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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 13.1937

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Besprechungen
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Kraft, Georg: [Rezension von: K. Neckermann, Heimatscholle Vilchband - E. Wahle, Frühgeschichte]
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Eckerle, J.: [Rezension von: Karl Hofmann, Die germanische Besiedlung Nordbadens]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42015#0149

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Besprechungen

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des öfteren genannte Waldhüter Johann Lutz, ein „Scherbensucher" und Beobachter von
wissenschaftlicher Zuverlässigkeit und selbstloser Hingabe.
Die Ergebnisse zeigen eine recht ungleichmäßige Verteilung der Funde, wie das bei
der Abhängigkeit des früheren Ackerbaus vom Boden nicht anders zu erwarten ist. An-
deres mag darauf beruhen, daß eine in den Boden eingreifende Forschung nur in An-
fängen vorhanden ist. Bilchband selbst hat Siedlungen der jungsteinzeitlichen Donaukultur
geliefert (zu der Wahle auch die Rössener rechnet, deren nordische Komponente eine Son-
derstellung rechtfertigen würde), in der Bähe noch Grabhügel und spätkeltische Münzen,
aber noch keinen späteren Fund, kein frühgermanisches Grab. Zu um so größeren Hoff-
nungen berechtigen daher Grabungen wie die von Dr. Rach in Tauberbischofsheim, der
ein Flachgräberfeld der Hallstattzeit mit 31 Skelett- und Brandgräbern aufgeöeckt hat
oder neustens die von Wahle in Werbach. Ein solches Inventar (das man gerne auch
durch Steinbeile und römische Münzen vervollständigt sähe) gleicht einem Bauplan, Aus-
grabung und archäologische Bearbeitung der Funde dem Hausbau; möge er bald folgen,
guter Stoff liegt bereits vor. Ein wesentlicher Beitrag zur Erforschung der Hallstatbzeit
wäre auch die Veröffentlichung des Flachgrabes von Werbach mit dem „Menhir" als
Grabmal. So würde die Arbeit von Kost über Württembergisch-Franken ergänzt und eine
Anregung gegeben, die wertvollen Bestände des Würzburger Museums ebenfalls zu ver-
öffentlichen. G. Kraft.

Karl Hofmann, Die germanische Besiedlung Nordbadens. Heidelberg, Earl Winter s
üniversitätsbuchhandlung, 1937.
Das vorliegende Werk versucht, geschichtliche Überlieferungen, siedlungsgeographische,
archäologische und sprachwissenschaftliche Gesichtspunkte zu einem Gesamtbild der ger-
manischen Besiedlung Aordbadens zusammenzutragen. Mit aufopferndem Fleiß hat der
Verfasser weit zerstreut liegende Quellen erarbeitet, doch ist das Ergebnis, im ganzen be-
trachtet, recht unbefriedigend. An dieser Stelle seien nur vom archäologischen Standpunkt
aus einige notwendige Bemerkungen gemacht, ohne damit den Anspruch auf Vollstän-
digkeit erheben zu können.
Von verschiedenen Gesichtspunkten aus müssen gegen Arbeiten dieser Art schwere
Bedenken geäußert werden., Wo sichere Unterlagen etwa in der Form schriftlicher Über-
lieferung oder von Ausgrabungen fehlen, da dürfen Schlüsse nur mit Vorsicht gezogen
werden.
An einigen Beispielen seien die Gefahren aufgewiesen: Die vereinfachte Darstellung
des Ablaufs der vorgeschichtlichen Besiedlung des vom Vers., behandelten Raumes gerät
schon zu Beginn in ein gefährliches Fahrwasser, wo als „Träger jener ganzen Kultur"
(gemeint ist ältere Steinzeit bis ältere Eisenzeit) die Räter genannt werden (S. 1). Eben-
so vereinfacht ist die überaus schwierige Frage der Keltenwanöerungen. Schwer wird es
für den Verf. auch fein, „kunstvoll angelegte und ausgebaute Straßenzüge" der Kelten
nachzuweisen (S. 1).
Danach kommt der Verf. zu den ersten germanischen Siedlern in Nordbaden, den
Zimbern. Die sprachlichen Deutungen des Stammesnamens und die Ausdeutung der
,zimmern'-Orte stehen hier nicht zur Besprechung. Die daraus gezogenen Schlüsse jedoch
entbehren bis heute einer archäologischen Bestätigung mit Ausnahme der Weihinschriften.
Der Zusammenhang der Sage vom Riesenfpielzeug mit den Zimbern (S. 14) fordert
schärfsten Einspruch, weil nach der schriftlichen Überlieferung wie nach den Funden kel-
tischer Gräber die Kelten nicht „klein an Körpergestalt" waren (vgl. dazu etwa die Ar-
beiten von Hans F.K. Günther oder Otto Reche: Rasse und Heimat der Jndogermanen,
S.62ff.) und 2. weil der Wanderweg der Zimbern vom Meer her größtenteils durch ger-
manisches Siedlungsland führt, also die .Riesengestalt' der Zimbern gar nicht ausgefallen
sein könnte.
Ganz neu ist die Gründung der -heim und -ingen-Orte im I.Jahrh. (S. 18). Jeder
Beweis hierfür fehlt. Es geht daher auch nicht an, diese Siedlungen als den .Grundstock'
 
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