1907
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 2
Entwurf »Was Ihr wollt«.
Architekt: Regierungsbaumeister Hermann Oensel
in Bitterfeld.
berg (Berlin) hat die
tüchtige und schlichte
Art, in der die über-
lieferte Bauart der Harz-
häuser vergangener
Jahrhunderte im Schau-
bild zur Geltung ge-
bracht ist, den ersten
Preis eingetragen. Nicht
mit Unrecht hat man
von verschiedenen Sei-
ten demgegenüber auf
die nicht ausgereifte,
aber durch Hochziehen
des niedrigen Dachteils
leicht zu verbessernde
Gruppierung der Rück-
seiten, die aus den geo-
metrischen Ansichten
erkennbar ist, hingewiesen. Der Grundriß ist gut und klar, die
Mädchenkammer über der etwas niedrigeren Küche gut unter-
gebracht. Freilich sind auch hier zwei Ausgänge vorhanden und
die Schlafkammern der Kinder etwas knapp in der Grundfläche.
Dipl.-Architekt Zizler in Fürth hat in seinem Entwurf
»Natur« einen ganz ansprechenden und einfach gegliederten
und ausgeführten Putzbau von süddeutschem Gepräge dar-
gestellt. Der Grundriß wird dem Programm insofern nicht
vielen andern, sind die
Schlafräume knapp be-
messen. Der zweite
Entwurf derselben Ar-
chitekten »Sommer-
häuschen« hat letzteren
Mangel bei fast glei-
chem Grundriß infolge
anderer Dachlösung
gemildert. Die Dach-
ausbildung selbst aber
ist viel zu unruhig für
den kleinen Bau, die
Architektur mehr für
eine Darmstädter Vil-
lenkolonie, als für
eine Harzlandschaft
geeignet.
Recht erfreulich in
der äußeren Behand-
lung mit dem einfachen
Putzunterbau und der
glatten Bretterverscha-
lung der Giebel er-
scheint der Entwurf
»Nur im Sommer« von
Entwurf »Was Ihr wollt«.
Architekt: Regierungsbaumeister Hermann Gensei
in Bitterfeld.
W. Buchholtz in Patschkau (Breslau). Auch die Grundrißbildung
\ seite ist unglück-
’ ' lieh.
Entwurf »Harzeborg«.
Entwurf »Harzeborg«.
17
Architekt:
Jos. Clev in Pforzheim.
Architekt:
Jos. Clev in Pforzheim.
Der Entwurf
»Romkerhall«
von Zöllner &
Hallenstein,
Frankfurt a. M.,
gibt eine ein-
fachere Dach-
lösung, hat aber
im Aufbau etwas
herkömmliche
Formen. Im
Grundriß ist das
Wohnzimmer
wenig wohnlich
und, wie bei so
gerecht, als die Halle zu klein,
der Eingang durch sie zu be¬
engt und die Schlafräume der
Kinder zu klein sind.
Dagegen sind die Grund¬
rißgruppierungen der beiden
Entwürfe von Gustav Jänicke in
Schöneberg (Berlin), »Wenn ’s
Mailüfteri weht« und »Kleine
Hütte du auf Bergeshöhen«, als
geschickte und zweckmäßige
Lösungen anzuerkennen, die dem
Bedürfnis des Städters für den
Landaufenthalt entsprechen dürf¬
ten, vielleicht unter Vermehrung
der Fenster des Wohnzimmers
bei »Kleine Hütte« und geringer
Vergrößerung beider Hallen. Die
Architektur zeigt aber das an
Grunewaldvillen übliche Zuviel
an Motiven, die, jedes für sich
hübsch und bedeutend, zu eng aufeinander sitzend einander er-
drücken, selbst bei einem größeren Bau, geschweige denn in
dem kleinen Maßstab der vorliegenden Aufgabe. Bei dem erst-
genannten Entwurf sind sie zudem unvereinigt geblieben. Das
auf der einen Seite tief heruntergeschleppte Dach scheint zu
kippen; auch die aus der Seitenansicht ersichtliche Gruppie-
rung seiner Rück-
_ __4? _L
mit der vorgelegten Terrasse,
die noch einen geschützten Sitz-
platz im Freien gewährt, ist in
vieler Hinsicht schätzenswert.
Freilich wird die Stellung der
Türen im Wohnzimmer und der
Betten im Schlafzimmer der
Eltern nicht allen Ansprüchen
genügen. Der Bau ist in Form
und Farbe gut in die Landschaft
hineingepaßt und auch für die
gegebene Summe ausführbar.
Einheitlicher als bei den zu-
letzt besprochenen entwickelt
M. Schmit in Dortmund in sei-
nem Entwurf »Zu Hause« das
Dach, indem er der Hauptform
des abgewalmten Daches beider-
seits kräftige Giebel vorsetzt,
denen gegenüber ihm wieder die
Architekt: Regierungsbaumeister
Hermann Gensei in Bitterfeld. ' Schweifung der Walmkante an
den Hauptgiebeln erforderlich schien. Die Treppe ist wohl
nicht sehr glücklich ins Zimmer hineingebaut. Im Obergeschoß
ist der Raum sehr knapp,
die Mädchenkammer hat
etwa 4 qm, Kinderschlaf¬
kammern haben etwa
9 und 6 qm Fläche, die
letztere ist nurdurchsZim-
mer der Eltern zugänglich.
Der Entwurf »Haus
Ilse« von Paul Wollner
und O. Michalski in Ha¬
meln a. W. ist im Erd-
geschoßgrundriß nicht
übel, im Dachaufbau, der
auf der einen Seite ge-"
stelzt, auf der
andern Seite un¬
schön herunter¬
geschleppt und
mit allen nur
denkbaren Spitzen
versehen ist, selbst
für ein viel große-
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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 2
Entwurf »Was Ihr wollt«.
