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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 13.1937

DOI Artikel:
Kraft, Georg: Die alemannische Frühbesiedlung der Gemarkung Mengen: zugleich Vorbericht über die Ausgrabungen 1932 - 1936
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Lautenschlager, Friedrich: Das Schrifttum zur Ur- und Frühgeschichte Badens 1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.42015#0144

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134

Friedrich Lautenschlager

warten, und das kann letzten Endes nur erwünscht sein, denn wer schon Gemar-
kungsgeschichte treibt, mutz die Gesamtgeschichte ins Auge fassen. Am also zu ent-
gültigen Anterlagen zur Beantwortung unserer Frage nach der Geschichte einer
Gemarkung zu gelangen, wird nichts übrig bleiben, als eine Gemarkung iin ganzen
auszugraben. Eine solche Forderung klingt heute utopisch, ja anmatzend; man wird
nach einer Generation wieder darüber reden, aber, um nur eine Gegenfrage zu
stellen: würde das mehr kosten als die Ausgrabung einer alten Stadt im Orient?
Dabei darf gar nicht viel Zeit verloren werden, denn der Ackerbau wird von Jahr
zu Jahr gesteigert, und wenn auch nicht der Dampfpflug zu befürchten ist, so gibt
es Antergrundpflüge u. ä., die den bisher wenig gestörten Befund im Boden tief-
greifend verändern, wie es Rebbau und Hopfenbau dort, wo sie eine Rolle spielen,
schon getan haben. Schlietzlich besteht bei einem solchen radikalen Vorgehen die
größte Aussicht, die uralemannischen Siedlungen selbst zu finden. Auch da gibt es
für eine zielstrebige, mit Mitteln einigermaßen ausgestattete Forschung genug
Ansatzpunkte. Planmäßiges Beobachten der Kiesgruben hat uns die frühgermanische
Siedlung Breisach-Kinkelrain verschafft. Anter den vielen Wüstungen des Mittel-
alters bis hin zu der neuzeitlichen von Bechtholdskirch werden sich sicher da und
dort frühmittelalterliche und merowingische Anlagen finden, aber der Spaten mühte
das Wort haben, und es wird keine einfache Arbeit sein, die Äberschneidungen
zahlreicher Holz- und Fachwerkhäuser zu klären. Das letzte Wort wird aber auch
hier die erschöpfende Antersuchung ganzer Gemarkungen bezw. entsprechend ge-
wählter zusammenhängender Ausschnitte aus mehreren aneinander stoßenden Ge-
markungen haben, vor allem wenn jene so sehr wichtigen Stellen gefunden werden
sollen, wo keine Kontinuität bis ins Mittelalter statthatte, sondern wo wie in
Breisach-Kinkelrain jene ersten völkerwanderungszeitlichen Alemannen (oder Bur-
gundern, Spätrömer, Hunnen) für kurze Zeit lagerten oder siedelten. Voraussetzung
für diese Forschung ist engstes Zusammengehen mit der Bearbeitung von Sach-
und Worturkunden aller Art, ein Weg, der z. B. von A. Brackmann und W. Anver-
zagt im ersten Band der Veröffentlichungsreihe „Deutschland und der Osten" hin-
sichtlich von Zantoch, einer „Burg im deutschen Osten" geschehen ist, und wie es
schon Heinrich Schreiber vor einem Jahrhundert angestrebt hat. Die Bodenforschung
hat durch Karl Schumacher und W. Veeck seit 16 Jahren Ziel und Wege gewiesen,
ebenso die anderen Teilwissenschaften. Nun ist es Zeit für Verwirklichung der
Zusammenarbeit.

Das Schrifttum zur Ur- und Zrllhgefchichte Badens
tyZtz'
Don Friedrich Lautenschlager, Karlsruhe
Daher, E., Wo lag das Offenburger Kastell?: Zeitschrift f. Geschichte des Oberrheins
N.F. 50, 1937, 233-248.
Dauer, W., Aus der Frühgeschichte des Groinbachtales: 600 Jahre Stadt Obergrom-
bach, Hrsg, von F. B. Deck, Karlsruhe 1936, 100—120.
Deck, A., Zwei Höhensiedlungen der Spätbronzezeit bei Konstanz: Alemannisches Volk 3,
1935, Nr. 51 f.
Cahn, 2., Ein früher germanischer Goldbrakteat mit dem stilisierten Bildnis des Kaisers
Trajan, gefunden in Baden-Baden: Deutsche Münzblätter 55, 1935, Nr. 391/392.
Dsecke, W. und W. Schmidle, Das Grubenholz bei Herdern im Klettgau: Mannus 27,
1935, 429-433.

* Mit Nachträgen aus dem Hahr 1935.
 
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