1907
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 12
Grabmal in Detmold.
Architekt: Emil Högg, Direktor des Gewerbemuseums in Bremen.
Museen in Braunschweig (vergl. »Denkmalpflege« 1906, S. 89), Hannover
und Celle (»Denkmalpflege« 1907, S. 61) haben die frische bäuerliche Volks-
kunst zum Hauptgegenstande ihrer Sammeltätigkeit gemacht, und in den
Museen in Hamburg, Altona, Kiel, Flensburg, Meldorf u. s. w. bilden be-
kanntlich die köstlichen alten Bauernstuben mit ihrem Hausrat einen be-
sonders wertvollen und anregenden Teil des reichen Besitzes. Aber da
die einzelnen Stuben in den Museumsgebäuden untergebracht werden
mußten, ist ihre natürliche Wirkung doch mehr oder weniger beeinträchtigt,
weil der natürliche Zusammenhang mit dem ganzen Hause fehlt, die ursprüng-
liche Beleuchtung verändert werden mußte u. s. w. Neben der Bauernstube
ist aber die Diele mit der Feuerstelle mindestens ebenso charakteristisch
und das darin aufgestellte Großgerät der Schränke, Bänke und Laden
ist ebenso wertvoll wie die Ausstattung der Stube. Vor allem aber ist der
Zusammenhang aller Räume, der Organismus des ganzen Hauses, das
Gesamtbild das Wesentlichste, wenn ein richtiger Begriff der alten Woh-
nungskultur gegeben, der Geist der Volkskunst in treuer Vollständigkeit
überliefert werden soll.
Mit dieser trefflichen Begründung tritt Dr. Karl Schäfer in Bremen
(in Heft 1/2, 1907, der »Mitteilungen des Gewerbemuseums zu Bremen«)
für die Begründung eines Museums niedersächsischer Volkskunst in Bremen
ein, das die typischen Formen des niedersächsischen Bauernhauses aus dem
Gebiete, dessen geographischer und geistiger Mittelpunkt Bremen war und
ist, in der Art der nordischen Freilichtmuseen (vergl. »Architekt. Rundschau«
1907, Heft 6) in ganzen Bauten mit vollständiger Einrichtung vorführen
soll. Das Gebiet erstreckt sich von der Elbe bis zur ostfriesischen Grenze
und von der Nordsee südlich bis zum Bückeburger Land und trägt als
Haupttypen das Haus der Vierlande, des Altenlandes, der Lüneburger
Heide — Marsch- und Geesthaus, das auf dem Deich gelegene Walfisch-
fänger- und Schifferhaus, das Ammerländer Haus, das des Aartlandes bei
Quakenbrück und das Bückeburger, schließlich als Gegenstück zu dem
sächsischen das friesische Marschenhaus. So ist der Umfang der Anlage
mit ergänzenden Zutaten, wie eines der mühlenartigen Wasserschöpfwerke
aus dem Teufelsmoor, ein alter Glockenstuhl aus den Heidedörfern u. dgl.,
genau umgrenzt. Die Originalbauten mit allem Zubehör zu erwerben
wird jetzt gerade noch und mit geringem Aufwande möglich sein. Für die
Anlage, die der Direktor des Bremer
Gewerbemuseums, E.Högg, in einem
dem Schäfersehen Aufsatz beigege-
benen Schaubilde und Lageplan ver-
anschaulicht, bietet sich zudem ein
vortrefflicher Platz in nächster Nähe
der inneren Stadt auf dem dem Staate
gehörigen unbebauten Weideland,
das sich im Südosten der Stadt am
linken Weserufer bis dicht an den Ring der alten Stadt
erstreckt.
Hoffentlich findet der treffliche Gedanke recht bald
glückliche Verwirklichung, die Bremen den Ruhm sichern
würde, zuerst außerhalb der nordischen Länder diese im
besten Sinne volkstümliche Aufgabe gelöst zu haben.
Über das Verfahren bei Wettbewerben für Werke
der Malerei oder Bildhauerei, zu deren Ausführung Zu-
schüsse aus dem staatlichen Fonds bewilligt sind, hat das
bayrische Kultusministerium neue Grundsätze auf-
gestellt. Danach soll u. a. die für Geldpreise bei öffent-
lichen Entwurfswettbewerben ausgesetzte Summe bei einem
Herstellungspreise bis zu 50000 Mk. zwischen 6 bis 10 v. H.
und wenn der Wettbewerb ein Werk der Bildhauerei zum
Gegenstände hat, in der Regel nicht weniger als 10 v. H.
dieses Preises betragen. In Fällen, wo ein Ideenwettbewerb
dem Entwurfswettbewerb vorausgeht, gelten diese Sätze für
beide Wettbewerbe zusammen. — Der zur Ausführung vor-
geschlagene Entwurf ist von der Zuerkennung eines Geld-
preises ausgeschlossen. Die gutachtlichen Beschlüsse des
Preisgerichts unterliegen der Allerhöchsten Genehmigung.
