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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 13.1937

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Besprechungen
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Kraft, Georg: [Rezension von: O. Paret, Der Klassenausflug in die Steinzeit]
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Kraft, Georg: [Rezension von: Edgar Fischer, Beiträge zur Kulturgeographie der Baar]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42015#0147

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Besprechungen

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Besprechungen
O. Paret, Der Klassenausflug in die Steinzeit. 112 S-, 21 Federzeichnungen, 1 Karte,
4 Fototafeln. Gebunden NM. 1.90.
Der kleine Karl findet ein Steinbeil und bringt es seinem Lehrer, der an der Fund-
stätte Scherben aufliest und in das Museum der Stadt bringt; eine Ausgrabung bringt ein
bandkeramisches Dorf zutage, die von der Schule besucht wird und der Lehrer erzählt danach
die Geschichte von dem kleinen tapferen Maros, wie er den Bären tötet, von seiner Heimat
an der Enz eine Wanderung mit einem Händler zu den Pfahlbauten des Bodensees macht
und schließlich mit anderen Iungmannen zusammen ein neues Dorf im Kraichgau gründet.
Dieses wechselvolle Geschehen ist lebendig und verständlich dargestellt. Die Schilderung des
steinzeitlichen Dauernlebens regt sehr an, die Ordnung und der Ablauf des einfach bäuer-
lichen Wirtschaftens tritt in seinem ruhigen und doch gegliederten Ablauf ebenso zutage
wie seine Bedrohungen und Grenzen. Bersasser geht nur soweit unbedingt notwendig über
die objektiven Hinterlassenschafften hinaus, gibt also sozusagen einen rekonstruierten Gra-
bungsbefund, während die ganze geistige Kultur nur gestreift wird. Auf Einzelheiten
kommt es nicht so sehr an (z. B.: Hanf im Neolithikum? Backen S. 28 gegenüber Backofen
S. 76); in einer neuen Auflage möchte man aber die großen Scheunen von Köln-Linöental
nicht missen, wie auch die vol'klichen Zustände, z. B. der Berkehr der Dörfer untereinander,
eine grundsätzlich ansehnlichere Höhe gehabt haben müssen (und auch die Grabung scheint zu
behelfsmäßig ausgesührt zu sein). 2m ganzen ist das Büchlein sehr zu begrüßen und wird
gerade dem Lehrer eine große und erwünschte Hilfe bieten. G. Kraft.

Edgar Fischer, Beiträge zur Kulturgeographie der Baar. Badische geographische Ab-
handlungen 16, 1936. lV, 123 S.„ 5 Abbildungen im Text und 3 Karten. AM. 3.75.
Innerhalb der vielfach gearteten Glieder, aus denen das Land Baden sich zusammen-
setzt, stellt die Baar eine geschlossene Einheit dar, vom Schwarzwald im Westen, von der
Alb im Osten begrenzt und sich bekrönend im Fürstenberg. Weite Sumpfflächen und tückische
Frühjahrskälte erschweren freilich die Besiedlung, und doch zeigen gewisse Zeiten (Arnen-
selder, Alemannen) eine überraschend starke Belegung, die durch die rege, in Donau-
eschingen sich sammelnde Tätigkeit der Heimatsorschung Wohl bekannt ist. Es war daher
ein sehr dankbares Objekt für eine kulturgeographische Untersuchung, die den Nachdruck
auf die natürlichen Grundlagen und die geschichtliche Entwicklung legte. Edgar Fischer ist
dieser Aufgabe mit großer Ämsicht und Sorgfalt und unter Ausschöpfung und Sichtung
aller vorhandenen Quellen nachgegangen. Indem er sich innerhalb der Geschichte fast völlig
auf die Borgeschichte beschränkte und die Besiedlungsverhältnisse mit den von H. Stoll
(Tübingen) beschriebenen im oberen Gäu verglich, ist eine wichtige Problemstellung ge-
wonnen worden. Nach Graömann hat der erste Bauer vor allem waldfreies, offenes Land
ausgesucht, ganz gleich ob fruchtbar oder nicht. In der Baar waren nun die sehr frucht-
baren, aber schweren Lehmböden schon im Neolithikum von Wald bedeckt; das ergibt sich
aus der vergleichenden Auswertung pollenanalhtischer Mooruntersuchungen (Brocke, Ober-
dörfer, Keller). Die Siedler sind also genötigt, die Seen und Moore als einzig offene Flä-
chen zu besetzen; ähnlich denkt sich Neinerth die Berhältnisse am Federfee. Nur der Bürgle-
buck bei Niedböhringen lieferte eine Festlanösiedlung der ausgesprochen ackerbautrei-
benden Nossener Kultur. Wenn in der Folgezeit der Wald verschwindet, so kann dies nicht
einem besonders trockenen Klima zugeschrieben werden, wie das Schwenninger Zwischen-
moor zeigt, sondern nur der Tätigkeit des Menschen. Boraussetzung für so weitgehende
Schlußfolgerungen ist freilich, daß die Quellen genügend aussagen. Fischer muß sich mit
einer kurzen Übersicht über die Problemsülle der mittelalterlichen Kulturlandschaft be-
gnügen; wenn demgegenüber die vorgeschichtlichen Quellen leicht zu überschauen scheinen,
so liegt das nur daran, daß diese überhaupt erst noch aufzusinden sind; der „Prähistoriker"
ist ja gegenüber dem „Historiker" berechtigt und verpflichtet, seine Quellen erst einmal zu
schaffen. Was wüßten wir denn von der Hallstattzeit in der Baar, wenn wir auf die
Siedlungen angewiesen wären? Ein argumentum ex 8ilenrio ist an sich bedenklich. Fischer
weist selbst darauf hin, daß der Arwald nicht immer restlos siedlungsfeindlich ist; sollten
 
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