Litt einer schweren Lungenentzündung verstarb uner-
I-K warteterweise der in weitesten Kreisen beliebte Erz-
bischof Or. Siinar von Köln, nachdem er den dortigen
erzbischöflichen Stuhl nur 2hi Jahr eingenommen hatte.
Hubertus Theophil Simar wurde am 14. Dezember 1835
in Eupen als Sohn eines Kaufmanns geboren. Nach-
dem er in Bonn und in München Theologie studiert,
ging er ins Priesterseminar in Köln, empfing dort am
2. Mai 1859 die Priesterweihe und wurde Kaplan in
Dietkirchen. Seine wissenschaftlichen Neigungen und der
Umfang seiner Kenntnisse drängten und eigneren ihn zum
Universitätslehrer. Im Jahre 1860 habilitierte er sich
als Privatdozent in Bonn, und Ende 1864 wurde er
dort zum außerordentlichen Professor, Oktober 1880 zum
ordentlichen Profes¬
sor ernannt. Nach
mehr als dreißig¬
jähriger akademi¬
scher Thätigkeit
folgte er im Juni
1891 der an ihn er¬
gangenen Berufung
auf den Bischofs¬
stuhl von Paderborn,
wo er Nachfolger
des Bischofs Drobe
wurde. Ungern schied
er von seinen Stu¬
dien, seinen Studen¬
ten, seinen Büchern,
bald aber füllte der
neue Wirkungskreis
seine Seele aus, uud
wieder wurde es
ihm schwer, seinen
Posten aufzugeben,
als am 24. Oktober TirbUckol llr. köubsrtu; Simar -s.
1899, nach dem Tode
des Kardinals Krementz, das Domkapitel von Köln ihn
zum Erzbischof wählte. Am 20. Februar 1900 wurde
Erzbischof Simar feierlich in sein neues Amt einge-
führt, und es wird in weiten Kreisen bedauert, daß
er es so bald wieder verlassen mußte. —
Unter den von den deutschen Truppen aus China
mitgebrachten alten astronomischen Instrumenten ist das
kostbarste Stück der Himmelsglobus, der jetzt vor
dem Orangeriegebäude im Park zu Sanssouci
aufgestellt worden ist. Er hat wenig wirklichen, aber
hohen Altertumswert, denn er stammt aus dem bereits
1279 unter der Herrschaft Kublai Khans angelegten
Pekinger Observatorium und war für die damalige Zeit
in wissenschaftlicher wie kunstgewerblicher Hinsicht ein
Meisterstück. Als etwa
vier Jahrhunderte spä¬
ter mit den Jesuiten¬
missionaren europäische
Bildung am chinesischen
Hofe zu Ansehen kam,
wurde der Himmels¬
globus nebst anderen
alten Instrumenten aus
der Pekinger Sternwarte
entfernt und sand auf
der Mauer der kaiser¬
lichen Stadt seinen Platz,
wo er ziemlich unbe¬
achtet stand, bis ihn die
Deutschen sortholten.
Der chinesische Himmels¬
globus, der vor seiner
Aufstellung im Park von
Sanssouci erst einer
durchgreifenden Wieder¬
herstellung in der Bild¬
gießerei von Martin
und Piltzing in Berlin
unterzogen werden
mußte, ist aus Bronze,
hat einen Umfang von
5,82 Meter und ruht in
einem Gehäuse, das aus
zwei wagerechten und
einem senkrechten Me¬
tallring gebildet wird.
Der mittlere reich ver¬
zierte Bronzering, der
einen Durchmesser von
2ss Meter besitzt, wird
von dem unteren mittels
vier kräftiger Konsolen
getragen. Die Himmels¬
kugel selbst ist von
Längen- und Breiten¬
graden durchzogen und
mitplastisch aufgesetzten,
vergoldeten Sternen be¬
deckt, während die Milch¬
straße durch einen breiten
matten Streifen darge-
stellt wird. In einem Bronzekasten am untersten Ring
befindet sich ein Drehwerk zur Bewegung der Himmels-
kugel. Das Gewicht des Ganzen beträgt nicht weniger
als 90 Zentner. —
Zu einer großartigen Kundgebung patriotischen
Empfindens gestaltete sich die Einweihung des
Burschenschaftsdenk¬
mals bei Eisenach.
