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Baumeister: das Architektur-Magazin — 8.1909/​1910

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Stiehl, Otto: Zehnter Tag für Denkmalpflege in Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.53857#0260

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Dresden die oben besprochenen Ergebnisse sächsischer
Heimatsschutzarbeit vor. Daran schloss sich eine von der
Stadtverwaltung dargebrachte wirkungsvolle Beleuchtung der
Porta Nigra.
Der zweite Tag begann mit der Wahl des Ortes für die
nächstjährige Tagung, für welche Danzig bestimmt wurde. Es
folgte eine kurze Aussprache über die Umgestaltung der Süd-
seite des Wormser Domes, als deren wesentliches Ergebnis zu
betrachten ist, dass zunächst Umgestaltungen daselbst über-
haupt nicht in Aussicht stehen. Daran schloss sich die Ver-
handlung über die Stilfrage bei Wiederherstellung alter
Baulichkeiten. Prof. Weber-Danzig vertrat die Forderung
des Anschlusses an historische Formen in sehr weitgehendem
Masse, wie es den Anschauungen auch der meisten Architekten,
die vom historischen Boden ausgehen, kaum mehr entspricht,
übrigens auch nicht der eigenen Tätigkeit des Vortragenden,
wie er in seinem Schlusswort hervorzuheben sich genötigt
sah. Wirksam war seine ideelle Verteidigung der Restauratoren
des XIX. Jahrhunderts insofern, als wir sie doch schliesslich
nicht an unseren Anschauungen messen dürfen, auch den Be-
deutenderen unter ihnen so manche Glanzleistung gelungen
ist, und sein Widerspruch dagegen, dass das Vorgehen der
Unbedeutenden unter ihnen immer wieder zu Angriffen gegen
die heutige historische Schule benützt wird. Dem Ruf nach
Betätigung modernen Stils bei Wiederherstellungen ist grösste
Vorsicht entgegenzusetzen, weil ein irgend fester Begriff des
modernen Stiles nicht besteht. Alte Kunstwerke aber sind zu
wertvoll, um zum Gegenstand von künstlerischen Versuchen
gemacht zu werden. Von der anderen Seite forderte Baurat
Rehorst-Köln, dass nur solche Teile in historischen Formen
restauriert werden, deren ursprüngliche Form unzweifelhaft
bekannt sei, alles andere in freier Art. Seine Behauptung,
dass wir den dazu nötigen, festbestimmten modernen Stil be-
reits besässen, konnte er freilich nur durch Anführung einzelner
bedeutsamer, aber unter sich ganz uneinheitlicher moderner
Bauten stützen. Auch er erkannte an, dass neben vielem
Verfehltem auch Anerkennenswertes im XIX. Jahrhundert ge-
leistet worden und dass die Erziehung des künstlerischen Nach-
wuchses an den alten Formen berechtigt sei, wollte aber in der
Anwendung historischer Formen nur „reproduktive Spezialisten-
arbeit“ setzen. Wie sehr aber solches Urteil durch einseitige
Auffassung des „historischen“ bedingt ist, zeigte seine weitere
Erklärung, dass es nicht nötig sei, alle altem.Formen zu ver-
gessen, dass aber liebevolle Beschäftigung mit der Aufgabe,
keine kompilatorische Arbeit zu fordern sei. — Das fordert als
selbstverständlich auch die historische Schule. — In der an-
schliessenden Besprechung verlangte Prof. Lange-München auf
Grund rein theoretischer Gedankengänge moderne Formen als
das Mittel, moderne Individualität auszusprechen. Prof. Stiehl-
Berlin hob dagegen hervor, dass der Geist jeder Zeit sich in
ihren Werken abspiegele, unabhängig von der Art der Einzel-
formgebung. Einen modernen Stil, als Gegensatz gegen den
historischen, haben wir zurzeit noch nicht, nur Ansätze zu
einem solchen. Was heute modern heisst, ist zurmguten Teil
wieder in hohem Masse von historischem Einfluss durchdrungen.
In dieser Entwickelung liegt eine gesunde Zukunft, die uns
hoffentlich bald dazu führt, gleichzeitig historisch,und mo-
dern zu bauen und wiederherzustellen. Geheimrat Professor
Gurlitt-Dresden suchte die behandelte Frage etwas krass auf
den Gegensatz: „Künstler oder Historiker“ zu bringen. Da-
gegen mahnten Prof. Dehio - Strassburg, Oberbürgermeister
Struckmann-Hildesheim, Prof. Clemen-Bonn teils vom moder-
nen, teils vom historischen Standpunkt ausgehend zur An-
erkennung der auf beiden Seiten gemachten Fortschritte, zur


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