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Hrft 2.
Das Buch für Alle.
Indessen — eine Reise nach China nimmt Zeit in
ohnehin morgen an meine Frau. Wenn Sie mir die
Vierde.
Vollständig umgekehrter 8cbaukeinotstoII mit darin hängendem
(5. 43)
Viertes Kapitel.
Es waren sehr seltsame
Tage, die jetzt für Reinhold
heraufzogen.
Wenn seine planlose und
abenteuerliche Flucht aus
Frankfurt schon als Ausfluß
einer jener Thorheiteu gelten
konnte, die aus Müßiggang
und Reichtum geboren wer-
den, so mußte er sich bei küh-
ler Ueberlegung sagen, daß der
Ankauf dieses verwunschenen
Heidehauses geradezu als Toll-
heit bezeichnet werden mußte,
erster Bewohner war ja nach
Erdmanns ein gemütskranker
entschieden südlich von Frankfurt."
Sein Erbauer und
den Andeutungen
Mann gewesen, dem inan eine Narrheit nachsehen
durfte, aber er selbst, der blühend gesunde Mensch,
den nur eine sentimentale Regung abseits führte, er
mußte sich wahrhaftig schämen, daß er für fünf-
tausend Mark dieses Haus und damit die Verpflich-
tung auf sich geladen hatte, eine schöne Sommerzeit
darin totzuschlagen.
So ungefähr dachte Reinhold, als er gegen
Sonnenuntergang dieses bewegten Tages in seinem
neuen Heim saß und auf die schimmernde Heide
„Sie gedenken wohl nicht
lange zu bleiben?"
„Nun, ein paar Monate
immerhin — —"
„Dann kann man es noch
nicht wissen. Ich sage also:
ans Wiedersehen!"
Damit verabschiedeten sich
die beiden voneinander. Ga-
bori ging eilig in der Rich-
tung der Station davon, ohne
sich ein einziges Mal nmzu-
blicken. Er war in tiefe Ge-
danken versunken, die nicht
sehr freundlicher Natur sein
konnten, denn über das dunkle,
bärtige Gesicht zuckte bisweilen
ein schlimmes Lächeln, und er
köpfte mit dem Schirm die am
Wege stehenden Blumen.
Damit war diese Sache erledigt. Gabori nahm
... . ... .. . - - - Rein-
die beiden Schreiben in Empfang und reichte
hold zum Abschied die Hand.
„Ich habe einen sehr angenehmen Tag mit Ihnen
verlebt," sagte er herzlich. „Der kleine Unfall, von
dem wir beide betroffen wnrden, wird mir eine
freundliche Erinnerung bleiben, und da ich Ihren
gegenwärtigen Aufenthaltsort jetzt kenne, darf ich
vielleicht die Hoffnung auf ein Wiedersehen ans-
sprccheu - "
Reinhold schüttelte kräftig die dargebotene Hand.
„Ich wüßte nicht, was mir angenehmer sein könnte.
Briefe anvcrtranen wollen, dann lege ich sie bei, und Anspruch. Es ist mir daher einigermaßen zweifel-
mciue Frau giebt sie in Wien auf. Wien liegt doch haft, ob Sie mich bei Ihrer Rückkehr aus dem fer¬
nen Osten noch hier antreffen werden."
so viel nüchterne Lebensauffassung hatte die Frank-
furter Luft ihm doch eingeimpft.
„Es bleibt dabei," sagte er. „Stecken Sie den
Mammon ein und stellen Sie mir ordnungshalber
eine Quittung aus. Soviel
Papier werde ich ja wohl bei
mir habcu."
Er tastete an seinen Ta¬
schen, machte plötzlich ein ver-
wundertes Gesicht und brachte
endlich zwei verschlossene >
Briefe zum Vorschein.
Es waren die beiden
Schreiben an das kaiserliche
Postamt und an den Rechts¬
anwalt Delius, die in Frank¬
furt aufgegeben werden soll-
ten und statt dessen in der
Brnsttasche stecken geblieben
waren.
Nach einem Augenblick ko¬
mischer Bestürzung brach
Reinhold in Lachen aus und
wandte sich an Gabori, der
inzwischen auf dem Sofa ge¬
sessen und die Verhandlungen
aufmerksam verfolgt hatte.
„Sehen Sie, wie der Zu¬
fall spielt," sagte er. „Diese
beiden Briefe enthalten die
Nachricht von meiner Reise,
verschweigen aber deren Ziel.
Wenn ich sie jetzt anfgcbe,
dann ersieht man sofort aus
dem Poststempel meinen gegen¬
wärtigen Aufenthalt, und das
wollte ich gerade vermeiden."
Gabori nickte. „Benützen
Sie doch den Wink des Schick¬
sals, Herr Werner. Ich würde
die Briefe einfach zerreißen,
das ist das sicherste Mittel, um jede Spur zu ver-
wischen. Ich meine, man soll nichts halb thun."
„Das geht doch wohl nicht gut," wendete Rein-
hold bedenklich ein. „Ich bin ja sozusagen bei Nacht
und Nebel ausgcrissen, und da könnte man schließ-
lich an ein Unglück oder an ein Verbrechen glauben."
„Steht in den Briefen gar nichts über die Rich-
tung Ihrer Fahrt?"
„Doch! Ich habe meinem Anwalt geschrieben,
daß ich nach Süden zu gehen gedenke. Das war
natürlich eine absichtlich falsche Angabe."
„Dann ist die Sache sehr einfach. Ich schreibe
Operation an einem im Zckaukslnotstall aukreckt siebenden Vierde. (8. 43)
Hrft 2.
