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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0141
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132

Das Buch für Alle.

Heft 5.

Eine sehr originelle Sehenswürdigkeit wurde den
Besuchern des sogenannten Wurst Marktes zu Dürk-
heim a. d.H. durch eine von der Sektkellerei Wachenheim
aufgestellte Riesen-Champagnerflasche geboten.
Das eigenartige Bauwerk, dessen Raumgehalt ungefähr das
Hunderttausendfache einer wirklichen Champagnerflasche



lliesen-Lkampagnerkiascks auk äem llurkkieimer iöursimcnkt.
Nack einer Photographie von Christian kerbet, löokpiiotograpk
in tdormx.


betrug, barg in seinem unteren Teile ein in gotischem
Stil gehaltenes Probierzimmer, einen Miniaturrats-
keller mit sechsteiligem Kreuzgewölbe. Thür und Fenster
hatten kunstvolle Glasfüllungen, auf denen die Ent-
stehung des Champagners von der Rebe bis zum ge-
brauchsfertigen Zustande dargestellt war. Die auf einem
zeltartig überdeckten Sockel stehende Flasche konnte etwa
fünfzig Gäste in ihrem Innern aufnehmen. —
Aus Anlaß einer Meinungsverschiedenheit, die zwi-
schen dem deutschen Kaiser und der Stadtverwaltung von
Berlin wegen der künstlerischen Gestaltung einer für den
Friedrichshain geplanten monumentalen Brunnenanlage
entstanden ist, wurde der Name des Berliner Stadtbau-
rats Ludwig Hoffmann, von dem der Entwurf zu
jenem Kunstwerk herrührt, wieder vielfach in der Oeffent-
lichkeit genannt. Hoffmann, der am 31. Juli 1852 in
Darmstadt geboren wurde, muß unter die hervorragendsten
zeitgenössischen Architekten gerechnet werden. Schon im
Jahre 1884 wurde bei Gelegenheit einer Konkurrenz um
die Bebauung der Museumsinsel der von ihm eingereichte
Entwurf von der preußischen Regierung angekauft. Und
bald nachher ging Ludwig Hoffmann als Sieger aus
dem Wettbewerb um die Erbauung des deutschen Reichs-
gerichts in Leipzig
hervor, das nach sei¬
nen Plänen errichtet
wurde und unge¬
teilte Anerkennung
sand. 1896 zum
Stadtbaurat von
Berlin erwählt, fand
Hoffmann in der
" Hauptstadt des
Deutschen Reiches
vielfache Gelegen¬
heit zur Bethäti-
gung seiner Geschick¬
lichkeit und seines
guten Geschmacks,
so daß ihm in ge¬
rechter Würdigung
seiner Leistungen auf
der diesjährigen
Berliner Kunstaus¬
stellung die goldene
Medaille zuerkannt
werden konnte. —
Einen schönen
Erfolg Humanitären
Strebens bedeutet
die Errichtung der deutschen Heilstätte in dem be-
kannten Schweizer Luftkurort Davos (Graubünden),
deren Eröffnung bereits für die allernächste Zeit in
Aussicht genommen ist. Sie ist dazu bestimmt, minder-
bemittelten deutschen Lungenkranken ohne Unterschied
der Konfession die Möglichkeit der als einzig zweckmäßig
anerkannten Anstaltsbehandlung zu bieten. Die Anstalt
steht unter dem Ehrenvorsitz des deutschen Gesandten in


Bern, D. A.
v. Bülow, und
des bayerischen
Ministerresiden-
ten in Bern, Gra-
sen Ed. Montge-
las. An der Spitze
des geschäfts-
führenden Vor-
standes befindet
sich der deutsche
Vizekvnsul in Da-
vos, Burchard,
und als Chef-
arzt ist der Stabs-
arzt a. D. Brecke
berufen, der
mehrere Jahre
die Volksheil-
stätte Grabowsee
geleitethat. Dank
der thatkräftigen
Unterstützung
durch viele be-
deutende Aerzte,
Universitäts-
lehrer und an-
dere angesehene
Persönlichkeiten
konnte die Bau-

l)ie äeutscke Keilstätte kür Iningenkrcinks in Davos (Sckioeir).





llarl Uasäeker.

llgnes Uailner -j-.

