den Ausschlag geben kann, ohne daß
die übrigen Mitglieder Anlaß hätten, dagegen zu stimmen.
In manchen Fällen war die Unmöglichkeit, den Entwurf
für die knappe Bausumme von 7500 Mark herzustellen, Grund
genug, den reifen Entwurf vom Preise auszuschließen, so
z. B. bei dem Entwurf »Harzhäuser« des Architekten Klinke
in Harzgerode,
dessen Typ 2 in
seinem behaglich
eingerichteten,
wohldurchdach¬
ten Grundrisse,
seinem charakte¬
ristischen schlicht
malerischen Auf¬
bau so große
Reize bietet, daß
er inzwischen,
allerdings für eine
etwas höhere Bau¬
summe , ausge-
Entwurf »Haus Ilse«. Architekten: Paul Wollner und
O. Michalski in Hameln.


Wohn- und Speiseraum benutzen wird. Für


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