Das Buch für Alle.
Indessen — eine Reise nach China nimmt Zeit in
ohnehin morgen an meine Frau. Wenn Sie mir die
Vierde.
Vollständig umgekehrter 8cbaukeinotstoII mit darin hängendem
(5. 43)
Viertes Kapitel.
Es waren sehr seltsame
Tage, die jetzt für Reinhold
heraufzogen.
Wenn seine planlose und
abenteuerliche Flucht aus
Frankfurt schon als Ausfluß
einer jener Thorheiteu gelten
konnte, die aus Müßiggang
und Reichtum geboren wer-
den, so mußte er sich bei küh-
ler Ueberlegung sagen, daß der
Ankauf dieses verwunschenen
Heidehauses geradezu als Toll-
heit bezeichnet werden mußte,
erster Bewohner war ja nach
Erdmanns ein gemütskranker
entschieden südlich von Frankfurt."
Sein Erbauer und
den Andeutungen
Mann gewesen, dem inan eine Narrheit nachsehen
durfte, aber er selbst, der blühend gesunde Mensch,
den nur eine sentimentale Regung abseits führte, er
mußte sich wahrhaftig schämen, daß er für fünf-
tausend Mark dieses Haus und damit die Verpflich-
tung auf sich geladen hatte, eine schöne Sommerzeit
darin totzuschlagen.
So ungefähr dachte Reinhold, als er gegen
Sonnenuntergang dieses bewegten Tages in seinem
neuen Heim saß und auf die schimmernde Heide
„Sie gedenken wohl nicht
lange zu bleiben?"
„Nun, ein paar Monate
immerhin — —"
„Dann kann man es noch
nicht wissen. Ich sage also:
ans Wiedersehen!"
Damit verabschiedeten sich
die beiden voneinander. Ga-
bori ging eilig in der Rich-
tung der Station davon, ohne
sich ein einziges Mal nmzu-
blicken. Er war in tiefe Ge-
danken versunken, die nicht
sehr freundlicher Natur sein
konnten, denn über das dunkle,
bärtige Gesicht zuckte bisweilen
ein schlimmes Lächeln, und er
köpfte mit dem Schirm die am
Wege stehenden Blumen.
Damit war diese Sache erledigt. Gabori nahm
... . ... .. . - - - Rein-
die beiden Schreiben in Empfang und reichte
hold zum Abschied die Hand.
„Ich habe einen sehr angenehmen Tag mit Ihnen
verlebt," sagte er herzlich. „Der kleine Unfall, von
dem wir beide betroffen wnrden, wird mir eine
freundliche Erinnerung bleiben, und da ich Ihren
gegenwärtigen Aufenthaltsort jetzt kenne, darf ich
vielleicht die Hoffnung auf ein Wiedersehen ans-
sprccheu - "
Reinhold schüttelte kräftig die dargebotene Hand.
„Ich wüßte nicht, was mir angenehmer sein könnte.
Briefe anvcrtranen wollen, dann lege ich sie bei, und Anspruch. Es ist mir daher einigermaßen zweifel-
mciue Frau giebt sie in Wien auf. Wien liegt doch haft, ob Sie mich bei Ihrer Rückkehr aus dem fer¬
nen Osten noch hier antreffen werden."
so viel nüchterne Lebensauffassung hatte die Frank-
furter Luft ihm doch eingeimpft.
„Es bleibt dabei," sagte er. „Stecken Sie den
Mammon ein und stellen Sie mir ordnungshalber
eine Quittung aus. Soviel
Papier werde ich ja wohl bei
mir habcu."
Er tastete an seinen Ta¬
schen, machte plötzlich ein ver-
wundertes Gesicht und brachte
endlich zwei verschlossene >
Briefe zum Vorschein.
Es waren die beiden
Schreiben an das kaiserliche
Postamt und an den Rechts¬
anwalt Delius, die in Frank¬
furt aufgegeben werden soll-
ten und statt dessen in der
Brnsttasche stecken geblieben
waren.
Nach einem Augenblick ko¬
mischer Bestürzung brach
Reinhold in Lachen aus und
wandte sich an Gabori, der
inzwischen auf dem Sofa ge¬
sessen und die Verhandlungen
aufmerksam verfolgt hatte.
„Sehen Sie, wie der Zu¬
fall spielt," sagte er. „Diese
beiden Briefe enthalten die
Nachricht von meiner Reise,
verschweigen aber deren Ziel.
Wenn ich sie jetzt anfgcbe,
dann ersieht man sofort aus
dem Poststempel meinen gegen¬
wärtigen Aufenthalt, und das
wollte ich gerade vermeiden."
Gabori nickte. „Benützen
Sie doch den Wink des Schick¬
sals, Herr Werner. Ich würde
die Briefe einfach zerreißen,
das ist das sicherste Mittel, um jede Spur zu ver-
wischen. Ich meine, man soll nichts halb thun."
„Das geht doch wohl nicht gut," wendete Rein-
hold bedenklich ein. „Ich bin ja sozusagen bei Nacht
und Nebel ausgcrissen, und da könnte man schließ-
lich an ein Unglück oder an ein Verbrechen glauben."
„Steht in den Briefen gar nichts über die Rich-
tung Ihrer Fahrt?"
„Doch! Ich habe meinem Anwalt geschrieben,
daß ich nach Süden zu gehen gedenke. Das war
natürlich eine absichtlich falsche Angabe."
„Dann ist die Sache sehr einfach. Ich schreibe
Operation an einem im Zckaukslnotstall aukreckt siebenden Vierde. (8. 43)