Grabkapelle Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Heinrich
von Preußen in Hemmelmark.
Architekt: Kgl. Kreisbauinspektor G. Lohr in Kiel.
Die nach Skizzen und Angaben des Prinzen und
der Prinzessin Heinrich von Preußen vom Kgl. Kreisbau-
inspektor Lohr entworfene und im Sommer 1904 ausge-
führte Kapelle ist auf einem Steinzeit-(Hiinen)-grab auf
der Feldmark des dem Prinzen gehörigen Allodiairittergutes
Hemmelmark bei Eckernförde aus Granitfindlingen und roten
Handstrichsteinen unter Vermeidung von Putzflächen (auf ausdrücklichen
Wunsch) in frühromanischen Formen errichtet und soll als Familiengrabstätte
dienen. Die höchsten Herrschaften haben die einsame Lage gewählt, um fern
von Straßen oder Ortschaften in aller Stille ihre Toten ehren zu können.
Den Anlaß zum Bau gab der Tod des Prinzen Heinrich (Sohn). Auf dem
Grabhügel befinden sich zwei alte Gräber, welche ebenso wie die Stein-
setzung möglichst unberührt bleiben sollten. Auf vier große Eichen mußte
ebenfalls gebührend Rücksicht genommen werden. Der Bau sollte im
Äußeren ganz schlichte Formen aufweisen und möglichst niedrig gehalten
Grabmal in Darmstadt. Architekt: C. Lennartz in Darmstadt,
werden. Die Baukosten sollten den Betrag von 15000 Mk. nicht über-
steigen. Der Grundriß zeigt Kreuzform. Das Langschiff und die Kreuz-
vierung haben sichtbare Holzdecken, die kurzen Kreuzarme sind mit rund-
bogigen Tonnen und die Apsis ist mit einer Halbkugel überwölbt. In
der Apsis hat das Grab des Prinzen Heinrich (Sohn) Platz gefunden.
Die Plätze für spätere Gräber sollen von Fall zu Fall bestimmt werden.
Zu diesem Zweck hat die Kapelle einen Sandsteinfliesenbelag in Sand-
bettung erhalten. Die farbigen Fenster sind von dem Kunstatelier Professor
Linnemann in Frankfurt a. M. geliefert. Das Dach ist mit roten Bieber-
schwänzen auf Schalung und Pappunterlage eingedeckt.
Grabkapelle in Hemmelmark.
Architekt: Kreisbauinspektor G. Lohr in Kiel.
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 12
Grabmal in Detmold.
Architekt: Emil Högg, Direktor des Gewerbemuseums in Bremen.
Museen in Braunschweig (vergl. »Denkmalpflege« 1906, S. 89), Hannover
und Celle (»Denkmalpflege« 1907, S. 61) haben die frische bäuerliche Volks-
kunst zum Hauptgegenstande ihrer Sammeltätigkeit gemacht, und in den
Museen in Hamburg, Altona, Kiel, Flensburg, Meldorf u. s. w. bilden be-
kanntlich die köstlichen alten Bauernstuben mit ihrem Hausrat einen be-
sonders wertvollen und anregenden Teil des reichen Besitzes. Aber da
die einzelnen Stuben in den Museumsgebäuden untergebracht werden
mußten, ist ihre natürliche Wirkung doch mehr oder weniger beeinträchtigt,
weil der natürliche Zusammenhang mit dem ganzen Hause fehlt, die ursprüng-
liche Beleuchtung verändert werden mußte u. s. w. Neben der Bauernstube
ist aber die Diele mit der Feuerstelle mindestens ebenso charakteristisch
und das darin aufgestellte Großgerät der Schränke, Bänke und Laden
ist ebenso wertvoll wie die Ausstattung der Stube. Vor allem aber ist der
Zusammenhang aller Räume, der Organismus des ganzen Hauses, das
Gesamtbild das Wesentlichste, wenn ein richtiger Begriff der alten Woh-
nungskultur gegeben, der Geist der Volkskunst in treuer Vollständigkeit
überliefert werden soll.