Den großen Anteil, den
die deutsche Burschen¬
schaft an der Pflege des
Ideals der deutschen Ein¬
heit auch in Zeiten der
Reaktion gehabt hat,
sollte das Denkmal zum
Ausdruck bringen, für
das in den Kreisen der
Burschenschafter, der ak¬
tiven und der alten Her¬
ren, nahezu 110,000 Mark
aufgebracht wurden. Der
kraftvolle, turmartig auf¬
strebende Rundtempel er¬
hebt sich auf der links
vom Marienthal frei ge¬
legenen Göpelskuppe, ge¬
genüber der Wartburg,
auf der am 18. Okto¬
ber 1818 die Allgemeine
Deutsche Burschenschaft
gegründet wurde. Neun
starke dorische Säulen
umschließen die hohe
runde Halle und tragen
auf gewaltigem Architrav
eine in der deutschen
Kaiserkrone gipfelnde cy-
lindrisch aufstrebende
Kuppel. In Riesenbuch¬
staben ist der Wahlspruch
der Burschenschaft „Frei¬
heit, Ehre, Vaterland" in
denArchitrav eingemeißelt.
Die Köpfe Hermanns
des Befreiers, Karls
des Großen, Luthers,
Albrecht Dürers, Goethes und Beethovens schauen vom
Tambour der Kuppel hinaus in die thüringischen Lande.
Neber dem Portal des Jnnenranms prangt die Inschrift
„Dem geeinten Vaterlande". Auf den Wänden der Ge-
dächtnishalle sind die Namen aller hervorragenden
Männer verewigt, die seit dem Untergang des alten
Ms Liliuwilumg äs; kurictienickaktsäenkmals bei Siienacli.
Nack einer pkotograpiüe von Carl Kenias, krokpliofograpli in Liienack.
Deutschen Reichs an der Verwirklichung der Einigung
des Vaterlandes mitgewirkt haben. Zwischen den Sta-
tuen Kaiser Wilhelms I., Bismarcks, Moltkes und Roons
steht die des Herzogs Karl August von Weimar, des
Beschützers der Burschenschaft bis zu ihrer Unterdrückung
durch die Karlsbader Beschlüsse. Das Denkmal hat mit
Ebineiücker Mminekglobuz vor äsm vrangeriegsbäulis im park von Sansiouci.
Nack einer piioiograviiis von Selle L iiunhe, iöokplioiogravksn in Potsdam.
Einschluß des breiten terrassenförmigen Unterbaus eine
Höhe von 36 Meter; die steinerne Grundfläche, auf der
es sich erhebt, mißt 2000 Geviertmeter. Schöpfer des Denk-
mals ist der Dresdener Architekt Wilhelm Kreis. Zur Feier
der Einweihung waren über dreitausend alte und junge
Burschenschafter, viele in Begleitung ihrer Damen, in
Eisenach eingetroffen.
Einundsechzig reichs-
deutsche und gegen fünf-
zig österreichische Bur-
schenschaften waren ver-
treten. Die reichgestickten
Banner derselben, von
Chargierten im Wichs
getragen, flatterten über
dem Zug, der alle Fest-
teilnehmer vereinte und
sich zur Einweihungs-
feier unter Trompetenge-
fchmetter aus den Stra-
ßen Eisenachs heraus auf
die Göpelskuppe begab.
Von Mitgliedern der
Jenaer Burschenschaften
„Arminia" und „Germa-
nia" wurde die alte histo-
rische Burschenschafts-
fahne und das alte
Bundesschwert im Zuge
voran getragen. Die Fest-
rede hielt der Kunsthisto-
riker ProfessorHeyck. Am
anderen Morgen zog man
auf die Wartburg. Hier
beschwor ein alter silber-
haariger Burschenschaf-
ter ausSiebenbürgen,der
Stadtpfarrer 4)r. Obert
aus Kronstadt, die Er-
innerungen, welche die
alte Landgrafenburg mit
den ruhmvollsten Epo-
chen deutscher Geschichte
verbindet. Als der Red-
ner mit der Mahnung
schloß, vor der alten Bur-
fchenfahne das Gelöbnis
auf die Ideale Freiheit,
Ehre, Vaterland zu er-
neuen, stimmte die Ver-
sammlung das Lied
„Deutschland, Deutsch-
land über alles" an. —