1907
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 11
Das Sommerbad. Entwurf: Professor Max Läuger
Kuppelraum mit Bad. in Karlsruhe.
blick nach dem Garten zu bietet. In der Fensterachse liegt
zunächst eine Terrasse, dahinter ein mit nur einer Blumenart
bepflanztes, einem einfarbigen Teppich ähnliches Blumenbeet
und ein kiesbestreuter Platz, von weißgestrichenen Grillagen
umgeben. Dieser Platz, mit weißgehaltenen Gartenmöbeln aus-
gestattet, dient als Parterre für ein vor ihm sich ausbreitendes
Naturtheater mit grünem Rasenboden und aus Zypressen ge-
schnittenem Hintergrund und Kulissen. Der der Barockzeit
entnommene Gedanke wirkt ganz ausgezeichnet.
Den Glanzpunkt der Gartenausstellung bildet der Läuger-
garten. Um zu zeigen, in wie vielseitiger Weise Bäume, Blumen
und Rasen, Architektur und Einfriedigung für die verschiedensten
Zwecke und Maßstäbe zusammengestellt werden können, hat
der Künstler das ihm zur Verfügung gestellte Gelände in 15
unter sich unabhängige Abschnitte aufgelöst, die eine reiche
Fülle wechselnder Bilder ermöglichen. Es ist ein Genuß, sich
in diese geistreichen Lösungen von Hainanlagen, Blumen- und
Rosengärten, in die vorgeführten Aufstellungsmöglichkeiten
von Plastiken und Brunnen zu vertiefen. Im Mittelpunkt des
Gartens liegt das Bad. Das an römische Motive erinnernde,
doch modern durchgeführte, zu ebener Erde liegende Gebäude
von künstlerischer Vollendung enthält einen kleinen Baderaum
mit Kuppel, sowie verschiedene Räume zur Erholung, Körper-
pflege u. s. w.
Von dem mit Marmorplatten belegten Vorraum tritt man
in ein von hohen Thujawänden umschlossenes, mit Hermen
und andern Kunstwerken geschmücktes Rasenparterre, dessen
Mitte ein von Steinplatten umschlossenes Schwimmbassin bildet.
Diese Anlage, die es dem Besitzer ermöglichen soll, fremdem
Einblick entzogen, Luft- und Wasserbäder zu nehmen, ist von
höchstem künstlerischem Reiz, sie bildet mit Recht den räum-
lichen Mittelpunkt der ganzen Gartenbauausstellung.
3. Die neue städtische Kunsthalle und die Kunst-
ausstellung.
Als bleibendes Erinnerungszeichen und als Bürgschaft,
daß Mannheim von nun an auch zu den Ausstellungsstädten
gehören, daß sie eine Beschützerin der Kunst werden will, hat
die Stadt zu ihrem Jubelfest die »städtische Kunsthalle« fertig-
gestellt.
Der von Billings Meisterhand geschaffene Monumental-
palast ist unzweifelhaft eine der besten Leistungen neuerer
Baukunst. Jeder, selbst wer
den Modernen mißtrauisch
gegenübersteht, wird zu¬
geben müssen, daß hier ein
Meisterwerk aus einem Guß
entstanden ist, das, auf den
alten unwandelbaren Ge¬
setzen der Massengliede¬
rung und Raumkunstfußend,
— dem Material durchaus
gerecht — völlig neu ist in
allen Einzelformen bis aufs
kleinste Detail.
Wär’s möglich, einen Baukünstler und Fachgenossen (es
müßte der Besten einer sein, die wir hatten), der seit 10
oder 20 Jahren im Schatten des Grabes geschlummert, zu
neuem Leben erweckt, vollständig unvermittelt vor dies Werk
zu stellen, welch ungeheures Staunen müßte ihn überkommen!
Alles anders als bisher, bis aufs kleinste Profil, und doch
welch staunenswerte innere Verwandtschaft mit den besten
Werken der Antike! Verständnislos würde er die Einzelformen
betrachten und doch, müßte nicht die Erinnerung in ihm auf-
steigen an des Mausolus Gedächtnismai, an die hochgebaute
Stadt des Erechtheus? —
HH-.-1-.-.-f.
Eingang zum Sommerbad. Entwurf: Professor Max Läuger in Karlsruhe.
Parkfigur von Karl Albiker in Ettlingen.