Architekt: Regierungsbaumeister Hermann Oensel
in Bitterfeld.
berg (Berlin) hat die
tüchtige und schlichte
Art, in der die über-
lieferte Bauart der Harz-
häuser vergangener
Jahrhunderte im Schau-
bild zur Geltung ge-
bracht ist, den ersten
Preis eingetragen. Nicht
mit Unrecht hat man
von verschiedenen Sei-
ten demgegenüber auf
die nicht ausgereifte,
aber durch Hochziehen
des niedrigen Dachteils
leicht zu verbessernde
Gruppierung der Rück-
seiten, die aus den geo-
metrischen Ansichten
erkennbar ist, hingewiesen. Der Grundriß ist gut und klar, die
Mädchenkammer über der etwas niedrigeren Küche gut unter-
gebracht. Freilich sind auch hier zwei Ausgänge vorhanden und
die Schlafkammern der Kinder etwas knapp in der Grundfläche.
Dipl.-Architekt Zizler in Fürth hat in seinem Entwurf
»Natur« einen ganz ansprechenden und einfach gegliederten
und ausgeführten Putzbau von süddeutschem Gepräge dar-
gestellt. Der Grundriß wird dem Programm insofern nicht
vielen andern, sind die
Schlafräume knapp be-
messen. Der zweite
Entwurf derselben Ar-
chitekten »Sommer-
häuschen« hat letzteren
Mangel bei fast glei-
chem Grundriß infolge
anderer Dachlösung
gemildert. Die Dach-
ausbildung selbst aber
ist viel zu unruhig für
den kleinen Bau, die
Architektur mehr für
eine Darmstädter Vil-
lenkolonie, als für
eine Harzlandschaft
geeignet.
Recht erfreulich in
der äußeren Behand-
lung mit dem einfachen
Putzunterbau und der
glatten Bretterverscha-
lung der Giebel er-
scheint der Entwurf
»Nur im Sommer« von
Entwurf »Was Ihr wollt«.
Architekt: Regierungsbaumeister Hermann Gensei
in Bitterfeld.
W. Buchholtz in Patschkau (Breslau). Auch die Grundrißbildung
\ seite ist unglück-
’ ' lieh.
Entwurf »Harzeborg«.
Entwurf »Harzeborg«.
17
Architekt:
Jos. Clev in Pforzheim.
Architekt:
Jos. Clev in Pforzheim.
Der Entwurf
»Romkerhall«
von Zöllner &
Hallenstein,
Frankfurt a. M.,
gibt eine ein-
fachere Dach-
lösung, hat aber
im Aufbau etwas
herkömmliche
Formen. Im
Grundriß ist das
Wohnzimmer
wenig wohnlich
und, wie bei so
gerecht, als die Halle zu klein,
der Eingang durch sie zu be¬
engt und die Schlafräume der
Kinder zu klein sind.
Dagegen sind die Grund¬
rißgruppierungen der beiden
Entwürfe von Gustav Jänicke in
Schöneberg (Berlin), »Wenn ’s
Mailüfteri weht« und »Kleine
Hütte du auf Bergeshöhen«, als
geschickte und zweckmäßige
Lösungen anzuerkennen, die dem
Bedürfnis des Städters für den
Landaufenthalt entsprechen dürf¬
ten, vielleicht unter Vermehrung
der Fenster des Wohnzimmers
bei »Kleine Hütte« und geringer
Vergrößerung beider Hallen. Die
Architektur zeigt aber das an
Grunewaldvillen übliche Zuviel
an Motiven, die, jedes für sich
hübsch und bedeutend, zu eng aufeinander sitzend einander er-
drücken, selbst bei einem größeren Bau, geschweige denn in
dem kleinen Maßstab der vorliegenden Aufgabe. Bei dem erst-
genannten Entwurf sind sie zudem unvereinigt geblieben. Das
auf der einen Seite tief heruntergeschleppte Dach scheint zu
kippen; auch die aus der Seitenansicht ersichtliche Gruppie-
rung seiner Rück-
_ __4? _L
mit der vorgelegten Terrasse,
die noch einen geschützten Sitz-
platz im Freien gewährt, ist in
vieler Hinsicht schätzenswert.
Freilich wird die Stellung der
Türen im Wohnzimmer und der
Betten im Schlafzimmer der
Eltern nicht allen Ansprüchen
genügen. Der Bau ist in Form
und Farbe gut in die Landschaft
hineingepaßt und auch für die
gegebene Summe ausführbar.
Einheitlicher als bei den zu-
letzt besprochenen entwickelt
M. Schmit in Dortmund in sei-
nem Entwurf »Zu Hause« das
Dach, indem er der Hauptform
des abgewalmten Daches beider-
seits kräftige Giebel vorsetzt,
denen gegenüber ihm wieder die
Architekt: Regierungsbaumeister
Hermann Gensei in Bitterfeld. ' Schweifung der Walmkante an
den Hauptgiebeln erforderlich schien. Die Treppe ist wohl
nicht sehr glücklich ins Zimmer hineingebaut. Im Obergeschoß
ist der Raum sehr knapp,
die Mädchenkammer hat
etwa 4 qm, Kinderschlaf¬
kammern haben etwa
9 und 6 qm Fläche, die
letztere ist nurdurchsZim-
mer der Eltern zugänglich.
Der Entwurf »Haus
Ilse« von Paul Wollner
und O. Michalski in Ha¬
meln a. W. ist im Erd-
geschoßgrundriß nicht
übel, im Dachaufbau, der
auf der einen Seite ge-"
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mit allen nur
denkbaren Spitzen
versehen ist, selbst
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