Vie Niweiliung äer neuen prinrregentenbrüclre in lllüncken.
Nacü einer Photographie von Max Stukiler, söokkunstkandlung in München.

chen ist ein neues stattliches Brückcnbauwerk errichtet
worden, dessen feierliche Einweihung in Gegenwart des
Prinzregenten, der Mitglieder des königlichen Hauses,
des diplomatischen Corps und der höchsten Behörden
vor sich ging. Nachdem der Erzbischof von München-
Freising den kirchlichen Segensakt vollzogen und eine
Ansprache gehalten hatte, übergab Prinzregent Luitpold
die Brücke an die Stadt München, in deren Namen
Bürgermeister v. Borscht mit einer Dankesrede und
mit einem Hoch auf den Prinzregenten antwortete.

summe vollständig aus freiwilligen Beiträgen aufgebracht
werden. Die Pläne, die auf dem Tuberkulosekongreß
in London viel Anerkennung fanden, sind von dein
deutschen Ingenieur Wetzel in Davos entworfen und
ausgeführt worden. Die Anstalt liegt in einiger Ent-
fernung von den Davoser Kurorten bei der Bahnstation
Wolfgang, durch Berge und alten Nadelholzbestand ge-
schützt, nach Süden frei mit schönem Ausblick auf den
Davoser See und den Kurort. Für den Anfang sind
80 Betten vorhanden, von denen 40 für männliche und
40 für weibliche Patienten in zwei besonderen, durch
einen Mittelbau verbundenen Pavillons untergebracht
sind. —
Eine der bekanntesten Erscheinungen aus dem alt-
berlinischen Theaterleben ist mit Frau Agnes Wall-
ner, der Witive des bekannten Schauspielers, Theater-
direktors und Schriftstellers Franz Wallner, aus dein
Leben geschieden. Am 22. Dezember 1824 in Leipzig
geboren und seit 1848 mit
Franz Wallner vermählt,
feierte die nun mit 77 Jah-
ren Verstorbene lange Zeit
hindurch in den großen
Rollen der früher so be-
liebten französischen Scn-
sationsdramen bedeutende
künstlerischeTriumphe. Seit
1876 ihres Gatten beraubt
und seit Jahrzehnten nicht
mehr schauspielerisch thätig,
bewahrte sich Agnes Wall-
ner doch bis an ihr Lebens-
ende das regste Interesse
für alle Erscheinungen
und Vorgänge auf dem
Gebiete des Theaters. —
Unter jene bescheidenen Berühmtheiten, die sich, ohne
bahnbrechende Genies oder auch nur besonders hervor¬

der Abfassung neuer Reisehandbücher beschäftigt, und es
wäre überflüssig, heute noch etwas zum Lobe dieser treff-
lichen Führer zu sagen, die sich durch ihre Reichhaltigkeit,
Gründlichkeit und Zuverlässigkeit längst jedem Reisenden
unentbehrlich gemacht haben. Der Verlag ging nach
dem Tode Karl Baedekers an seine Söhne über und
wurde 1872 nach Leipzig verlegt; der Name seines Be-
gründers aber ist durch die weltbekannten roten Bände,
die mit ihrer unerschöpflichen Fiille von Ratschlägen
dem Tou¬
risten so
viel Zeit,
Geld und
Verdrie߬
lichkeit er¬
sparen,
wohl noch
auf lange
Zeit hin¬
aus vor
dem Ver¬
gessenwer¬
den gesi¬
chert. —
An Stelle
der vor
zwei Jah¬
ren bei
Hochwas¬
ser einge¬
stürzten
Prinz¬
regen¬
tenbrücke
in Mün¬
chen ist ein

ragende Geister zu sein, durch die energische Durch-
führung eines glücklichen Gedankens wertvolle Verdienste
um Zeitgenossen und Nachwelt erworben haben, muß
auch der schlichte Buchhändler Karl Baedeker ge-
zählt werden, seit dessen Geburt nunmehr ein Jahr-
hundert verflossen ist. Die große Verbreitung der Murray-
schen Reisehandbücher beim englischen Touristenpublikum
hatte dem jungen Baedeker, nachdem er im Jahre 1827
in Koblenz eine Buchhandlung gegründet, die Idee ein-
gegeben, ein deut¬
sches Reisehand¬
buch zu schreiben.
Und der Erfolg
dieses ersten Ver¬
suches, der sich
naturgemäß noch
in ziemlich be¬
scheidenen Gren¬
zen halten mußte,
war ein so er¬
mutigender, daß
bald eine Reihe
weiterer Bände,
die „Rheinreise",
die „Schweiz",
„Belgien, Hol¬
land und Paris",
„Oesterreich und
Oberitalien",
„Tirol und Salz¬
burg" und viele
andere folgen
konnten. Bis zu
seinem am
4. Oktober 1859
erfolgten Tode
war der selbst
unermüdlich
Reisende und
Notizen Sam¬
melnde mit der
Verbesserung der
vorhandenenund

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt Uebersetzungsrecht Vorbehalten Hcrausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Theodor Freund in Stuttgart,
Druck und'Verlag der Union Deutsche Verlagsgcsellschaft in Stuttgart.
 
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