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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0290

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Architektonische Rundschau

1. Beilage zu Heft 10. 1907

Alleinige Inseratenannahme bei Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,
. Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich =====

Insertionspreis 25 Pf. für die
□ viergespaltene Petitzeile ö

Das neue Kurhaus zu Wiesbaden.
Nachdem ein im Jahre 1897 behufs Gewinnung von Plänen für ein
neues Kurhaus in Wiesbaden ausgeschriebener Wettbewerb infolge mangel-
hafter Programmbestimmungen resultatlos verlaufen war, erhielt Professor
Dr. Fr. von Thier sch den Auftrag zur Bearbeitung neuer Pläne, die
nach manchen Umarbeitungen zur Übertragung des Baues führten. In
fortgesetzten Kämpfen gelang es dem Architekten, den künstlerischen Wert
des Gebäudes, entgegen allen finanziellen Bedenken, auf die jetzt erreichte
Höhe zu heben und auch die Gestaltung der beweglichen Ausstattung
nach seinen Entwürfen und Bestimmungen durchzuführen.
Die Inangriffnahme der Bauarbeiten verschob sich bis zum Januar
1905 durch die Verzögerung des Abbruchs des alten Kurhauses, das zu-
folge einer Forderung des Kultusministeriums an andrer Stelle wieder
aufgebaut werden sollte. Die hieraus erwachsenden Schwierigkeiten wurden
dadurch beseitigt, daß das Hauptstück des alten Kursaals, der fein ab-
gestimmte Marmorsaal, um einige Achsen verkürzt, in dem kleinen Saal
des Neubaus Wiederverwendung fand.
Die zur Bauausführung bewilligte Summe von 3000000 Mk. wurde
im Verlaufe der Ausführung durch verschiedene Nachbewilligungen auf
4 425000 Mk. erhöht.
Die verfügbare Baufläche war in Rücksicht auf das umfangreiche
Programm sehr knapp bemessen, zumal der Neubau an Tiefe dem alten
Kurhause ungefähr gleichkommt und nur in der Längenausdehnung das-
selbe übertrifft. Das neue Haus bedeckt 6235 qm, das alte 4887 qm. Die
Raumvergrößerung mußte daher zumeist in der Höhenentwicklung ge-
wonnen werden. Das alte Kurhaus besaß nur ebenerdige Räume, während
der Neubau ein vollständig durchgeführtes Obergeschoß und an der Nord-
seite noch ein zweites und drittes Obergeschoß erhielt.
Der Grundriß ist nach zwei Achsen symmetrisch angelegt. Die Bau-
masse gliedert sich in einen Mittelbau in der Richtung der Hauptquerachse,
der die große Wandelhalle enthält, in einen Südflügel mit dem großen
Konzertsaal und den ihn umgebenden Lese- und Konversationsräumen, und
in einen Nordflügel mit dem kleinen Konzertsaal, dem Küchenlichthof, um-
geben von einem Kranz von Restaurationsräumen.
Alle dem gesellschaftlichen Leben dienenden Räume liegen auf gleicher
Höhe, 1,80 m über Terrain. Sie sind zusammengefaßt und werden er-
reicht durch die große, den Hauptverkehr aufnehmende Wandelhalle. Die
größeren Säle gehen in ihrer Höhenentwicklung durch zwei und mehr
Geschosse. Die übrigen Teile des Obergeschosses sind für die Verwal-
tung, die Wirtswohnung, für Gesellschafts- und Künstlerzimmer einge-
richtet. Wirt und Dienstpersonal teilen sich in das zweite und dritte Ober-
geschoß.
Das Äußere des Gebäudes ist in Rücksicht auf die Schönheit der
umgebenden Natur absichtlich schlicht und in Anlehnung an klassische
Vorbilder entworfen. Im gewollten Gegensätze hierzu zeigt das Innere
größten Reichtum der Formen und durchweg echte Baumaterialien.
Die Wandelhalle wurde, antiken Vorbildern folgend, im Innern bis
zum Kämpfer der Gewölbe mit edlem Material bekleidet. Säulen- und
