Die Steinzeit im Schwarzwald
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Hasel auch die Komponenten des Eichenmischwaldes zum Anstieg ein, während im
Gebirge die Hasel dem Eichenmischwald vorauseilt. Auf jeden Fall ist das sofortige
Auftreten des Eichenmischwaldes in der Ebene so zu deuten, daß sich hier eher als
im Gebirge eine mehr parkartige Landschaft ausbildete. Diese Auflichtung mag sich
schließlich, als mit der Ausbildung des Gipfelpunktes der Lindenkurve am Schluch-
see der warm-kontinentale Charakter des Klimas seine größte Höhe erreicht hatte,
auch auf das Gebirge erstreckt haben.
In gewissen Teilen erfährt dieses Bild von der zoologischen Seite her eine
Bestätigung. Am Westfuß des Kaiserstuhls lieferte ein Gehängeschutt borealen
Alters neben anderen Arten die xerothermen Schnecken Z^bicka krumemum Drap.,
jamim'a griackrickeim IZsill., und ksteliaella ericetorum IZüII. (Lais, 1933). Da sie
noch in keiner älteren Ablagerung des Kaiserstuhls gefunden worden sind, müssen
sie als postglaziale Einwanderer gelten. Es sind Arten, die heute nicht nur den
Wald, sondern auch alle üppige Krautvegetation strengstens meiden und nur in
Trockenrasen, oder wie jaminia quackrickerm, an sehr heißen, fast kahlen Stellen
des Kaiserstuhls leben. Ihre Einwanderung aus den sommerwarmen Gebieten des
Südwestens oder Südostens setzt sreie Flächen nicht zu geringer Häufigkeit und
Ausdehnung zwischen den bäum- und strauchbestandenen Gebieten der Ebene vor-
aus, ähnlich denen, die in den Flaumeichenwäldern der elsässischen Rheinebene auf-
treten, wo sie edaphisch und klimatisch bedingt sind. Natürlich ist es nur bis zu einem
gewissen Grade statthaft, die Verhältnisse der klimatisch begünstigten Ebene auf
das Gebirge zu übertragen.
Im ganzen betrachtet war in borealer Zeit der Schwarzwald sicher noch nicht
so unwegsam, wie im beginnenden Atlantikum, dessen größere Feuchtigkeit einen
üppigeren Zusammenschluß der Pflanzendecke bewirkte. Damals, in der ausklingen-
den Eichenmischwaldzeit, mußte es dem Menschen sehr viel schwerer geworden sein,
in das Gebirge einzudringen. Vielleicht darf damit das Fehlen spätmittelsieinzeit-
licher Werkzeugthpen (der querschneidigen Pfeilspitzen) erklärt werden. Dazu kam
noch der Rückgang des Haselstrauchs, dessen Frucht während der übrigen borealen
Zeir neben Iagd und Fischfang die Ernährungsgrundlage des Menschen gebildet
hatte si
Wir fassen die Ergebnisse dieser Untersuchung zusammen. Während der langen
Dauer des Mesolithikums, die auf mindestens 8 Iahrtausende veranschlagt wird,
war das Klima und der Pflanzenwuchs des Schwarzwaldes vom Fuß bis zu seinen
höchsten Gipfeln einschneidenden Wandlungen unterworfen. Das Klima selbst, in
der subarktischen Periode noch kühl und zwischen feuchteren und trockeneren Phasen
wechselnd, hatte jetzt nicht einmal für den Fall einer den Winter überdauernden
Siedlung des mesolithischen Menschen entscheidende Bedeutung. Die baumlose
oder baumarme Tundra war schon endgültig einer überaus starken Ausbreitung
von Birken- und Kieferngehölzen gewichen, die dem Menschen die Möglichkeit
boten, Hütten zu bauen und am wärmenden Feuer der Kälte zu trotzen. Die lichten
Baumbestände, zwischen denen sich die subarktischen Zwergsträucher üppig ent-
falteten, bereiteten dem Eindringen des Menschen kein Hindernis, und der reiche
9 Herrn Dr. E. Oberdörfer (Bruchsal) bin ich für mannigfache Hilfe bei der Aus-
wertung seiner vegetationsgeschichtlichen Ergebnisse zu großem Dank verpflichtet. In seiner
Arbeit über den Schluchsee (1931) hatte er auf Grund der großen Pollenarmut in allen
Hasel-Eichenmischwaldschichten für die höheren Teile des Schwarzwaldes nur kleine lichte
Bestände von Eichen, Almen, Linden und Kiefern in offener Parklandschaft angenommen.
Aach brieflicher Mitteilung vom 15. Ianuar 1937 glaubt Oberdörfer heute nur die hier
dargestellte Ansicht vertreten zu können.