92
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 11
Das Sommerbad. Entwurf: Professor Max Läuger
Kuppelraum mit Bad. in Karlsruhe.
blick nach dem Garten zu bietet. In der Fensterachse liegt
zunächst eine Terrasse, dahinter ein mit nur einer Blumenart
bepflanztes, einem einfarbigen Teppich ähnliches Blumenbeet
und ein kiesbestreuter Platz, von weißgestrichenen Grillagen
umgeben. Dieser Platz, mit weißgehaltenen Gartenmöbeln aus-
gestattet, dient als Parterre für ein vor ihm sich ausbreitendes
Naturtheater mit grünem Rasenboden und aus Zypressen ge-
schnittenem Hintergrund und Kulissen. Der der Barockzeit
entnommene Gedanke wirkt ganz ausgezeichnet.
Den Glanzpunkt der Gartenausstellung bildet der Läuger-
garten. Um zu zeigen, in wie vielseitiger Weise Bäume, Blumen
und Rasen, Architektur und Einfriedigung für die verschiedensten
Zwecke und Maßstäbe zusammengestellt werden können, hat
der Künstler das ihm zur Verfügung gestellte Gelände in 15
unter sich unabhängige Abschnitte aufgelöst, die eine reiche
Fülle wechselnder Bilder ermöglichen. Es ist ein Genuß, sich
in diese geistreichen Lösungen von Hainanlagen, Blumen- und
Rosengärten, in die vorgeführten Aufstellungsmöglichkeiten
von Plastiken und Brunnen zu vertiefen. Im Mittelpunkt des
Gartens liegt das Bad. Das an römische Motive erinnernde,
doch modern durchgeführte, zu ebener Erde liegende Gebäude
von künstlerischer Vollendung enthält einen kleinen Baderaum
mit Kuppel, sowie verschiedene Räume zur Erholung, Körper-
pflege u. s. w.
Von dem mit Marmorplatten belegten Vorraum tritt man
in ein von hohen Thujawänden umschlossenes, mit Hermen
und andern Kunstwerken geschmücktes Rasenparterre, dessen
Mitte ein von Steinplatten umschlossenes Schwimmbassin bildet.
Diese Anlage, die es dem Besitzer ermöglichen soll, fremdem
Einblick entzogen, Luft- und Wasserbäder zu nehmen, ist von
höchstem künstlerischem Reiz, sie bildet mit Recht den räum-
lichen Mittelpunkt der ganzen Gartenbauausstellung.
3. Die neue städtische Kunsthalle und die Kunst-
ausstellung.
Als bleibendes Erinnerungszeichen und als Bürgschaft,
daß Mannheim von nun an auch zu den Ausstellungsstädten
gehören, daß sie eine Beschützerin der Kunst werden will, hat
die Stadt zu ihrem Jubelfest die »städtische Kunsthalle« fertig-
gestellt.
Der von Billings Meisterhand geschaffene Monumental-
palast ist unzweifelhaft eine der besten Leistungen neuerer
Baukunst. Jeder, selbst wer
den Modernen mißtrauisch
gegenübersteht, wird zu¬
geben müssen, daß hier ein
Meisterwerk aus einem Guß
entstanden ist, das, auf den
alten unwandelbaren Ge¬
setzen der Massengliede¬
rung und Raumkunstfußend,
— dem Material durchaus
gerecht — völlig neu ist in
allen Einzelformen bis aufs
kleinste Detail.
Wär’s möglich, einen Baukünstler und Fachgenossen (es
müßte der Besten einer sein, die wir hatten), der seit 10
oder 20 Jahren im Schatten des Grabes geschlummert, zu
neuem Leben erweckt, vollständig unvermittelt vor dies Werk
zu stellen, welch ungeheures Staunen müßte ihn überkommen!
Alles anders als bisher, bis aufs kleinste Profil, und doch
welch staunenswerte innere Verwandtschaft mit den besten
Werken der Antike! Verständnislos würde er die Einzelformen
betrachten und doch, müßte nicht die Erinnerung in ihm auf-
steigen an des Mausolus Gedächtnismai, an die hochgebaute
Stadt des Erechtheus? —
HH-.-1-.-.-f.
Eingang zum Sommerbad. Entwurf: Professor Max Läuger in Karlsruhe.
Parkfigur von Karl Albiker in Ettlingen.
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