Mit dieser trefflichen Begründung tritt Dr. Karl Schäfer in Bremen
(in Heft 1/2, 1907, der »Mitteilungen des Gewerbemuseums zu Bremen«)
für die Begründung eines Museums niedersächsischer Volkskunst in Bremen
ein, das die typischen Formen des niedersächsischen Bauernhauses aus dem
Gebiete, dessen geographischer und geistiger Mittelpunkt Bremen war und
ist, in der Art der nordischen Freilichtmuseen (vergl. »Architekt. Rundschau«
1907, Heft 6) in ganzen Bauten mit vollständiger Einrichtung vorführen
soll. Das Gebiet erstreckt sich von der Elbe bis zur ostfriesischen Grenze
und von der Nordsee südlich bis zum Bückeburger Land und trägt als
Haupttypen das Haus der Vierlande, des Altenlandes, der Lüneburger
Heide — Marsch- und Geesthaus, das auf dem Deich gelegene Walfisch-
fänger- und Schifferhaus, das Ammerländer Haus, das des Aartlandes bei
Quakenbrück und das Bückeburger, schließlich als Gegenstück zu dem
sächsischen das friesische Marschenhaus. So ist der Umfang der Anlage
mit ergänzenden Zutaten, wie eines der mühlenartigen Wasserschöpfwerke
aus dem Teufelsmoor, ein alter Glockenstuhl aus den Heidedörfern u. dgl.,
genau umgrenzt. Die Originalbauten mit allem Zubehör zu erwerben
wird jetzt gerade noch und mit geringem Aufwande möglich sein. Für die
Anlage, die der Direktor des Bremer
Gewerbemuseums, E.Högg, in einem
dem Schäfersehen Aufsatz beigege-
benen Schaubilde und Lageplan ver-
anschaulicht, bietet sich zudem ein
vortrefflicher Platz in nächster Nähe
der inneren Stadt auf dem dem Staate
gehörigen unbebauten Weideland,
das sich im Südosten der Stadt am
linken Weserufer bis dicht an den Ring der alten Stadt
erstreckt.
Hoffentlich findet der treffliche Gedanke recht bald
glückliche Verwirklichung, die Bremen den Ruhm sichern
würde, zuerst außerhalb der nordischen Länder diese im
besten Sinne volkstümliche Aufgabe gelöst zu haben.
Über das Verfahren bei Wettbewerben für Werke
der Malerei oder Bildhauerei, zu deren Ausführung Zu-
schüsse aus dem staatlichen Fonds bewilligt sind, hat das
bayrische Kultusministerium neue Grundsätze auf-
gestellt. Danach soll u. a. die für Geldpreise bei öffent-
lichen Entwurfswettbewerben ausgesetzte Summe bei einem
Herstellungspreise bis zu 50000 Mk. zwischen 6 bis 10 v. H.
und wenn der Wettbewerb ein Werk der Bildhauerei zum
Gegenstände hat, in der Regel nicht weniger als 10 v. H.
dieses Preises betragen. In Fällen, wo ein Ideenwettbewerb
dem Entwurfswettbewerb vorausgeht, gelten diese Sätze für
beide Wettbewerbe zusammen. — Der zur Ausführung vor-
geschlagene Entwurf ist von der Zuerkennung eines Geld-
preises ausgeschlossen. Die gutachtlichen Beschlüsse des
Preisgerichts unterliegen der Allerhöchsten Genehmigung.
Grabkapelle Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Heinrich
von Preußen in Hemmelmark.
Architekt: Kgl. Kreisbauinspektor G. Lohr in Kiel.
Die nach Skizzen und Angaben des Prinzen und
der Prinzessin Heinrich von Preußen vom Kgl. Kreisbau-
inspektor Lohr entworfene und im Sommer 1904 ausge-
führte Kapelle ist auf einem Steinzeit-(Hiinen)-grab auf
der Feldmark des dem Prinzen gehörigen Allodiairittergutes
Hemmelmark bei Eckernförde aus Granitfindlingen und roten
Handstrichsteinen unter Vermeidung von Putzflächen (auf ausdrücklichen
Wunsch) in frühromanischen Formen errichtet und soll als Familiengrabstätte
dienen. Die höchsten Herrschaften haben die einsame Lage gewählt, um fern
von Straßen oder Ortschaften in aller Stille ihre Toten ehren zu können.
Den Anlaß zum Bau gab der Tod des Prinzen Heinrich (Sohn). Auf dem
Grabhügel befinden sich zwei alte Gräber, welche ebenso wie die Stein-
setzung möglichst unberührt bleiben sollten. Auf vier große Eichen mußte
ebenfalls gebührend Rücksicht genommen werden. Der Bau sollte im
Äußeren ganz schlichte Formen aufweisen und möglichst niedrig gehalten
Grabmal in Darmstadt. Architekt: C. Lennartz in Darmstadt,
werden. Die Baukosten sollten den Betrag von 15000 Mk. nicht über-
steigen. Der Grundriß zeigt Kreuzform. Das Langschiff und die Kreuz-
vierung haben sichtbare Holzdecken, die kurzen Kreuzarme sind mit rund-
bogigen Tonnen und die Apsis ist mit einer Halbkugel überwölbt. In
der Apsis hat das Grab des Prinzen Heinrich (Sohn) Platz gefunden.
Die Plätze für spätere Gräber sollen von Fall zu Fall bestimmt werden.
Zu diesem Zweck hat die Kapelle einen Sandsteinfliesenbelag in Sand-
bettung erhalten. Die farbigen Fenster sind von dem Kunstatelier Professor
Linnemann in Frankfurt a. M. geliefert. Das Dach ist mit roten Bieber-
schwänzen auf Schalung und Pappunterlage eingedeckt.
Grabkapelle in Hemmelmark.
Architekt: Kreisbauinspektor G. Lohr in Kiel.