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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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Heft 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0080

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1907

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Hef t 8

gepolsterten Bänken. Für die Werksteinarbei-
ten der Fassade wurde rheinischer Tuffstein
mit Moselsandstein verwendet.
Tafel 58. Wohnhaus des Herrn
Karl Finckh in Stuttgart, Hölderlinstraße.
Architekten: Eisenlohr & Weigle, Ober-
bauräte in Stuttgart.
Da ein alter Garten vorhanden war,
konnte das Haus in eine fertige Umgebung
gestellt werden. Das Äußere ist in hell ver-
putztem Ziegelmauerwerk mit Hausteinsockel
und Fensterumrahmungen ausgeführt. Im
Innern wurde Hauptwert auf behagliche Wohn-
lichkeit gelegt und besonders die Diele bedacht.
Die Baukosten betrugen rd. 100000 Mk.
Tafel 59 u. 60. Kurhaus in Bad
Reichenhall. Architekten: Heilmann &
Littmann in München.
Das Kurhaus steht in der Westecke des
erweiterten Kurgartens. Vom Haupteingang
gelangt man durch das Vestibül 6 Stufen
abwärts in das Untergeschoß zur Hauptgarde-
robe. Eine in das Vestibül eingelegte Frei-
treppe von 15 Stufen führt in die Vorhalle des
Hauptgeschosses, von der man durch 3 Türen
in den 486 qm großen Konzert-, Konversa-
tions- und Ballsaal gelangt. Die rasch von-
einander zu lösenden Stühle können durch
eine Bodenöffnung in den Requisitenraum
hinabgereicht werden. Der Saal enthält
680 Sitzplätze, die Galerie 350 Klappsessel,
stark aufsteigend angeordnet, Der Saal erhält
sein Licht durch hoch angebrachte, in das
Gewölbe einschneidende Seitenfenster. Das
Gewölbe ist in Monierkonstruktion ausge-
führt, an den Bindern des eisernen Dachstuhls
aufgehängt und mit aufgetragenem Ornament und einem Mittelbild von
Professor Kolmsberger in München geschmückt. Die Nebenräume haben
Stuckdecken mit gezogenen Linien, einfachen Wandanstrich und niedrige
Lambris, nur Damensalon und Musikzimmer erhielten Wandbespannung von
glattem Seidenstoff. Aus hygienischen Rücksichten wurde die Verwendung
von Stoffen aufs äußerste beschränkt. Die Fußböden bestehen aus Lino-
leum auf Terrazzo, nur der große Saal erhielt eichenen Riemenfußboden.
Der Bau zeigt die charakteristischen Formen des Barockputzbaues. Die
Fundamente bis Sockel-Oberkante wurden betoniert, ebenso die Pfeiler der
Haupteingänge und die wesentlichen Architekturteile, die Mauern wurden mit
reinem Kalkmörtel verputzt und erhielten ihre Dekoration lediglich durch
Feldereinteilung und verschiedene Behandlung des Bewurfs. Die Dächer
sind mit roten Platten eingedeckt. Planung und Ausführung lag zum großen
Teil in den Händen des Architekten Franz Habich, i.F. Heilmann & Littmann.
Baukosten ohne Grunderwerb betrugen 398613,76 Mk., d. i. 18,40 Mk. für
1 cbm; die Kosten der inneren Einrichtung 50000 Mk.
Tafel 61. Bankgebäude für den Westfälischen Bankverein,
Münster i. W. Wettbewerbentwurf. Architekt: Jos. Reuters in
Wilmersdorf.

Im Erdgeschoß sind die Kassenräume, Amtsräume, die Räume für
den Direktor und die Buchhalterei etc., im Obergeschoß die Wohnung des

Wohnhaus des Herrn Karl Finckh in Stuttgart, Architekten: Eisenlohr &Weigle,
Hölderlinstraße. — 3. Rückseite. Oherbauräte in Stuttgart,



