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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 22
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0545
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r^ie Enthüllung des Denkmals König Lud-
" wigs I. von Bayern in Regensburg gestal¬

tete sich für die altberühmte Donaustadt zu einem bedeut-

statl, Severo war voll von

von der Luftschiffahrt sehr wenig

lll.5evews-.

5evero; liuktlckllk „pax" vor 6er Kataltroplie.


Vie Cnttiüllung des llsnkmal; König lluduigs I. von lloysrn in llegensburg:
vorbeiniaricii des N. Znicintsrieregiment; vor dem llrinrregenten.
Nack Siner pkoiegrnpiiis von Lari llittniar, iöoipkoiograpk in Itsgen5i>urg.

SedenINaiel am Zterbeiiaus
lludroig llnrengrubsr; in penring.
Nack einer piioiegrnpiiie von N. iisck-
ners koibuckkanlllung <U?. Miilisr)
in Vvien.

Ludwig v. Miller und zeigt den König im reichen Krö-
nungsornat. Seine Rechte hält das Scepter, der Aus-
druck des Gesichtes ist ernst. Das Reiterstandbild, das
eine Höhe von 3
Meter hat, ruht
auf einem Sockel
aus Untersberger
Marmor von l'/-
Meter Höhe. Der
Stein trägt auf
derVorderseitedie
Inschrift: „Lud-
wig I, König von
Bayern," und auf
der Rückseite: „Er-
richtet von der
dankbaren Stadt
Regensburg."
Nach der Enthül-
lung des Denk-
mals fand der
Vorbeimarsch des
in Regensburg lie-
genden II. Infan-
terieregimentes
statt, den unser
Bild darstellt. —
DerVersuchdes
brasilianischenAb-
geordnetenM.Se-
vero, mit sei-
nem Luftschiff
„Pax"dieErfolge
feines Landsman-
nes Santos Du-
mont zu überflü-
geln, hat zu einem
schweren Unglück
geführt. Der ver-
wegene Mann, der
nach dem Urteil
Sachverständiger
, , , ,, , , ,.„ verstand, vor allem
gar keine Erfahrung besaß, hat bei dem ersten Aufstiege
in Paris nebst den: ihn begleitenden Ingenieur Sachet
den Tod gefunden. Severo kam nach der Seinestadt, nach-
dem Sanlos Dumont den Deutsch-Preis von 100,000 Fran-
ken für dreimalige Umkreisung des Eiffelturmes ge-
wonnen, sich dann aber mit den:
Pariser Aeroklub entzweit hatte
und nach Monaco gegangen war,
wo er bekanntlich ebenfalls bei¬
nahe verunglückt wäre. Severo
war nicht, wie sein vom Schicksal
begünstigter Landsmann, reich,
sondern besaß nur ein bescheidenes
Vermögen, das er vollständig für
den Bau seines lenkbaren Ballons
„Pax" verwendete. Das Luftschiff
ähnelte in der Form dem Dumont-
schen, ivar aber bei einem Inhalt
von 1866 Kubikmeter und einer
Oberfläche von 876 Quadratmeter
bei weitem größer und hatte statt
einer Schraube deren zwei — je
eine vorn und hinten, sowie zwei
Motoren, von denen der größere
20, der kleinere 16 Pferdekräfte
entwickelte. Gefüllt war der Ballon
mit reinem Wasserstoff. Severo

machte den ersten Probeaufstieg am 7. Mai, wobei sein
Luftschiff an Seilen festgehalten wurde. Es beschrieb
einen Kreis von 100 Meter Durchmesser und gehorchte
dem Steuer tadellos. Dieser Erfolg ermutigte den
Brasilianer derartig, daß er ankündigte, er werde an
dem nächsten windstillen Tage frei aufsteigen und über
Paris segeln. In der That machte er fein Wort wahr.
Der Aufstieg fand bei dem Paradeplatz im Süden der
französischen Hauptstadt —
Hoffnung und Zuversicht,
und anfangs ging auch
alles gut. Der Ballon
machte in der Luft eine
Anzahl Wendungen und
flog dann auf Jssy zu.
Als er sich gerade über
der Avenue du Maine
befand, schien etwas am
Steuer in Unordnung zu
geraten. Er begann sich
um sich selbst zu drehen,
dann schoß plötzlich eine
Flamme aus der Hülle
hervor, ein lauter Knall
folgte, und daS Luftschiff
stürzte wie ein Stein auf
die Straße herab. Severo
und sein Begleiter Sachet
waren sofort tot. Was
die Explosion verursacht
hat, wird wohl nie mit
Bestimmtheit festgestellt
werden können. —
In dem Wiener Vor¬
orte Penzing ist das
Haus Gyrowetzstraße 10,
in dem Ludwig An¬
zengruber während
der letzten Jahre seines
Lebens wohnte und wo er auch starb, mit einer Gedenk-
tafel geschmückt worden. Der große deutsche Volks-
dichter, der in seinen Tragödien und Komödien, seinen
Romanen und Kalendergeschichten das kernige Bauern-
geschlecht Oberösterreichs und das gutherzige, leicht-
lebige Wienertum aus treu teilnehmendem Herzen mit
ergreifender Lebenswahrheit geschildert hat, konnte in
dem fchlichten einstöckigen Haus die glücklichste Zeit
seines an Not und Kämpfen reichen Daseins verleben.