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Hasel auch die Komponenten des Eichenmischwaldes zum Anstieg ein, während im
Gebirge die Hasel dem Eichenmischwald vorauseilt. Auf jeden Fall ist das sofortige
Auftreten des Eichenmischwaldes in der Ebene so zu deuten, daß sich hier eher als
im Gebirge eine mehr parkartige Landschaft ausbildete. Diese Auflichtung mag sich
schließlich, als mit der Ausbildung des Gipfelpunktes der Lindenkurve am Schluch-
see der warm-kontinentale Charakter des Klimas seine größte Höhe erreicht hatte,
auch auf das Gebirge erstreckt haben.
In gewissen Teilen erfährt dieses Bild von der zoologischen Seite her eine
Bestätigung. Am Westfuß des Kaiserstuhls lieferte ein Gehängeschutt borealen
Alters neben anderen Arten die xerothermen Schnecken Z^bicka krumemum Drap.,
jamim'a griackrickeim IZsill., und ksteliaella ericetorum IZüII. (Lais, 1933). Da sie
noch in keiner älteren Ablagerung des Kaiserstuhls gefunden worden sind, müssen
sie als postglaziale Einwanderer gelten. Es sind Arten, die heute nicht nur den
Wald, sondern auch alle üppige Krautvegetation strengstens meiden und nur in
Trockenrasen, oder wie jaminia quackrickerm, an sehr heißen, fast kahlen Stellen
des Kaiserstuhls leben. Ihre Einwanderung aus den sommerwarmen Gebieten des
Südwestens oder Südostens setzt sreie Flächen nicht zu geringer Häufigkeit und
Ausdehnung zwischen den bäum- und strauchbestandenen Gebieten der Ebene vor-
aus, ähnlich denen, die in den Flaumeichenwäldern der elsässischen Rheinebene auf-
treten, wo sie edaphisch und klimatisch bedingt sind. Natürlich ist es nur bis zu einem
gewissen Grade statthaft, die Verhältnisse der klimatisch begünstigten Ebene auf
das Gebirge zu übertragen.
Im ganzen betrachtet war in borealer Zeit der Schwarzwald sicher noch nicht
so unwegsam, wie im beginnenden Atlantikum, dessen größere Feuchtigkeit einen
üppigeren Zusammenschluß der Pflanzendecke bewirkte. Damals, in der ausklingen-
den Eichenmischwaldzeit, mußte es dem Menschen sehr viel schwerer geworden sein,
in das Gebirge einzudringen. Vielleicht darf damit das Fehlen spätmittelsieinzeit-
licher Werkzeugthpen (der querschneidigen Pfeilspitzen) erklärt werden. Dazu kam
noch der Rückgang des Haselstrauchs, dessen Frucht während der übrigen borealen
Zeir neben Iagd und Fischfang die Ernährungsgrundlage des Menschen gebildet
hatte si
Wir fassen die Ergebnisse dieser Untersuchung zusammen. Während der langen
Dauer des Mesolithikums, die auf mindestens 8 Iahrtausende veranschlagt wird,
war das Klima und der Pflanzenwuchs des Schwarzwaldes vom Fuß bis zu seinen
höchsten Gipfeln einschneidenden Wandlungen unterworfen. Das Klima selbst, in
der subarktischen Periode noch kühl und zwischen feuchteren und trockeneren Phasen
wechselnd, hatte jetzt nicht einmal für den Fall einer den Winter überdauernden
Siedlung des mesolithischen Menschen entscheidende Bedeutung. Die baumlose
oder baumarme Tundra war schon endgültig einer überaus starken Ausbreitung
von Birken- und Kieferngehölzen gewichen, die dem Menschen die Möglichkeit
boten, Hütten zu bauen und am wärmenden Feuer der Kälte zu trotzen. Die lichten
Baumbestände, zwischen denen sich die subarktischen Zwergsträucher üppig ent-
falteten, bereiteten dem Eindringen des Menschen kein Hindernis, und der reiche
9 Herrn Dr. E. Oberdörfer (Bruchsal) bin ich für mannigfache Hilfe bei der Aus-
wertung seiner vegetationsgeschichtlichen Ergebnisse zu großem Dank verpflichtet. In seiner
Arbeit über den Schluchsee (1931) hatte er auf Grund der großen Pollenarmut in allen
Hasel-Eichenmischwaldschichten für die höheren Teile des Schwarzwaldes nur kleine lichte
Bestände von Eichen, Almen, Linden und Kiefern in offener Parklandschaft angenommen.
Aach brieflicher Mitteilung vom 15. Ianuar 1937 glaubt Oberdörfer heute nur die hier
dargestellte Ansicht vertreten zu können.