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Baumeister: das Architektur-Magazin — 8.1909/​1910

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Schoenfelder, Lothar Bruno Karl: Die Architektur Italiens, ein Ergebnis klimatischer Verhältnisse, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53857#0140

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DER BAUMEISTER = 1910, AUGUST.

linie seiner Giebel,
die Freiheit in der
Anordnung und Aus-
bildung von Mauer-
brüstungen alter Art.
Bis auf die Futter-
mauern in seinen
herrlichen Garten-
anlagen, erstrecken
sich die unabseh-
baren Vorteile sei-
nes Klimas, denn
auch sie lassen sich
in Italien mit gröss-
ter Leichtigkeit aus
dem gerade zur



lässt. Solche Schornsteine würden bei uns
niemals ziehen. Der daran angeschlossene
Ofen würde die Stube mit Rauch erfüllen.
Ja, selbst die Denkmäler, unsere Parks, die
Gas- und elektrischen Kandelaber werden
im Norden in ihrer Form und ihrer Aus-
gestaltung von der Frage der Abführung des
Wassers und des Schnees beeinflusst. Die
Gasrohre frieren ein, weil der im Gas ent-
haltende Wasserdampf sich in der Kälte kon-
densiert. Die Denkmäler hüllt man im Winter
in grosseHolzkästen ein. Die offenen Spring-
brunnen und Fontänen müssen zugedeckt

Hand liegenden Steinmaterial für Jahrhunderte
aufbauen, während bei uns auch hier wieder
der Feind, der heimtückische Frost, abzuweh-
ren ist, der selbst, wenn man ihn von der
Vorderseite der Mauern fernhält, im Bunde
mit der aus dem Erdreich in die Mauerporen
sich saugende Feuchtigkeit heimtückisch
seine zerstörbaren Wirkungen ausübt. Mil-
liarden brauchen in Italien nicht aufgewen-
det zu werden für das, was wir unter dem
Sammelbegriff des Frostschutzes zusammen
fassen. Dieser Kampf ist uns so gewöhnt,
dass man ihn kaum mehr als solchen empfin-
det. All dies Nachdenken auf konstruktivem
Gebiet hat bereits zu festen Handwerksregeln
geführt, die der einfachste Maurer kennt.
Und dennoch führt die irrtümliche Nicht-
anwendung des Frostschutzes noch in un-
gezählten Fällen zu Zerstörungen, die mit der
Zeit den nordischen Architekten abbringen
müssen von der Verwendung solcher Archi-
tektur-Motive, welche ihn zu kostspieligen
Aufwendungen für Frostschutz nötigen.
Dass die Frostfrage ihre Schatten weiter
wirft bis auf die Verlegung jedes Wasser-
rohres im Hause oder in der Erde ist selbst-
verständlich. Die Harmlosigkeit, mit der in
Genua in alten Stadtvierteln die Bleirohre
der Wasserleitung einfach auf die Aussen-
wände der Häuser gelegt sind, ist köstlich.
Ja, jeder Schornstein wird beeinflusst von
den Temperatur-Verhältnissen des Landes.
Wenn der Florentiner von heute zum eiser-
nen Ofen greift, weil die vielen verzärtelten
Fremden im Winter an die ungeheitzten,
oft recht kühlen Räume nicht gewöhnt sind,
so hilft er sich sehr einfach damit, dass er
ein eisernes Blechrohr aus dem Wohnraum
auf kürzestem Wege durch die Mauer nach
aussen führt und am Hause in die Höhe gehen

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