samen Feste, dem die Anwesenheit des Prinzregenten
Luitpold eine besondere Weihe verlieh. Das Denkmal
des kunstsinnigen Bayernkönigs hat in besonderem Grade
auch eine nationale Be¬
deutung. Bei Regensburg,
auf einer hochragenden
Stelle des Donauufers, er¬
hebt sich, wie bekannt, die
Walhalla, der „Tempel
deutscher Ehren", zu dem
König Ludwig I. am 18. Ok¬
tober 1830, dem 17. Jahres¬
tage der Leipziger Völker¬
schlacht, den Grund legte
mit dem Segenswunsche:
„Mögen so, wie diese Steine
sich zusammenfügen, alle
Deutschen kräftig zusam¬
menhalten !" Schon als
Kronprinz, als er mit tief¬
stem Widerwillen in der
Armee Napoleons, des Pro¬
tektors des Rheinbunds,
gegen Oesterreich mitkäm¬
pfen mußte, faßte König
Ludwig I. den Gedanken
zur Erbauung der Wal¬
halla. Sie sollte seiner
Ueberzeugung monumen¬
talen Ausdruck geben, daß
der deutsche Geist, der Jahr-
hunderte hindurch sich zum
Ruhme des Vaterlands
machtvoll und kraftvoll
bethätigt hatte, sich aus dieser Zeit der
Schmach wieder aufraffen werde zu
Kraft und Ansehen und Ruhm. Schon
damals erteilte er an Rauch, Schadow,
Fr. Tieck und andere Bildhauer Auf-
träge für dis Büsten deutscher Männer,
die dann in dem fertigen Ruhmestem-
pel Aufstellung fanden, als Napoleons
Joch längst abgeschüttelt, die deutsche
Einheit aber immer noch ein frommer
Wunsch patriotischer Geister war. 1842
wurde die hochragende Säulenhalle ein-
geweiht; unter den Teilnehmern am
Weiheakt befanden sich Prinz Wilhelm
von Preußen, der nachmalige erste Kaiser
des neugeeinten Deutschen Reiches, und
Prinz Luitpold, unter dessen Beisein
nunmehr das Reiterstandbild König Lud¬
wigs in Regensburg die Weihe empfing.
Dasselbe erhebt sich vor dem herrlichen
Dom der ehrwürdigen Bischofsstadt. Es
ist eine Schöpfung des Erzbildners Fer-
dinand v. Miller und des Erzgießers

5everos llustickllk „pax" nack der Kataiiroplis.
Hier hat er noch einige seiner besten Volksstücke ge-
schrieben; hier erlebte er mit inniger Befriedigung, wie
seine Dramen sich siegreich das deutsche Theater erober-
ten, um dessen Gunst er in der Jugend umsonst zuerst
als Schauspieler, dann als Dramatiker geworben hatte;
hier eröffnete sich ihm die befriedigende Thätigkeit als
Dramaturg des neuen deutschen Volkstheaters in Wien.
Auch in diesen Jahren glücklichen Behagens lebte er
in stiller Zurückgezogenheit mit den Seinen, schucht
und einfach, ganz hingegeben seinem Wirken als Dichter
und Volksmann. Als solcher war er auch ein treuer
Vorkämpfer des deutschen Schulvereins. Die Männer-
ortsgruppe „Hietzing" des Vereins hat die Gedenk-
tafel gestiftet. Sie ist vom Bildhauer Juch junior
hergestellt und aus lichter Bronze gegossen. Das Bild-
nis des Dichters in Hochrelief giebk seine Züge lebens-
treu wieder. Ein größeres Denkmal ist ihm schon
früher in Wien errichtet worden. Tas größte Denkmal
aber, dauernder als Erz, hat er sich selbst in seinen
Werken errichtet, von denen der Eotta'sche Verlag
in Stuttgart eine wohlfeile Volksausgabe veranstaltet
hat. —
 
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