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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0115
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rxer in Frankfurt a. M. plötzlich am Herzschlag ver-
schiedene ehemalige preußische Finanzminister vr. Jo-
hannes v. Miquel war am 21. Februar 1828 zu
Neuenhaus in Hannover geboren, studierte in Heidelberg
und Jena die Rechte und ließ sich dann als Anwalt in
Göttingen nie-
der. 1894 wurde
er in die zweite
hannöversche
Kammer gewählt,
wo er hervorra-
gende Sachkennt-
nis in Finanzan-
gelegenheiten
und glänzende
Beredsamkeit ent-
faltete. Auch ge-
hörte er zu den
Gründern des
Deutschen Natio-
nalvereins. 1865
wurde er Bür-
germeister von
Osnabrück, 1867
auch nationalli-
berales Mitglied
des preußischen
Abgeordneten-
hauses und des
Norddeutschen,
später auch des
Deutschen Reichs-
tags, und er-
rang sich dort
eine hervorragende Stellung. 1870 siedelte er als Direktor
der Tiskontogesellschaft nach Berlin über, gab aber
diese Stellung drei Jahre später auf. Als er 1876 zum
Oberbürgermeister von Osnabrück gewählt wurde, legte
er auch sein Reichstagsmandat nieder, das er erst 1887
wieder annahm, um mit Bennigsen an
die Spitze der nationalliberalen Partei
zu treten. 1880 wurde er Oberbürger-
meister in Frankfurt a. M., 1890 über-
nahm er das preußische Finanzmini¬
sterium. Während der zehn Jahre seiner
Wirksamkeit als Finanzminister hat ersieh
durch die Steuerreform in Preußen hoch-
verdient gemacht und auch auf das
Finanzwesen des Reiches entscheidenden
Einfluß ausgcübt. Seine Amtsnieder¬
legung im Frühjahr 1901 erfolgte wegen
Scheiterns der Kanalvorlage. —
Nur wenigen Sterblichen ist es ver¬
gönnt, den achtzigsten Geburtstag in
solcher körperlichen und geistigen Rüstig-
keit zu feiern, wie dem berühmten Me-
diziner und Anthropologen Rudolf
Virchow. Geboren am 13. Oktober 1821
zu Schievelbein in Pommern,ward er 1843
Unterarzt an der Berliner Charits und
habilitierte sich 1847 an der dortigen
Universität. Wegen seiner regen Teil¬
nahme an der politischen Bewegung der
Zeit, wurde er 1849 von der Regierung
seiner Stelle enthoben und folgte einem
Ruf als Professor der pathologischen
Anatomie an die Universität Würzburg,
zu deren Zierden er bald zählte. 1856
kehrte er als ordentlicher Professor nach
Berlin zurück und schuf in dem damals
neu errichteten pathologischen Institut
einen Mittelpunkt für wissenschaftliche
Forschungen. Er ist der Begründer der
Cellularpathologie und förderte fast alle Teile der patho-
logischen Anatomie. Auch gründete er die Deutsche An-
thropologische Gesellschaft, deren Vorsitzender er seit
1870 ist, organisierte in den Kriegen von 1866 und
1870 71 die
ersten Sani¬
tätszüge,
machte weite
Reisen zum
Studium des
Aussatzes
u.s.w., entfal¬
tete eine
reiche schrift¬
stellerische
Wirksamkeit,
und sein
Weltruf ist
daher wohl¬
verdient.
Auch im po¬
litischen Le¬
ben hat er
sich stets eif¬
rig bethätigt

und als Abgeordneter im preußischen Landtag, im Reichs- j
tag und in der Berliner Stadtverwaltung im fortschritt-
lichen Sinne gewirkt. —
An die Stelle des verstorbenen Mc Kinley ist der
bisherige Vizepräsi-
dent Theodor
Roosevelt getre-
ten, der nun bis
zum Jahre 1904 als
Präsident die Re-
gierungsgeschäfte der
Vereinigten Staaten
führen wird. Roose-
velt steht erst im
43. Lebensjahre. Er
ist 1858 in New'Jork
geboren, studierte an
der Harvard-Univer-
sität" Geschichte und
Rcchtskunde und
warf sich dann mit
großem Eifer auf
die politische Lauf-
bahn. Sein Unge-
stüm und seine Ge-
radheit traten schon
damals hervor, als
er als junger Abge-
ordneter von 'Al-
bany die Geschäfts-
und seiner Genossen
als gemeinen Diebstahl denunzierte. Besondere 'Aner-
kennung erwarb er sich später als Polizeichef von New 'Jork
durch die Thatkraft, mit der er den zahllosen Mißbräu-
chen in Polizei- und Stadtverwaltung zu Leibe ging.
Als der spanisch-amerikanische Krieg ausbrach, zog er als
Oberst des von ihm gebildeten Regimentes der „Wil-
den Reiter" nach Cuba mit ins Feld. Nach der Rückkehr
wurde er Gouverneur von New Jork und machte sich

bei der Korruptionsclique in der Stadtverwaltung so ver-
haßt, daß diese ihn, um ihn kalt zu stellen, zum Vize-
präsidenten wählte und ihm so wider Willen den Weg
zur höchsten Würde bahnte. --

