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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 13.1937

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Rest, W.: Eine jungpaläolithische Speerspitze von Leipferdingen (Amt Donaueschingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42015#0038

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W. Rest

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dingen bei Profil 372-P75 (rechts der Straße nach
Kirchen) als „Haarnadel aus Bein" zu Tage ge¬
fördert. (S. Bericht der Eisenbahninspektion vom
26. August 1893. Akten Landesmuseum.)
E. Wagner, der den Fund erstmalig ver¬
öffentlichte p spricht von einem „zugespitzten Stück
aus Elfenbein, mit eingekerbten Zi-erlinien (Werk¬
zeug oder Zierstück)". Er weist es in Zusammen¬
hang mit verschiedenen hallstättischen Einzelfun¬
den von Leipferdingen dem gleichen Zeitab¬
schnitt zu. Aber den Zweck und die Bedeutung
war er sich also durchaus nicht im klaren.
Nun zeigt aber eine nähere Betrachtung,
daß das eben beschriebene Stück bedeutend älter
sein muh, zumal Artefakte aus Rengeweihstan-
gen bislang nur aus den ältesten vorgeschicht¬
lichen Zeitabschnitten bekannt sind. Es erscheint
deshalb durchaus gerechtfertigt, den Leipferdin-
ger Einzelfund einer der knochenführenden Kul¬
turen des Zungpaläolithikums zuzuweisen.
Tatsächlich finden sich in der nur 8 kirr südöstlich von Leipferdingen entfernten
Magdalenienstation vom Petcrssels bei Engen teils verzierte, teils unverzierte
Stückes E. Peters nennt dieselben Speerspitzen, während die von I. Heierli ver-
öffentlichten Funde des 13 Kirr weiter südöstlich gelegenen Kehlerloches bei Thain-
gen^ abwechselnd als Speer- und Lanzenspitzen bezeichnet werden. Etwa 30 Kar
nordöstlich von Leipferdingen liegen weiterhin die Magdalenienstationen Butten-
talhöhle ° und Probstsels" im oberen Donautal. Beide Stationen führen unverzierte
Spitzen, im letzteren Fundort als Meihel bezeichnet. Trotz der so verschiedenen
Namensgebung wollen wir aber bei der Benennung „Speerspitze" bleiben.
Fast alle Spitzen unseres Raumes sind unverziert. Geschmückte Stücke sehr-
selten; dagegen weisen die von La Madelaine veröffentlichten Funde fast nur ver-
zierte vor. Dort befindet sich auch, zusammen mit einer Spitz vom Kehlerloch st ein
im Ornament unserm am nächsten kommendes Stücks
Nach diesen kurzen Hinweisen dürfte es also kaum mehr gewagt erscheinen,
obige Speerspitze, nicht zuletzt im Hinblick auf die benachbarten Stationen, dem
Magdalenien zuzuweisen. Falsch wäre es aber, nun als Schlußfolgerung von einer-
neuen Station sprechen zu wollen; vielmehr dürfte es sich bei dem Cinzelfund um
ein auf der Jagd verlorengegangenes Stück nahrungssuchender Sungpaläolithiker
vom Donautal (Probstfels; Buttentalhöhle) oder vom Petersfels oder von einer
der Stationen bei Schaffhausen handeln, seien es die großen Siedlungen Kehler-
loch und Schweizersbild oder eine der kleinen wie die Neue Höhle, Kerzenstübli,
Vordere Eichen oder Bsetzi.



Leipferdingen. 2/z.

1 Fandst, und Funde I 1908, 11 und 10, Fig. 7 a.
2 s. Anm. 1 und S. 10, Fig 7 t, A.
E. Peters, Die altsteinzeitl. Kulturstation Petersfels, 1930, Tafel XIV, 1—17.
I. Heierli, Das Kehlerloch bei Thaingen. 1907, Tas. XXIII.
5 E. Peters, Die Buttentalhöhle an der oberen Donau, Bad. Fdber., III, 1933, 2. 17,
Abb. 6, bes. 3.
6 R. R. Schmidt, Die diluviale Borzeit Deutschlands, 1912, Taf. XXVI, 8.
? R. R. Schmidt, a. a. O., Taf. XXXII, 6.
b b. (Bpiisn el D. Perron/, K2 Xl3cleleine, 1928, biss. 60, 17. ?ubl. äe I insiikut internLiio-
iml clchnibropoloxie IXr. 2.
 
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