Direktors und das Sitzungszimmer
angeordnet.
Tafel 62. Doppelwohn¬
haus in Karlsruhe, Weber-
straße6'8. Architekt: Professor
Eugen Beck, B.D.A., in Karls¬
ruhe.
Die Baugruppe besteht aus
zwei getrennten Miethäusern; für
das Grundstück ist offene, villen¬
artige Bebauung (zwei Stockwerke,
Mansardenstock mit französischem
Dach oder Giebelbau) vorgeschrie¬
ben. Wegen der verhältnismäßig
hohen Bodenpreise mußte das Ge¬
lände bis aufs äußerste ausgenutzt
werden. Die Umrisse des Grund¬
risses liegen deshalb im geringsten
zulässigen Abstande von den Nach¬
bargrenzen. Die eine Hälfte enthält
in jedem Geschoß eine Wohnung
Küche, Speisekammer, Bad und 2 Klosetten, die andre, auf kleinerem Grund-
stück erbaute in jedem Geschoß ein Zimmer weniger. Die äußeren Wand-
flächen sind mit rauhem, gekämmtem Weißkalkputz beworfen. Die Sockel-
verblendung bis zur Kämpferhöhe der großen Bogenfenster des Erdge-
schosses besteht aus hammerrecht bearbeiteten grünlichgelben Sandsteinen
aus der Umgegend von Bretten, ebenso die übrigen Architekturteile: Giebel-
voluten, Erker, Fenstereinfassungen u. s.w. Das Fachwerk der Erker und
seitlichen Giebel ist Kiefernholz, dunkelgrün gefärbt; die Gefache sind glatt
weiß verputzt, die Dachflächen mit roten Biberschwänzen eingedeckt. Die
Zwischendecken sind Koenensche Plandecken, in den Fluren und Schlaf-
zimmern mit Linoleumbelag; die Wohnzimmer haben eichene Parkettböden.
Jede Gebäudehälfte hat Warmwasserheizung und elektrische Licht- und Gas-
leitung. Die Baukosten betrugen ohne Platz- und Straßenkosten 75000
bezw. 80000 Mk.

hinter Glasabschluß mit 8 Zimmern,

Doppelwohnhaus in Karlsruhe, Weberstraße 6/8.
Architekt: Prof. Eugen Beck, B.D.A., in Karlsruhe.





Tafel 63. Landhaus in Stuttgart. Architekt: Hans Streit
in Stuttgart.
Das Erdgeschoß enthält die Wohnräume; die Schlafräume liegen im
1. Stock, der z.T. als Dachstock ausgebildet ist. Neben beträchtlicher Er-
sparnis bewirkt das auf zwei Seiten heruntergezogene Mansarddach eine
malerische Gruppierung, die den Verzicht auf reiche äußere Mittel ermöglicht.
Das Äußere zeigt das Bestreben, die notwendigen Konstruktionsteile als
Dekorationsmittel zu verwenden und durch richtige Verteilung des Materials
ein stimmungsvolles Ganzes zu schaffen. Die innere Ausstattung ist schlicht.
Der Diele verleiht die Holztäferung ein reicheres Aussehen. Das Dach ist
mit naturroten Biberschwänzen eingedeckt, die verschindelten Turmpartieen
und Dachläden in graugrüner Lasur abgetönt.

Tafel 64. Wohnhaus des Herrn J. B. Ford in Detroit
(Mich.). Architekt: Alphons W. Chittenden.
Aus The Architectural Review^, Boston.

Textblatt. Kloster Wettenhausen in Schwaben. Auf-

nahme von Matth. Kempfle in München.
Die mit dem Kloster verbundene Kirche ist ein imposanter Barockbau
mit gut durchgebildetem Giebel und mächtigem Turm, der mit schön ge-
schweifter Kuppel endigt. Das Innere ist ungemein reich und erinnert an
die St. Michaels-Hofkirche in München. Eine massive Tonne mit schönen

und guterhaltenen Stukkaturen

überspannt den Raum in ganzer Breite.

Pilaster mit hübschen Kapitä-
len und verkröpften Gesimsen
beleben die Wandflächen.
Kanzel und Seitenaltäre sind
in Silber und der Hauptaltar
in Gold gefaßt; letztere weisen
wertvolle Gemälde auf. Beicht-
stühle und Kirchenbänke sind
mit Schnitzereien versehen;
das Ganze ist von erhabener,
majestätischer Wirkung, ein
Juwel barocker Baukunst.
Kirche und Kloster sol-
len 982 gegründet sein. Im
16. Jahrhundert wurden Chor
und Turm neu ausgeführt; das
Langhaus, angeblich noch aus
romanischer Zeit, ist 1669
niedergelegt. Im Jahre 1683
stand die Kirche im Äußern
vollendet da und hatte auch
im Innern bereits die Stukka-
turen; eine Inschrift mit dem
Wappen des um die Erbauung
hochverdienten Prälaten Dio-
nysius von Rehlingen ist noch
über dem Portal ersichtlich ;
1687 wurde der Neubau ein-
geweiht. Seit 1865 sind die
ehemaligen Klostergebäude im
Besitze der Ordensfrauen von
St. Ulrich in Augsburg, die
darin eine Mädchenerzieh-
ungsanstalt mit 300 Zöglingen
leiten.



Wohnhaus des Herrn J. B. Ford in Detroit.
Architekt: Alphons W. Chittenden.

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