Die Zusammenkunft Kaiser Wilhelms II. mit
dem Zaren Nikolaus fand auf dem Meere vor der
Danziger Bucht statt und verlief unter den freundschaft-
lichsten Formen. Schon um 8 Uhr morgens verließ der
Kaiser auf seiner Jacht „Hohenzollern" den Ankerplatz
der deutschen
Flotte vor HAa,
um seinem hohen
Gaste entgegenzu¬
fahren. Bald nach
10 Uhr kam die
russische Kaiser¬
jacht „Standard"
in Sicht. Als sie
längsseits der
„Hohenzollern"
erschien,intonier¬
ten die Musik¬
kapellen die
Nationalhymne,
und drei Hurras
wurden zur Be¬
grüßung ausge¬
bracht, während
die Begleitschiffe
den Kaisersalut
feuerten. Nach¬
dem der zum
Ehrendienst be¬
fohlene Flügel¬
adjutant Graf
Platen sich auf
dem „Standard"
gemeldet hatte,
begab sich der
Zar mit Gefolge in feiner Gig an Bord der „Hohen-
zollern". Kaiser Wilhelm erwartete seinen hohen Gast
am Fallreep. Die beiden Majestäten begrüßten und
umarmten sich auf das herzlichste. Darauf fand die
Vorstellung der beiderseitigen Gefolge
und der "Offiziere der „Hohenzollern"
statt. Die beiden Majestäten waren,
auf der Kommandobrücke der „Hohen-
zollern" stehend, weithin sichtbar, Kaiser
Wilhelm in russischer Admiralsuniform,
Zar Nikolaus in deutscher Admirals-
uniform mit dem Bande des Schwarzen
Adlerordens. Die Majestäten begaben
sich hierauf auf das Promenadenveck, wo
sie in eifrigem Gespräch bis zur Früh-
stückstafel verblieben, welche um l Uhr
stattfand. Am Nachmittag erfolgte die
Besichtigung der in Paradestellung lie-
genden deutschen Flotte durch die bei-
den Monarchen, und dann verabschie-
dete sich der Zar von Kaiser Wilhelm, um
auf den „Standard" zurückzukehren. —
Der Besuch des Zaren und der Zarin
in Frankreich schloß sich der Danziger
Zusammenkunft an. Das russische Kaiser-
paar betrat zuerst den Boden der be-
freundeten Republik in der nordfranzö-
sischen Hafenstadt Dünkirchen und reiste,
nachdem dort Begrüßung und Empfang
durch den Präsidenten Loubet stattgefun-
den hatte, nach Compisgne, um im dor-
tigen Schlosse als Gäste Frankreichs
Wohnung zu nehmen. Das berühmte
und geschichtlich denkwürdige Schloß von
Compisgne hat zwei sehr verschiedene
Fassaden. Die, welche nach dem Park
auf eine sehr schöne Terrasse hinausgeht,
hat nur ein Stockwerk; 49 Fenster öffnen
sich im Erdgeschoß und im ersten Stock und gestatten
einen Blick auf das Grün der wunderbaren Gärten. Die
Fassade, die aus die Stadt hinausgeht, ist um einen
Stock höher; der Platz vor dem Schlosse hat die Form
eines Vier-
ecks, er ist
mit alten, sehr
schönen Lin-
denumgeben
und mit Ra-
sen bepflanzt.
Die Ausdeh-
nung dieser
Residenz und
die Pracht
ihrer Säle
lassen sie für
eine könig-
liche Woh-
nung sehr ge-
eignet er-
fcheinen.
Sehr reich ist
auch der
künstlerische

Vas Scklok in Lompiögne.

3oß. v. Miquel,
ehemaliger preußischer künaneminister 4.

Kaiser lAlkelin II. unö lar Nikolaus II. an korö äer „köoßenrollern".
Nach einer Photographie von t. Lellgmann, Kokphotograph in Mühlhausen i. LH.

kniffe des Eisenbahnkönigs Gould

lkuäoli Virckoco.
Nack einer Photographie non kl. C. Schaar-
coäckter, iöokpkotograpk in Berlin.

^lisvllor sioossvelt,
,1er neue Präsident der Vereinigten Staaten von
Nordamerika.
 
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