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Baumeister: das Architektur-Magazin — 8.1909/​1910

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Behrendt, Walter Curt: Bauten von Martin Elsässer
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Müller-Hurst, Ernst Hermann: Heinrich Metzendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.53857#0124

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DER BAUMEISTER • 1910, JULI.

in das Land hineinschauen, sind
Reihenhäuser, die hie und da An-
klänge an historische Stile nicht
verleugnen. Wenngleich sie in
Rücksicht auf ihre Entstehungszeit
auch architektonische Leistungen
sind, so haben sie doch ihrem
Erbauer recht wenig Freude und
Befriedigung eingebracht. Erst als
Heinrich Metzendorf seinem eige-
nen Genie ungezügelten Lauf
lässt, nachdem er sich völlig frei
macht von Schuldrill und Zeit-
gewohnheit, beginnt seine epoche-
machende Tätigkeit im Bauge-
werbe. Seine Werke atmen zu-
nächst Sturm und Drang. Mit
jugendkühnen, kernigfrohen, fär-
ben- und formenreichen Leistun-
gen erkämpft sich der Künstler
seinen Ruf. Dann allmählich
werden seine Bauten ernster, die
Silhouetten seiner Werke werden
geschlossener. Seine jüngsten
Gestaltungen weisen geradezu
mathematische Gemessenheit und
Schlichtheit auf.
Doch auch in diesen Werken
wahrt Metzendorf deutschen Cha-


♦Kirche in Mittelstadt.

rakter. Seine Formen verlieren nie die spezifisch deutsche
Poesie; nie sind an seinen Bauten derart kalte, international
wahre Formen zu beobachten, wie sie einem Olbrich eigen
waren.
Das Haus am Wald ist vor 10 Jahren fertiggestellt. In
dieser Zeit hat die Natur seine Mauern bereits ganz mit Grün
umkost; der geräumige Turm als Ecklösung ist ein Charak-
teristikum der Werke des Baumeisters aus der damaligen Zeit.
Die Erbauung der Häusergruppe Euler in Bensheim a. d. B.
liegt ebenfalls mehrere Jahre zurück. Hier handelt es sich
um eine Mietshausanlage. Die beiden Häuser sind, abge-

sehen von einigen kleinen Abweichungen in der Dachgestal-
tung, spiegelbildlich gleich und sind um ihre Zusammen-
gehörigkeit auch rein äusserlich zu kennzeichnen durch eine
Verbindungsrnauer, die auf beiden Seiten Durchgang gewährt,
zusammengeschlossen. Die übrigen Photographien bringen
neuere Werke Heinrich Metzendorfs. In Weimar hoch über
dem Ilmtale steht das Haus Specht. Es ist eine prächtige,
der städtischen Bauweise angepasste Villa in einer noch
prächtigeren Gegend. Durch die grossen Bogenfenster des
Wintergartens tritt das klassische Flusstal mit dem Goethe-
haus herrlich in die Erscheinung. Der offene Bogen an der



♦Fachschule und Museum in Schwab. Gmünd.

♦Arch. Martin Elsässer, Stuttgart.

Pfarrhaus in Kirchheim.
 
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