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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 22
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0546
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546

Das Buch für Alle.

Heft 22.



Die Feier des fünfzigjährigen Jubiläums der Marine- !
infanterle in Kiel war gleichzeitig mit der Enthüllung !
eines Denkmals für die gefallenen China-
kämpfer des 1. Seebataillons verbunden, das
eine bleibende Erinnerung an das heldenmütige Ver-

llenkmcil kür die gekcillenen Cliincikänipker de; I. Seebataillon;
in lilel.
Nack einer Photographie von S. Nenaril in Kiel.
halten des Bataillons während der chinesischen Wirren
1901 02 sein soll. Der Gedenktag gestaltete sich zu einer
würdigen militärischen und patriotischen Feier, an der
außer den jetzt dienenden Angehörigen des I. See-
bataillons auch die ehemaligen Kameraden von der
Marineinfanterie, sowie die Vertreter der Zivil- und
Militärbehörden Kiels teilnahmen. Das Denkmal besteht
aus einer Pyramide von Felsblöcken, auf deren Gipfel
ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen sitzt. An der
Vorderseite ist eine Tafel aus Granit mit der Inschrift
und den Namen der in China Gefallenen angebracht.—
Die stetig wachsende Größe der Schnelldampfer, welche
dem Ozeanverkehr zwischen Europa und Amerika dienen,
hat die Hamburg-Amerika-Linie, die bedeutendste Schiff-
fahrtsgesellschaft der Welt, gezwungen, in Cuxhaven an
der Elbemündung eine neue Hafenanlage zu schaffen,
da der Tiefgang der gewaltigen Schiffskolosse ein der-
artiger ist, daß sie nicht mehr in den Hamburger Hafen
einlaufen können. Nachdem jetzt der neue Schnell-
dampferhafen in Cuxhaven mit allen dazu ge-
hörigen Quaibauten, Wartehallen, Betriebs- und Ver-
waltungsgebäuden und den nötigen Bahnanschlüssen
fertiggestellt ist, wird der Schnelldampferdienst der
Hamburg-Amerika-Linie dorthin verlegt werden. Für
das dauernd nach Cuxhaven übersiedelnde Personal der
Schiffahrtsgesellschaft ist in Söse eine Kolonie mit
100 Beamtenwohnungen, in Cuxhaven selbst ein eigenes

Der neue Sclmelldainpkerhaien in Luxtiaven.
werden eingefangen, auch wenn sie einen Maulkorb tragen,
und nach drei Tagen getötet, falls sie ihre Besitzer nicht
abholen und die gesetzliche Strafe zahlen. Was thun'i
Tägliche Bewegung braucht auch ein Hund, um gesund
zu bleiben; sonst ließ man die lieben Tiere einfach mehrere
Stunden auf die Straße, da konnten sie sich austoben;
jetzt müssen sie immer in Begleitung und an der Leine
ausgeschickt werden. Nicht jedem macht es Freude, seinen
Hund im Straßengewühl an der Leine zu führen, ältliche
und kränkliche Personen, deren es viele unter den Hunde-
liebhabern und -liebhaberinnen giebt, sind dazu wohl
auch außer stände; ein Ersatz durch Angehörige oder
Dienstboten ist nicht immer zu beschaffen. Da hat sich
nun ein eigenartiger Erwerbszweig ausgebildet, der

Hack einer Photographie von köan; Nreuer in löambnrg.
möchten an jeder Straßenecke Halt machen. Während
ein großer Bernhardiner mit gravitätischen Schritten
langsam dahinwandelt, trippelt ein kleiner Pintscher
oder Mops schweißtriefend nebenher. Auch gehen
manche der Tiere kampflustig auf ihre Kameraden oder
auj ihnen begegnende Hunde los. Der eine Teil der
Schützlinge des Wärters wendet sich dahin, der andere
dorthin. Die Arme des Wärters werden auseinander-
gezerrt, und die Leinen verwickeln sich. Da heißt es aus-
passen und teils zart, teils energisch sein. Beneidens-
wert ist sein Amt nicht, und er ist. abends froh, wenn er
den letzten Pflegling getreulich abgeliefert hat. Je ge-
wissenhafter er verfährt, um so zahlreicher aber wird
sein Kundenkreis und damit sein Verdienst.

Stadtviertel mit 400 Arbeiterwohnungen und außerdem
ein Heim für pensionierte Angestellte erbaut worden.—
In Berlin mußte vor kurzem ein Hund als tollwutver-
dächtig gelötet werden, und die Sektion bestätigte den Ver-
dacht. Da der tolle Hund möglicherweise schon andere
Hunde gebissen haben tonnte, verhängte der Polizeipräsi-
dent zur Sicherung des Publikums über Berlin eine drei-
monatliche Hundesperre, die sich der gesetzlichen Bestim-
mung gemäß auch auf die Ortschaften im Umkreise von
4 Kilometer um Berlin erstreckt. Alle Hunde müssen wäh-
rend dieser Zeit auf der Straße an der Leine geführt wer-
den, was natürlich große Unannehmlichkeiten für die Be-
sitzer der Tiere mit sich bringt. Frei herumlanfende Hunde

vielen Personen Verdienst giebt. Eine ganze Anzahl
von Leuten hat den Beruf eines Hnndewärters er-
griffen. Ein solcher führt gegen ein Entgelt von 10 bis
30 Pfennig die Stunde alle Hektors, Amis, Putzis,
Flöckchens, Barrys u. s. w. spazieren. Verlangt die
betreffende Herrschaft, daß der Hund allein mit-
genommen wird, so erhöht sich der Betrag für die Auf-
sicht; kann der Wärter ein halbes Dutzend oder mehr
mit sich führen, so stellt er den Preis billiger. Er macht
dabei trotzdem ein sehr gutes Geschäft. Allerdings ist sein
Amt nicht leicht. Die Hunde sind an Alter, Größe, Rasse
und Charakter sehr verschieden. Die einen wollen eilig
fortstürmen, andere lieben größere Behaglichkeit und

Ee»srd;mäklger 6unds»äcker in kerlin »ährend der köundekperre. Nack einer Original»«--- von C. köoiang.

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Uebersetzungsrecht Vorbehalten.
Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Theodor Freund in Stuttgart, Druck und Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
 
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