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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 13.1937

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Kraft, Georg: Die alemannische Frühbesiedlung der Gemarkung Mengen: zugleich Vorbericht über die Ausgrabungen 1932 - 1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.42015#0138

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128

G. Kraft

Iaspisperle, Feuerstein, Kamm und aus Eisen Messer, Schnalle und Bruchstücke,
Grab 37 (0,70-0,80 nr) eine kleine gelbe Perle. Bei Anlage der Steinkiste wurde das
Skelett von Grab 37 fast ganz zerstört und von der oberen Bestattung in Grab 35
der rechte Anterschenkel und die rechte Speiche entfernt. Sie ist also sicherlich jünger;
an Beigaben enthielt sie zwei Ohrringe mit Hakenenden", Perlen (u. a. eine wie
Grab 37), Gürtelschnalle und Messer. Die Ohrringe datieren ins 7. Jahrhundert.
Aber auch Erdgräber überschneiden sich nicht selten. Daraus folgt, daß der Fried-
hof längere Zeit hindurch und nach wechselndem Plan belegt wurde; eine ältere
Anordnung scheint aufgegeben worden zu sein und wurde ersetzt durch eine jüngere,
die die älteren Grabstellen nicht mehr genau kannte". Durch solche stratigraphischen
Festpunkte ergibt sich eine erfreuliche Sicherung der typologischen Datierungen.
Die weitaus häufigste Grabartist das einfache Erdgrab (Taf. XIV u, d; XV a, d, ckstst
Von Holz wurden in beinahe 100 Gräbern Spuren in den verschiedenen Abarten
vom Totenbrett als Unterlage und von der Bretteinfassung über den Totenbaum
zum rechteckigen Sarg und zu umfänglichen Einbauten beobachtet (Tas. Xl V a; XV ck)".
Steingräber sind es insgesamt 45, also 6 v. H., doch mag sich dieser Satz bei Un-
tersuchung des Westrandes noch erhöhen. Vom Steinriegel bis zum ausgelegten
Grabboden, von der Steineinfassung bis zur plattengedeckten Gruft sind alle For-
men vertreten. Steingräber sind an sich im Breisgau nicht selten"; die von Mengen
zeigen fast alle eine Eigentümlichkeit (Taf. XlVc; XV insofern von einer römi-
schen Ruine Handquadern, die z. T. noch Mörtelspuren tragen und meist aus Kalk-,
seltener aus Murchisonaesandstein bestehen, dazu noch Leistenziegelbruchstücke, ver-
wandt und z. T. gruftartig aufgemauert worden sind. Dagegen lagen in der Süd-
ostecke vier Steinkisten abweichender, unter sich gleicher Bauart aus gleichmäßig
dünnen, sorgfältig gesetzten Kalkplatten, offenbar eine zusammengehörige Gruppe 21.
In den Crdgräbern lassen sich manchmal quere Balkenunterlagen am Boden der
Grube nachweisen, die in den Steingräbern als Steinriegel wiederkehren; offenbar
wurde auf sie der Sarg gestellt (Tas. XV ch.
Die allermeisten Gräber bergen Beigaben aus Metall, Ton, Glas, Knochen;
völlig fundleer ist etwa ein Sechstel. Dem Geschlecht nach Verhalten sich Männer-,
Frauen- und Kindergräber etwa wie 2:2:1. Eine erste Zusammenstellung der
Funde ergibt folgende stattliche Zahlen: 34 Langschwerter, 113 Kurzschwerter,
49 Lanzenspitzen (darunter einige Ango, vergl. Taf. XIV b), 14 Schildbuckel, 5 Äxte,
zahlreiche Beschlägstücke aus Eisen oder Bronze, nicht selten silber- oder gold-
tauschiert oder -geplattet (Taf. XIX), und Riemenzungen (Taf. XVIII k). Etwa 100
Feuerzeuge verteilen sich auf Männer- wie Frauengräber, ebenso die Gürtel-
schnallen (200 aus Eisen - Taf. XIX -, 50 aus Bronze, einige aus Silber) und Rie-
menzungen. 30 Gräber enthielten Tongefäße, öfters in halber Höhe der Grube,
also wohl in einer Rische der Wand; eines davon barg ein Glasgefäß, dazu kom-
" W. Veeck, Die Alemannen in Württemberg, 1931, Taf. 36 K.
" 37,5 m nördlich vom derzeitigen Rordrand der Grabung verläuft das Wunzinger
Gäßle, der alte Verkehrsweg von (Freiburg—)Schallstadt nach Munzingens-Dreifach).
Gerne würde man eine Beziehung zwischen Friedhof und Wunzinger Gäßle annehmen, die
letzten, im heutigen Feldweg angeschnittenen Gräber halten aber noch etwas mehr Ab-
stand als 37,5 m.
" Ferner Rachr.Bl. f. dtsche Vorzeit 13, 1937 Taf. 4, 2.
" Ferner Rachr.Bl. f. dtsche Vorzeit 13, 1937 Tas. 3, 2.
" s. diese Zeitschrift II, 1929, 21 ff. (Verf.).
2° Ferner Rachr.Bl. a. a. O. Taf. 4, 1.
21 s. diese Zeitschrift III, 1936, 388 Abb. 168; Rachr.Bl. a. a. O. Taf. 3, 1.
2ikl Nach freundlicher Zusammenstellung durch Dr. Z. Eckerle: vergl. seinen Aufsatz in
der „Badischen Vorzeit" 1937 über Mengen.
 
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