Pilasterschäfte aus dunkelrotem schwedischem Granit, mit Basen und Kapi-
tellen in Bronzeguß, das Gebälk in grauem Kösseinegranit, im Fries mit bel-
gischem Marmor eingelegt, dazu Teile aus gelbem und weißem Marmor,
Postamente aus grünem Serpentin, bilden die Grundnoten des Farben-
akkords der unteren Architektur. Darüber beginnt die Wölbung der Kuppel
in hellem Kalkputz mit Medaillonbildern aus Stiftmosaik und angetragenen
Flachreliefs.
Die großen Säulen des großen Konzertsaals sind aus Nassauer Marmor,
dessen Töne mit dem feurigen Rotbraun der Mahagonivertäfelung und
des Gestühls den Farbenakkord des unteren Teils bilden. Die Decken-
bildung ist in durchgehender Vergoldung und tieffarbigen Gründen durch-
geführt. Die Lesesäle sind auch in strengem Stil gehalten: Einfache Stuck-
decken, weinrote Seidenbespannung, graue Marmorarchitektur der Fenster-
rahmen, dunkles Holz mit Bronzebeschlägen, blauer Teppich. Das Schreib-
zimmer zeigt eine reich vergoldete Holzdecke, gelbe Wandbespannung
und Nußbaummöbel im Charakter der Frührenaissance. Die Südhalle, dem
plaudernden und lesenden Publikum in den Übergangszeiten dienend, ist
mit Muschel- und farbigem Steinwerk und an den freien Wandflächen mit
Freskobildern geziert.
Der kleine Konzertsaal ist mit der wieder aufgefrischten und ange-
paßten Marmorarchitektur des alten Kursaals ausgestattet.
Der sogenannte Biersaal ist an Wänden und Decke mit glasierten
Steingutplatten und Profilstücken in graublauem Grundton bekleidet. Die
Möbel und Zwischenwände sind aus Eichenholz mit Naturlederbezügen.
Es folgt noch eine Reihe von Restaurations-, Schreib- und Herren-
zimmern, deren Ausstattung ebenfalls in stets wechselnder Farbenstimmung
aufs gediegenste durchgeführt ist. Die Sockelverkleidung des Unterge-
schosses besteht aus Kösseinegranit vom Fichtelgebirge. Die Fassaden-
flächen sind mit weißgelbem Pfälzer Sandstein verkleidet. Am West-Mittel-
bau mußte wegen der großen Dimensionen der Werkstücke Cudowasand-
stein verwendet werden.
Für Heizung und Lüftung war eine Konkurrenz ausgeschrieben, aus
der Rietschel & Henneberg als Sieger hervorgingen. Gewählt wurde eine
Niederdruckdampf- und Dampfwarmwasserheizung in Verbindung mit einer
ausgedehnten Lüftungsanlage. Die Beleuchtung des Hauses geschieht
ausschließlich durch elektrisches Licht.
Die Bauarbeiten begannen im Januar 1905. Die Einweihung erfolgte
im Mai 1907.

Baumgärtner’s Buchhandlung, Leipzig.

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Baumgärtner’s Buchhandlung, Leipzig.

y

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herausgegeben von Wi lhcllTl Rehme, Architekt,
xoo Tafeln 29,5X36 cm in Lichtdruck mit Vorwort und Inhalt.
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Aus einer Besprechung der Münchener Bauzeitung: Die getroffene Aus-
wahl der reproduzierten Gebäude ist eine sehr glückliche und stellt
dem architektonischen Kunstverständnis, nicht minder auch dem
guten Geschmack des Herausgebers das beste Zeugnis aus. Schon
auf den ersten Blick müssen uns diese vornehm und in dekorativer Wirkung kunst-
voll ausgeführten Bauten in ihrer abwechslungsreichen Vielfältigkeit gefallen, und
mit Genugtuung erfüllt uns die dabei zu machende Wahrnehmung, dass auch unsere
nüchterne Geschäftswelt, der man so gerne jeden Hang zur Poesie abspricht, bei
der Aufführung ihrer Häuser nicht allein den praktischen Vorteil zu wahren bestrebt
ist, sondern auch dem Schönheitssinn in weitestem Masse gerecht wird. Mit der
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