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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 14
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0359
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356

Das Bu ch für All e.

Lfeft 14.




Victor kugo.

und 1870/71 die Vorwürfe lieferten. Hünten hatte Ge-

legenheit, alle drei Feldzüge, den von 1866 als Land- nach der Einnahme von Peking durch die internationalen
wehroffizier bei der Main-Armee, mitzumachen, und seine Truppen geflüchtet hatten, wieder in die chinesische

Sinrug äss Kaisers unä der kaHsrin-kegentin von Sturm in Peking.

Hauptstadt zurückgekehrt. Der Kaiser Hal die fre-mden
Gesandten in feierlicher Audienz empfangen und ihre
Beglaubigungsschreibens entgegengenommen. Der trmm-

Uebungen der kür Metr neu errickteten Makckinengevoetir-klbteiiung: Vas kickten 6er
Malckinengeroebre.
Nack einer pholographie von t0aiter Zacobi in Metz.

Dams cis Varis ein
lebensvolles Kul-
turgemälde des
mittelalterlichen
Paris schuf, hat er
auchinDeutschland
zahlreiche Bewun-
derergefunden. Die
farbenprächtige
Schilderung des
Orients in den
Orientales.die >845
Ferdinand Freilig-
rath übersetzte, be-
fruchtete dessen
Jugendpoesie.Auch
der schließlich sieg-
reiche Kampf, den
Victor Hugo jahre-
lang mit den Waf-
fen des Geistes
gegen den verkapp-
ten Cäsarismus
Louis Napoleons
führte, gewann ihm
viele deutsche Sym-
pathien. —
Der chinesische
Kaiser Kuang-ßü
und die Kaiserin-
Regentin Tsu-Hßi sind von Singanfu, wohin sie sich

phierende Einzug des Kaisers und der Kaiserin-
Regentin durch d as Chienm en lhor in Peking war
ein höchst farbenprächtiges und eindrucksvolles Schau
spiel. Die verschiedenen Uniformen gelb, rot und
blau — der Begleitmannschaften, die bunten im Winde
flatternden Banner, die blitzenden Schwerter und Lanzen
alles wirkte zusammen, um den Vorgang äußerst malerisch
zu machen. Hinter der berittenen Leibgarde, die dem
zusammengeströmten Volke
befahl, niederzuknieen und
den Kotau zu machen, kamen
die mit dem gelben Drachen
geschmückten kaiserlichen
Sänften. Die des Kaisers
wurde von sechzehn Män¬
nern getragen, die alle in
reichverzierte Seidengewän¬
der gekleidet waren. Sie
war mit schweren Seiden¬
stickereien und Edelsteinen
geschmückt. Kerzengerade
saß der Kaiser darin mit
dem versteinerten Gesicht
einer Statue. Er sah immer
starr gerade aus, kein Blick
streifte seine Unterthanen,
die vor ihm im Staube
lagen. Die Kaiserin-Regentin dagegen, die in der folgen
den Sänfte kam, förmlich überflutet von gelber, mit
Drachen verzierter Seide, war lebhaft und aufmerksam.
Ihre dunklen Augen funkelten wie Feuer, nichts entging
offenbar ihrem aufmerksamen Blick. Als dritte folgte die
Kaiserin, zum Schluß der Thronerbe und die Prinzen
von kaiserlichem Geblüt. Die Angehörigen der fremden
Gesandtschaften sahen dem fesselnden Schauspiele von
der großen Mauer herab beim Chienmenthore zu.

malerischen Schilderungen erhielten dadurch eine außer-
gewöhnliche Naturwahrheit, die sie sehr vorteilhaft vor
vielen anderen künstlerischen Erzeugnissen desselben Stoff-
gebiets auszeichnet. 1878 wurde
Hünten Mitglied der Berliner
Akademie und 1879 Professor.
Die Feldherrnhalle des Berliner
Zeughauses schmückt ein von seiner
Hand Herrührendes Gemälde der
Schlacht bei Königgrätz. —
Eine wichtige militärische Neue¬
rung bedeutet die in der deutschen
Armee teilweise bereits erfolgte,
teils noch im Werke begriffene
Einführung von Maschinen¬
gewehr-Abteilungen. Die
umfassenden Versuche, die unter
der Leitung des Generalobersten
Grafen v. Häseler bei den jüngsten
Belagerungsmanövern in der Um¬
gebung von Metz mit dem neuen
Maschinengewehr, Modell nach
System Maxinr, gemacht worden
sind, haben durch ihren befriedigen¬
den Verlauf zu diesem Ergebnis
geführt. Der wesentlichste Vorzug
des neuen Geschützes besteht in
seiner außerordentlichen Leichtig¬
keit, die gestattet, daß ein Ma¬
schinengewehr bequem von zwei
Soldaten getragen und deshalb
unter Ausnutzung jeder durch Un¬
ebenheiten des Bodens, Strauch¬
werk u. s. rv. gebotenen Deckung
in die Feuerlinie gebracht werden
kann. Das kleine Geschütz, eine
Art Kugelspritze, für welche die
gewöhnliche Jnfanteriepatrone
zur Verwendung kommt, kann 400
bis 600 Schüsse in der Minute
abgeben. Der Rückstoß ist zum au¬
tomatischen Oeffnen und Schließen
der Kammer und zum Auswerfen
der gebrauchten Patronen ausge¬
nutzt. Man hat berechnet, daß
eines dieser Maschinengewehre
die Leistung von 30 Schützen voll¬
bringt. Die neuerrichteten Ma¬
schinengewehr - Abteilungen be¬
stehen ausje 3 Offizieren, 45 Mann,
39 Pferden, 4 Maschinengewehren,
2 Munitions- und 1 Bagage¬
wagen. —
In Paris rüstet man sich, am
26. Februar den hundertsten Ge¬
burtstag VictorH u g o s glänzend
zu begehen. In Deutschland hat
Victor Hugo, in dem die Franzo¬
sen den größten Dichter ihrer
Nation während der Regierungs¬
zeit Napoleons III. verehren, sehr
an Ansehen eingebüßt, als er
sich 1870 71 und in dem Roman
1/^.nnss tsrridls in Tiraden gegen
Deutschland und übertriebenen
Verherrlichungen der eigenen Na¬
tion erging, deren Maßlosigkeit
für jeden Menschen von Urteil
nur komisch wirkte. In der Zeit
seines besten Schassens, als er mit
glühender Begeisterung in den
OrisntalW den Freiheitskampf der
Griechen gegen den türkischen Be¬
drücker feierte, als seine Jugend¬
dramen OromrvsII, Uarion äs
Vorme, Usrnani, l.s roi s'amuss,
die französische Bühne revolutio¬
nierten, und er im Roman Notes

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Uebsrseyungsrecht Vorbehalten. Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Theodor Freund in Stuttgart,
Truck und Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellsch ast in Stuttgart
 
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